Dinkelvorteige
Die Reinheit des „DINKEL“
Für viele Menschen mit Weizenunverträglichkeiten ist Dinkel die bevorzugte Alternative. Doch bei der Herstellung von Dinkelprodukten ist die Reinheit des verwendeten Dinkels von größter Bedeutung.
Der Dinkel, auch als „Ur-Weizen“ bekannt, kommt in drei Hauptsorten vor, die sich durch ihre Reinheit und ihre Backeigenschaften unterscheiden:
- Frankenkorn: Diese Sorte ist eine Rückkreuzung alter Dinkelsorten und gilt als der reinste Dinkel. Ihre Reinheit macht sie besonders wertvoll für Backwaren.
- Oberkulmer Rotkorn: Eine Auslese einer alten Schweizer Landsorte, die für ihre Qualität und ihre Backeigenschaften geschätzt wird.
- Schwabenkorn: Eine Rückkreuzung des Roten Tirolers, entwickelt von der Universität Hohenheim, bekannt für ihre Robustheit und Anpassungsfähigkeit.
Backtechnische Eigenschaften von Dinkel
Um die Verarbeitungseigenschaften zu verbessern und die Frischhaltung zu verlängern, wird die Vorteigführung bei Dinkel empfohlen. Ein Vorteig, wie z.B. Pâte Fermentée oder ein Dinkelvorteig, kann helfen, die Textur des Endprodukts zu verbessern und die Frischhaltung zu verlängern. Die Vorteigführung trägt auch zur Geschmacksentwicklung bei und verbessert die Gesamtqualität des Brotes.
Proteingehalt und Feuchtklebergehalt
- Proteingehalt: Dinkel enthält typischerweise etwa 12-15% Protein, was ihn in der Regel in einem ähnlichen Bereich wie Weizenmehl mit höherem Proteingehalt (z.B. 13-15%) einordnet. Der genaue Wert kann je nach Dinkelsorte und Anbaugebiet variieren.
- Feuchtklebergehalt: Der Feuchtklebergehalt von Dinkel liegt in der Regel bei etwa 20-30%. Dieser Wert kann ebenfalls schwanken, abhängig von der Sorte und den Anbaubedingungen. Der Kleber von Dinkel ist weniger stabil als der von Weizen, was bedeutet, dass er weniger elastisch und widerstandsfähig gegenüber mechanischer Beanspruchung ist.
Handhabung und Verarbeitung
- Kleberstruktur: Dinkelkleber ist im Vergleich zu Weizenkleber weniger stabil und neigt dazu, schneller seine Struktur zu verlieren. Während der Dinkelkleber geschmeidig und dehnbar ist, reagiert er empfindlich auf Überknetung. Zu lange Knetzeiten oder zu intensives Kneten können dazu führen, dass der Teig seine Struktur verliert, was zu Problemen bei der Verarbeitung führen kann.
- Frischhaltung: Dinkelprodukte neigen dazu, schneller trocken zu werden und haben oft eine kürzere Frischhaltedauer im Vergleich zu Weizenprodukten. Dies liegt daran, dass der Dinkelkleber weniger Wasser bindet und die Krume schneller austrocknen kann.
Die Vorteigführung bei Dinkel
Die Vorteigführung bei Dinkel unterscheidet sich wesentlich von der bei Weizen. Da der Dinkelkleber weich und empfindlich ist, muss er während der Quellphase vor weiterem Abbau geschützt werden. Deshalb ist es wichtig, den Dinkelvorteig kalt anzusetzen und zu lagern.
Rezept für Dinkelvorteig:
- Wasser: Nicht wärmer als 10°C
- Teigausbeute: 200%
- Hefe: 0,1-1%
- Abstehzeit: 16-24 Stunden
Hinweis:
Da Dinkel besonders in der Bio-Produktion eine große Rolle spielt, suchen viele nach natürlichen Alternativen zu Ascorbinsäure, die in herkömmlichen Rezepturen verwendet wird. Eine gute, natürliche Alternative ist Acerolakirschpulver. Dieses Pulver kann in kleinen Mengen, etwa 0,1% der Teigmenge, dem Teig hinzugefügt werden. Es unterstützt nicht nur die Verbesserung der Teigqualität, sondern hilft auch dabei, das Brot länger frisch zu halten.
Fazit
Die Verarbeitung von Dinkel ist eine Herausforderung, die durch die richtige Vorteigführung gemeistert werden kann. Die sorgfältige Vorbereitung des Dinkelvorteigs und die Wahl der richtigen Sorten tragen entscheidend zur Qualität des Endprodukts bei. Durch die Beachtung dieser Tipps kannst du die besonderen Eigenschaften des Dinkels optimal nutzen und genussvolle, lange frisch bleibende Backwaren herstellen.
11 Kommentare
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Peter
Wer Links über Dinkel bewertet, sollte mindestens
Prof. Dr. Katharina Scherf und ihre Dissertation zum Dinkel und Weizenvergleich sowie “Freispruch für modernen Weizen? – Gluten im Weizen: Was sich nach 120 Jahren Züchtung verändert hat” kennen.
Für mich gilt “Umweltbedingungen sind entscheidender als die Sorte”. Eiweißgehalt mindestens 13 %.
Die Promotion von Scherf ist ein Glücksfall und das Schwert zum Zerschlagen der beiden Lager Weizengläubigkeit kontra Dinkelgläubigkeit gegen ihre Allein- und Richtigkeitsanmaßung.
LG Peter
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Michael
Hallo allerseits!
Zum Thema „Die Reinheit des Dinkels“ möchte ich allen Interessierten den folgenden Beitrag ans Herz legen:
https://www.foodfibel.de/blog/dinkel-statt-weizen/
Damit dürfte die Sorte „Franckenkorn“ draussen sein…
LG, Michael
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Schorsch Mildenberger
Danke Michael,
für den Hinweis. Das ist eine spannende Auseinandersetzung, aber die Debatte scheint mir doch noch unentschieden. Eine kleine Recherche zeigt bald, dass es so einfach nicht ist. Insofern sind die markigen Worte der Foodfibel vielleicht doch mit einem Fragezeichen zu versehen.
Die Expert*innen der Uni Hohenheim sind hier doch vorsichtiger.
Besten Gruß
Schorsch
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Annett Poussin
Hallo Dietmar,
da mein Mann kein Weizen verträgt, bin ich auf Dinkelmehl umgestiegen. Bis jetzt gelingt mir alles recht gut, nur der Dinkelvorteig bereitet mir Probleme. Ich führe ihn kalt (ca. 15h im Kühlschrank). Er reagiert jedoch überhaupt nicht. Das Volumen nimmt nicht zu und Gasbläschen entwickeln sich auch nicht. Ich arbeite nicht mit Bio Hefe! Lasse ich den Dinkelvorteig bei 20°C reifen, verhält er sich normal wie ein Weizenvorteig. Was mache ich falsch! Dann habe ich noch eine andere Frage. Nachdem ich mein Anstellgut gefüttert habe (Roggen und Dinkel), stelle ich es nach ca. 8 h wieder in den Kühlschrank. Dort fällt es mir nach zwei Tagen zusammen. Ist das normal?
Bevor ich es vergesse: Vielen Dank für Deine Homepage mit all den hilfreichen Informationen und tollen Rezepten!!!
Liebe
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Dietmar Kappl
Hallo Annett,
DANKE mache ich gerne 🙂
1) Lasse deinen Vorteig einmal so lange bei Raumtemperatur stehen, bis das Volumen um 50% zunimmt! Erst danach stellst du diesen in den Kühlschrank und parkst diesen dort bis zur Weiterverarbeitung! Die Vorteige bekommen Aufgrund der zu kühlen Kühlschranktemperaturen keine Reife zustande!
2) Ich empfehle dir deinen gefütterten Sauerteig bereits nach 4-5 Stunden wieder in den Kühlschrank zu stellen! Das dieser zusammenfällt ist eigentlich normal, aber der hat mehr Kraft wenn du diesen etwas früher kühl stellst.
Lg. Dietmar
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Petra C.
Oh schade… kein Dinkelbrot-Rezept? habe bei meiner Suche nur diesen Eintrag gefunden. Dinkelbrot mit Kartoffeln wäre doch mal was…? 🙂
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Dietmar Kappl
Ich bin gerade etwas im Verzug mit allen Rezepten, aber in den nächsten Tagen “muss” ich einmal einige Leserwünsche abarbeiten – da wird sicher etwas auch mit Dinkel dabei sein 😉
Lg. Dietmar
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Alex Schlager
Servus Didi,
vielen Dank für deine Hinweise.
Mein Dinkelvolkorn-Rezept habe ich aus dem Buch von Günther Weber. Und die Frischhaltung ist schon sehr gut. Aber man will halt auch mal was anderes versuchen.
Wenn du dir die Mühe machen willst, würde ich mich über ein Rezept freuen.
Liebe Grüße.
Alex
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Dietmar Kappl
Mach ich gerne 🙂
Lg. Dietmar
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Alex Schlager
Hallo Didi,
wollte dich fragen bezüglich Dinkelvorteig.
Bisher nehme ich für meine Dinkelvollkornbrot, um Feuchtigkeit ins Brot zu bringen, ein Brühstück mit Dinkelflocken. Der Sauerteig wird mit Dinkelschrot vermengt. Dadurch ergibt sich eine merkliche Verbesserung was die Haltbarkeit betrifft und durch die Dinkelflocken neigt das Dinkelbrot auch nicht zum Krümeln.
Kann man zusätzlich noch einen Vorteig ansetzen?
Wie hoch könnte man den Anteil für den Vorteig wählen?
Danke und liebe Grüße.
Alex
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Dietmar Kappl
Hallo Alex,
es gibt ein Vorteigverfahren, wo kochendes Wasser über das Dinkelmehl gegossen wird! Mit dieser Technik werden 40% der Mehlmenge mit 60% Wasser als Brühstück zubereitet. Durch das Überbrühen des Dinkels werden die Mehlbestandteile sofort aufgeweicht, und das heiße Wasser dringt sehr schnell in die Stärkekörner ein! Dadurch bilden sich Zuckerstoffe, die für eine intensive Bräunung sorgen. Außerdem bringst du insgesamt mehr Wasser in den Hauptteig, was zu einer längeren Frischhaltung führt.
Anleitung: 500g Dinkelmehl /700g Wasser
Wasser zum Kochen bringen, und sofort über das Dinkelmehl schütten. In der Rührmaschine mit dem Knethacken zu einem Vorteig mischen (das gemischt Brühstück sollte eine Temp. über 60°C aufweisen – nur so kann die Stärkeverkleisterung und die Vorverquellung des Glutens vollständig ablaufen).
Zugedeckt kann das Brühstück eine Woche lang bei 2-5°C gelagert werden 🙂
Ps. Wenn du willst, dann blogge ich dir ein Rezept nach Ostern!
Lg. Dietmar
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