Cuvèe Sauerteig
Perfekte Balance für Weizenbrote
In der Welt des Brotbackens gibt es viele Methoden, aber die Cuvee-Sauerteigführung stellt eine besonders faszinierende Technik dar, die für Weizenbrote entwickelt wurde, die sowohl aromatisch als auch sehr mild im Geschmack sind. Diese Methode kombiniert gekonnt die Vorteile von Roggen- und Weizenmehl in einem präzise abgestimmten Zwei-Stufen-Verfahren. Das Ergebnis ist ein Brot mit einer harmonischen Balance, die sowohl geschmacklich als auch texturlich überzeugt.
Ein harmonisches Zusammenspiel von Zutaten
Die Cuvee-Sauerteigführung basiert auf einer sorgfältig abgestimmten Mehlmischung von zwei Dritteln Weizenmehl und einem Drittel Roggenmehl. Diese Kombination schafft nicht nur eine ausgezeichnete Triebkraft, sondern verleiht dem Brot auch ein dezentes, ausgewogenes Aroma ohne ausgeprägte Säurespitzen. Diese Methode orientiert sich an der Detmolder 2-Stufen-Führung, weicht jedoch in der zweiten Stufe von der Tradition ab, indem sie Weizenmehl anstelle von Roggenmehl verwendet. Das Ergebnis sind Weizenbrote, die durch ihre milde, aber dennoch komplexe Geschmacksnote bestechen – besonders wenn sie über eine lange, kühle Gare geführt werden.
Das Zwei-Stufen-Verfahren im Detail
Die Herstellung des Cuvee-Sauerteigs erfolgt in zwei klar definierten Stufen, die jeweils spezifische Eigenschaften und Anforderungen haben:
1. Stufe: Grundsauer
- Teigausbeute: 160-170
- Sauerteigtemperatur: 22-23°C
- Reifezeit: 12-18 Stunden
- Anstellgutmenge: 2-5%
In dieser ersten Stufe wird Roggenmehl verwendet, um den Sauerteig eine robuste Basis zu verleihen. Roggenmehl unterstützt die Entwicklung eines starken und stabilen Sauerteigs, der als Fundament für die zweite Stufe dient.
2. Stufe: Vollsauer
- Teigausbeute: 200-230
- Sauerteigtemperatur: 32°C
- Reifezeit: 3 Stunden (kann je nach Temperatur variieren)
In der zweiten Stufe wird die Basis mit Weizenmehl ergänzt. Die Weizenmehlzugabe sorgt für eine zusätzliche Triebkraft und eine weichere Krume. Es ist wichtig zu beachten, dass sich die Reifezeit des Vollsauers verlängert, wenn die Temperatur niedriger ist. Beispielsweise dauert die Reifezeit bei 28°C Sauerteigtemperatur etwa 4 Stunden.
Die Kunst der feinen Balance
Der Cuvee-Sauerteig ist eine meisterhafte Technik, die speziell für Weizenmischbrote und reine Weizenbrote entwickelt wurde. Durch die lange und kühle Reifung entfaltet der Sauerteig ein vollmundiges und harmonisches Geschmacksprofil, das die Säure auf ein Minimum reduziert. Diese Methode ist besonders geeignet für Brote, die eine sanfte Säure und ein ausgewogenes Aroma haben sollen.
Das Ergebnis ist ein Brot mit einer wilden Krume und einer knusprigen Kruste. Die Cuvèe-Sauerteigführung ermöglicht es, Weizenbrote zu kreieren, die sowohl geschmacklich tiefgründig als auch angenehm mild sind. Diese Technik bietet eine perfekte Balance zwischen Geschmackstiefe und feiner Säure und ist daher ideal für alle, die ein Brot suchen, das sowohl aromatisch als auch sanft im Ausdruck ist.
Fazit
Die Cuvee-Sauerteigführung stellt eine raffinierte Methode dar, um Weizenbrote mit einer feinen Balance zwischen Aroma und Säure herzustellen. Die Kombination von Roggen- und Weizenmehl in einem präzise abgestimmten Zwei-Stufen-Verfahren sorgt für ein Brot, das durch eine harmonische Geschmackstiefe und eine angenehme Milde besticht. Für Liebhaber von mildem, aber geschmacklich komplexem Brot ist der Cuvèe-Sauerteig die ideale Wahl und bietet eine außergewöhnliche Möglichkeit, die Kunst des Brotbackens auf ein neues Niveau zu heben.
31 Kommentare
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Sebastian
Hey Dietmar
Kann ich die Vollsauerstufe auch mit Dinkel (Dinkel Ruchmehl) machen? Oder packt der Dinkel die Temperaturen nicht so gut? Ich entwickle gerade ein Brotrezept, und eigentlich soll der Teigling auch noch später in die Gärverzögerung, nun bin ich aber nicht sicher, ob das dem Dinkel nicht alles zu viel wird und er da gar keinen Bock drauf hat;-). Wieviel % würdest du bei kalter Gare Dinkel grundsätzlich versäuern?
LG, Sebastian
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Sebastian
Hallo Dietmar,
hatte den Versuch schon vor deiner Rückmeldung gestartet: 1000g Mehl (950g Dinkel Ruch / 50g R960); 15% Versäuerung, GS TA170 mit 50g R960 für 12h, VS TA210 mit 100g Dinkel Ruch, 3h bei 32Grad, 5% MKS mit TA400, Schüttwasser 435g, 20min Fermentolyse, langsames Kneten bis Lösung Kesselwand, 80g Bassinage, TA total inkl. MKS 180; TT 25 Grad konstant in der Stockgare. Soweit alles super,kam selten so gut klar mit dem Dinkel. Stockgare lief erst sehr gut, viermal D&F, Teig hatte für Dinkel eine wirklich gute Spannung & Struktur. aber dann: aus dem Nichts fängt der Teig irgendwann an sich zu zersetzen, er hat geblubbert (!) und seine Struktur in kurzer Zeit komplett verloren. Volumenzunahme lag da aber erst bei ca. 30-40%; Habe dann noch versucht auf Spannung zu formen, aber da hat es auch vor sich hingeblubbert und geklebt. Habe dann noch in der Form gebacken, Krume deutlich sauer und gleichzeitig geschmacklos; Meinst du ob das zusammenhängt mit dem VS bei 32 Grad, so dass der vielleicht zu aktiv oder abgefressen war? Kann man Dinkel nicht nur zu viel kneten sondern auch zu viel falten?
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
mache folgendes:
– Autolyse und keine Fermentolyse
– 2 Stufe im Sauerteig nicht über 28°C
Beides wird dir helfen ein stabiles Teiggerüst zu bekommen.
Lg. Dietmar
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seb.stodolny@gmail.com
Hey Dietmar,kann ich den Vollsauer auch mit Dinkel führen für ein Dinkelbrot? und dann auch bei diesen Temperaturen? Oder packt der Dinkel das nicht so gut?
LG, Sebastian
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Sebastian
Hey Dietmar,kann ich den Vollsauer auch mit Dinkel führen für ein Dinkelbrot? und dann auch bei diesen Temperaturen? Oder packt der Dinkel das nicht so gut?
LG, Sebastian
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
bitte auf 28°C reduzieren – 32°C werden bei 3Sdt zu hoch sein 😉
32°C sind auch Problematisch in der weiteren Teigherstellung.
Lg. Dietmar
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Sebastian
Hallo Dietmar, ich meinte den Kommentar von 11:46 Uhr der gelöscht werden soll, da steht meine Email Adresse anstatt mein Name. Also die ursprüngliche Frage. Das wäre super. Ich danke dir 🙂
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Dietmar Kappl
Könntest du die Frage noch einmal stellen – wenn ich den Namen lösche, lösche ich zugleich die Frage 🙁
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Sebastian
Klar,habe ich direkt oben nochmal gemacht ☺️
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
klar geht genau so, aber die Sauerteigtremperatur würde ich nicht über 28°C ansetzten – sicher besser für den Dinkel 😉
Lg. Dietmar
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Sebastian
Hallo Dietmar
Ich kann leider nicht immer jedes Mini Detail selber ausprobieren, so viel Brot können wir selber nicht essen oder verschenken ;-). Deshalb hier eine kurze Frage:
GS mit TA160/2%/18Std. vs. TA170/5%/12Std.
Ist ersteres dann schon am absoluten Limit des Säuregrads mit sehr kräftigen Aromen oder ist das Endergebnis nur leicht anders als die milde Version? Sollte man TA160 eher wählen wenn der Roggenanteil im Brot etwas höher ist und TA170 eher wenn der Weizenanteil etwas höher ist?
Liebe Grüße,
Sebastian
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
im Cuvèe bitte in der Roggenstufe (1) TA 160-170 und in der Weizenstufe (2) TA 200-210
Hoffe ich habe deine Frage richtig verstanden.
lg. Dietmar
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Sebastian
Guten Morgen Dietmar,
habe mich etwas zu kompliziert ausgedrückt. Gibt es Vorteile den GS mit TA160 zu führen anstatt TA170?
Schönen Sonntag, Sebastian
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
ich finde es handelt sich nur um einen geringen Unterschied.
Ich denke das es hier einer etwas höheren Anstellgutmenge bedarf, weil ansonsten eine zu langsame Reife stattfindet.
Lg. Dietmar
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Andre Kuhlow
Hallo, ich weiß nicht, wo ich meine Frage sonst platzieren soll 😉
Die Cuvee-Sauerteigführung habe ich bei dem Brot “Ausgehobenes Bauernbrot” angewendet und das Brot ist, vom Geschmack her, hervorragend geworden. Das könnte mein Lieblingsbrot werden.
Ich habe die Mengen alles halbiert, aber der Teig war nach meinem Gefühl doch etwas zu weich (deshalb noch etwas mehr Roggen/Dinkel eingearbeitet.), so formen, wie auf den Bildern im Buch konnte ich es nicht. Das nächste mal noch etwas Wasser zurückhalten?
Ich bin mir aber nicht sicher, ob mein Exemplar nicht noch weiter aufgehen könnte. So richtig zu fest war es nicht, aber was meinst du?
Ich nutze eine LM, die sich innerhalb von 3 Stunden gut verdoppelt. Der Sauerteig, war jedenfalls schön aufgegangen.
Anbei mal ein Bild.
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Dietmar Kappl
Hallo Andre,
auf dem Foto erkennst du keinen Makel – ein wunderbar gelungenes Brot ohne einen Fehler!
TOPTOPTOP 🙂
Lg. Dietmar
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Andre Kuhlow
Danke Dietmar,
heute backe ich es noch einmal (Seite 162), mit der Gesamtmenge, die im Rezept angegeben ist. Aber bist Du dir sicher dass die Mengenangaben für das Wasser stimmen. Ich habe heute beim Hauptteig 100 Gramm Wasser weniger genommen und der Teig war nach der 45 Minuten Gare noch immer sehr feucht. Ich musste beim Formen sehr viel Mehl dazu nehmen (nicht optimal).
Wenn ich Nachrechne komme ich auf eine 1050 feste Zutaten und 970 Gramm Wasser. Das ASG nicht berücksichtigt (Bei mir LM).
Das ergibt doch eine TA=192 . Stimmt das? Mir kommt das viel zu viel vor.
Beste Grüße
André
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Dietmar Kappl
Hallo Andre,
leider habe ich nicht meine Rezepte im Kopf – von welchem Rezept reden wir?
Lg. Dietmar
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Andre Kuhlow
Hallo Dietmar,
Es geht um das Brot “Ausgehobenes Bauernbrot” aus deinem Buch Seite 260.
Cuvee- Sauerteig TA200
21 g ASG
420 g Wasser
210 g Dinkel
210 g Rogen
Brühs.
50g AltBrt
50g Dinkel
300 Wasser
Hauptteig
250 g Wasser
390 g RoggenVK
140g Dinkel
Salz
Da komme ich auf eine gesamt TA von 192 . Das ist doch ganz schön hoch.
LG Andre
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Dietmar Kappl
Hallo Andre,
das Rezept verfälscht die TA Aufgrund des Brühstücks!
Ohne Brühstück würde sich die TA wahrscheinlich mit dem Vollkornanteil geschätzt auf 180 bewegen – hier kommt aber die restliche Wasser-Menge Aufgrund der verkleisterten Stärke hinzu.
Des weiteren hängt die Wasseraufnahme auf vom Mahlgrad ab 😉
Bitte Rezepte immer nur als Richtwerte sehen – es kann und wird immer Abweichungen geben.
Lg. Dietmar
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André
Aha, also kann man das durch das Brühstück nicht so genau sagen. Das ist jetzt schwierig für mich zu berücksichtigen.
Wenn ich das Brühstück rausnehme, komme ich in der Tat auf ca. 170.
Kan ich denn als Fastformel annehmen, das normalerweise ene TA von 170 bis 180 angestrebt wird? Und ich bei der Wasserzugabe nur soviel zugebe, dass es noch formbar ist?
Ich werde noch viel üben müssen.. 😉
LG Andre
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Dietmar Kappl
Hallo Andre,
eine Faustformel ist schwierig weil die Mehle unterschiedlich in ihrer Wasseraufnahme sind.
Wenn dann noch Vollkornmehle mit im Spiel sind, wird es ganz schwierig.
Bitte seht Rezepte immer als Richtwerte – die Wassermenge kann und wird immer unterschiedlich sein!
Lg. Dietmar
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Karin
Ich hab auch deutlich weniger Wasser verwendet, bis der Teig eben gerade noch gut zu handeln war!
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Andre Kuhlow
Ah, noch jemand der es gebackt hat.
Vorgestern hatte ich es gebacken und alles nachgerechnet. Ich habe versucht auf TA 170 zu kommen und da braucht es für das letzte Wasser nur knapp 10 bis 20 Gramm. Das war dann handhabbar 😉
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Dietmar Kappl
Merke dir – je flinker die Finger, desto weicher der Teig 😉 🙂 🙂
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Sebastian
Hey Dietmar,
verdoppelt sich der Cuvee-Sauerteig in der Vollsauerstufe eigentlich oder ist das kein ausschlagendes Kriterium für den Zeitpunkt der Verwendbarkeit der Vollsauerstufe?
Liebe Grüße,
Sebastian
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
der Cuvèe Sauerteig wird sein Volumen in der zweiten Stufe bei 30-32°C innerhalb 2-3Std verdoppeln.
Lg. Dietmar
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Sebastian
Und was genau ist schief gelaufen, wenn die Volumenszunahme so nicht passiert, selbst nach vier Stunden (ca. 50% erreicht, Temp. war aber wie vorgegeben).
War die erste Stufe dann nicht reif/kräftig genug oder vermutlich schon zu weit?
In der späteren Stockgare war die Triebkraft dann ebenfalls sehr schlecht.
Gruß,
Sebastian
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Dietmar Kappl
Hallo Sebastian,
schwer zu sagen – das Ding ist normalerweise brutal Triebstark.
Kann es sein, das du zu wenig Anstellgut in der ersten Stufe verwendet hast – ein unreifer Grundsauer würde dies erklären.
Lg. Dietmar
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Leya
Hi Dietmar,
ich kenne den Cuvèe bisher nur von deinem Pain aux graines,
das ich oft und gerne backe. Dort ist er allerdings nur einstufig, entwickelt er durch die zwei Stufen ein tieferes Aroma und mehr Trieb?
Danke und viele Grüße
Leya
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Dietmar Kappl
Hallo Leya,
dieser Sauerteig fällt für mich unter die beste Form der Teiglockerung für Weizenbrote!
Der Sauerteig ist Triebstark, und mild und entwickelt über die lange und Kühle Gare kaum Säure 😉
Lg. Dietmar
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