Poolish
Poolish ist ein Vorteig mit einer flüssigen Konsistenz, der aus gleichen Teilen Mehl und Wasser sowie einer kleinen Menge Hefe hergestellt wird. Der Ursprung dieser Methode wird oft Polen zugeschrieben, wobei es unterschiedliche Meinungen darüber gibt, ob sie nicht in Frankreich weiterentwickelt wurde. Der Hauptvorteil des Poolish-Verfahrens liegt in der langen Gärzeit, die die Teigeigenschaften deutlich verbessert, indem sie die Glutenstruktur im Weizen optimiert.
Die Herstellung eines Poolish ist einfach, erfordert jedoch Geduld und etwas Planung. Hier ein grundlegendes Rezept:
Zutaten
- 100 g Mehl
- 100 g Wasser (15-18°C)
- 1% Hefe bei kalter Führung (1 g)
- 0,1% Hefe bei Raumtemperaturführung (0,1 g)
Vorgehen
Zuerst die Hefe im Wasser auflösen, um eine gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten.
Mehl und Wasser klumpenfrei mit einem Schneebesen verrühren, bis eine glatte Masse entsteht.
Danach wird der Poolish im Kühlschrank bei ca. 5°C gelagert, wo dieser 18-48 Stunden reifen kann.
Tipp: Achten Sie bei der Wahl des Gefäßes darauf, dass der Poolish genügend Raum hat, um in die Höhe zu gehen, da dies die Teigentwicklung und die spätere Stabilität des Teiges verbessert.
Vorteile von Poolish
Die Verwendung von Poolish bringt zahlreiche Vorteile mit sich, die ihn in der Teigherstellung besonders wertvoll machen.
Bessere Teigstruktur
Der hohe Wasseranteil im Poolish ermöglicht ein optimales Aufquellen der glutenbildenden Proteine Gliadin und Glutenin, wodurch eine ausgezeichnete Teigstruktur und Elastizität entsteht. Dadurch wird der Teig besonders geschmeidig, erhält eine „wollige“ Konsistenz und bietet gleichzeitig eine stabile Form.
Volumen und Krume
Poolish sorgt im Ofen für ein verbessertes Volumen und eine offenere Krume, was insbesondere bei der “Open Crumb”-Methode sehr geschätzt wird. Durch die lange Gärzeit reift der Teig schneller und entwickelt eine lockere, luftige Struktur. Diese Technik ist besonders geeignet für diejenigen, die eine grobporige Krume erzielen möchten, wie sie in vielen traditionellen französischen Brotsorten zu finden ist.
Verbesserte Frischhaltung
Backwaren, die mit Poolish hergestellt werden, bleiben länger frisch, was auf die verlängerte Gärzeit und die dadurch verbesserte Wasserbindung im Teig zurückzuführen ist. Diese Methode trägt nicht nur zur Frischhaltung bei, sondern auch zu einer besonders knusprigen und langanhaltenden Kruste. Zudem entsteht durch den Poolish eine schöne Farbentwicklung der Kruste nach dem Backen, die von goldbraunen bis hin zu tiefen, karamellisierten Tönen reicht, was das Gebäck optisch und geschmacklich aufwertet.Aromaentwicklung: Obwohl Poolish nicht primär für die Aromenbildung verantwortlich ist, trägt die lange Fermentation dennoch zur Entwicklung subtiler Aromen bei, die das Endprodukt verfeinern.
Merkmale und Aromen von Backwaren mit Poolish
Die Verwendung von Poolish wirkt sich weniger auf einen intensiven Geschmack aus, sondern mehr auf die Textur und Struktur des Gebäcks. Durch die verlängerte Gärzeit wird die Hefeaktivität reduziert, was zu einer moderaten Gasbildung führt. Dieser Prozess fördert jedoch die Enzymaktivität, die für die Spaltung von Stärken und Proteinen verantwortlich ist. Daraus ergibt sich eine feine, gleichmäßige Porung im Gebäck.
Die Aromen, die durch die Verwendung von Poolish entstehen, sind eher mild und subtil. Während bei direkter Teigführung oft kräftigere, hefige Aromen entstehen, ist Poolish von einer sanfteren und komplexeren Geschmacksnote geprägt, die vor allem bei Weizengebäcken geschätzt wird.
Fazit
Die Herstellung von Backwaren mit Poolish ist zwar zeitintensiv, aber der Aufwand lohnt sich. Poolish optimiert die Teigstruktur, verbessert die Frischhaltung und verleiht dem Endprodukt eine feine, charakteristische Porung. Auch wenn der Vorteig nicht direkt für die Komplexität des Geschmacks verantwortlich ist, trägt er entscheidend zur Qualität bei. Besonders bei französischen Klassikern wie Baguette und Landbrot ist Poolish nahezu unverzichtbar, um die typische Textur und Qualität zu erzielen.
99 Kommentare
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Thore
Hallo Dietmar,
zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich sehr beeindruckt von deinem Blog bin. Ich hab ihn durch Zufall gefunden, auf der Suche nach einem perfekten Pizzateig! Jetzt zu meiner Frage, würdest du mir empfehlen für den Pizzateig ein Poolish zu verwenden?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Liebe Grüße, Thore
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Dietmar Kappl
Hallo Thore,
ich bin der Meinung, man bekommt die beste Pizza mit einem Biga!
(fester Vorteig mit einer TA von 160 und einer Reifezeit von 12Std bei 25°C!)
Lg. dietmar
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Volker
Hallo Dietmar,
da es glaube ich mein erster Kommentar ist. Danke für den Blog :).
Nun aber noch ne Anmerkung/Frage
Du schreibst unten
“– 1000g Manitobamehl oder Tipo 0 oder 1″
Aber Manitoba ist doch die Weizenart… Währe es nicht genauer zu schreiben ”
“– 1000g Manitobamehl oder ein anderes Tipo 0 oder 1 Mehl”
Oder ist für Pizza Manitoba immer ähnlich ausgemahlen, weswegen man keinen Mahlgrad in der Angabe braucht?
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Dietmar Kappl
Hallo Volker,
muss ich dir recht geben – das “anderes” war und ist das ausschlaggebende Wort 😉
Es gibt natürlich eigene Pizzamehle (Schelli hat jetzt eines im Shop und liegt bei mir schon zum testen).
Ich hinke leider derzeit etwas mit den Beiträgen hinterher (Grund dafür ist der Wohnungsumzug 🙂 )
Auf FB hab ich schon einige Pizza(tests) gepostet 😉
(diese kommen auch in den Blog – Dank Markus wurde ich mit dem Pizzavirus infiziert 🙂 🙂 )
Lg. Dietmar
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Elisabeth
Hallo Dietmar!
Wäre es bei diesem Pizzateig auch möglich die Hälfte nach der Gare bei Raumtemperatur zu backen und die andere Hälfte nach dem Portionieren für den nächsten Tag im Kühlschrank zu lagern? Oder ist es die bessere Wahl den Teig zwei mal zu machen?
Danke und liebe Grüße, ich wünsche dir und deiner Familie ein gutes und gesundes Jahr 2018,
Elisabeth
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Dietmar Kappl
Hallo Elisabeth,
nein, es genügt den Teig auf einmal zu kneten und auf zweimal backen 😉
Lg. Dietmar
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Thore
Hallo Dietmar,
danke für deine Antwort! Würdest du für den Pizzateig ein bestimmtes Mehl empfehlen? Ich hab gelesen das ein höher Eiweiß Anteil vorteilhaft ist, stimmt das?
Und soll ich mich an dem Rezept “Stirato – italienisches Baguette” halten(da geht es ja auch um ein Biga Vorteig), nur das ich am ende Pizza draus mache?
Lg Thore
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Dietmar Kappl
Hallo Thore,
ich habe vor kurzem ein Rezept vom Pizzabäcker bekommen:
VORTEIG (per la Biga):
– 1000g Manitobamehl oder Tipo 0 oder 1
– 500g Wasser
– 50g Weizensauer /Anstellgut
– 5g Salz
TT: 26°C RZ: 10Std
Hauptteig :
– Vorteig
– 100g Weizenvollkornmehl fein vermahlen
– 350g Wasser
– 50g Olivenöl (erst gegen Ende der Mischzeit untermischen!!)
– 15g Salz
– 10g Honig oder Flüssigmalz
Nach dem Kneten (Teig schön auskneten) sollte der Teig zugedeckt für 1Std rasten. Danach wird der Teig in die gewünschten Teile portioniert, rund geschliffen und für weitere 4-6 Std. bei Raumtemperatur gelagert. Danach formen, belegen und Backen 😉
Lg. Dietmar
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Robert Schoppmann
Hallo Dietmar,
ich beschäftige mich gerade mit den Grundvoraussetzungen (Rahmen- und Eckwerte) für die Kreation neuer Rezepte, unter anderem auch von Teigen mit einem Poolish. Alles soll in EXCEL zu einem ‘Rezept-Entwickler’ zusammengefasst werden. Und da tue ich mich mit folgendem Satz aus Deiner Beschreibung des Polish schwer: “Der Poolishanteil beträgt 50 % von der gesamten Schüttwasserflüssigkeit”.
Frage: Was meinst Du mit gesamter Schüttwasserflüssigkeit? Auch den Anteil für das Polish selbst? Wenn ja, was ich vermute, dann wäre doch bei einer TA von 200 für das Poolish die simple Aussage, die, dass Poolish und Hauptteig die gleiche Wassermenge enthalten.
Wenn das zutreffen sollte, wäre aber Deine Erläuterung “Der Poolishanteil beträgt 50%…” nicht zutreffend, denn im Poolishanteil ist bei einer TA von 200 ja auch der Mehlanteil enthalten.
Vielleicht wolltest Du ja lediglich sagen: ” Der Wasseranteil des Poolish beträgt 50% der gesamten, zur Teicherstellung verwendeten Schüttflüssigkeit.”
Zum Schluss noch eine Frage: Gibt es für die Kreation neuer Rezepte ein Grundgerüst, nach dem Du vorgehst. Ich habe bei meine ersten Versuchen in EXCEL Rahmenwerte aus dem Buch “Brot – Pain” der Richmond Fachschule in Luzern (S. 232 – 234) übernommen.
Lieber Dietmar, Du hast mit Deinem Blog und Deinen Beiträgen Großartiges geleistet und Dein Blog gehört zu den absolut ersten Adressen, die ich aufrufe. Dafür danke ich Dir, wie schon viele andere vor mir auch. Bleib Deiner ‘Fangemeinde’ noch möglichst lange erhalten!
Gruß Robert
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Dietmar Kappl
Hallo Robert,
stimmt 😉
Ganz genau würde es wohl heißen: Der Poolishanteil beträgt von der gesamten Teigflüssigkeit 50% 😉
Früher war ich einer, der sich genau an Richtwerte von Fachbüchern gehalten hat. Heute mach ich das, wonach ich gerade Lust und Laune habe. Ich habe keine Tabellen oder Richtwerte bei der Rezeptentwicklung. Für mich zählt Geschmack und Optik, egal wie dieser Zustande kommt.
Schön solche Fans zu haben 🙂 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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limette
Vielen Dank, nur was kann man tun, wenn sich schon so viele Bläschen gebildet haben, dass das Produkt schon fertig aussieht? Lieber nochmal von vorne beginnen und kühler stellen?
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Dietmar Kappl
Hallo Limette,
etwas kühler anrühren, und sofort nach dem verrühren im Kühlschrank lagern 😉
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limette
Hallo Dietmar,
ok, besten Dank 🙂
Herzliche Grüße, limette
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limette
Hallo Dietmar,
kann der Poolish auch direkt nach den 2 bis 4 Stunden genutzt werden oder ist es erforderlich, dass er anschließend noch gelagert wird?
Herzliche Grüße, limette
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Dietmar Kappl
Hallo Limette,
verwenden kann man’s schon, aber es würde den Sinn und Zweck verfehlen!
Die “Zeit” bringt den Geschmack, schönere Krustenfärbung, bessere Frischhaltung,…
(in dieser kurzen Zeit würde es wohl einem Dampfl/Hefaufrausch näher kommen)
Lg. Dietmar
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