Forme deinen Brotteig
Die Formgebung der Teige bestimmt die spätere Brotform, deshalb sollte das Rundwirken und Langwirken den Teigeigenschaften entsprechend sorgfältig ausgeführt werden. Das Formen von Weizenteigen fordert mehr Aufmerksamkeit, weil im Gegesatz zu Roggenteigen die Oberfläche gestrafft werden muss.
Viele Brotfehler wie:
- Hohlräume
- Blasen an den Enden
- Aufgeplatzter Schluss
- Ungleichmäßige Porung und
- Ungleichmäßige Krumenfarbe
haben ihre Ursache in der unzureichenden Formgebung. Gerade bei Weizenteigen muß die Formgebung der Teiglinge sehr straff sein. Dabei sollte, insbesondere bei sehr weichen Teigen, nicht zu viel Mehl in den Teigling eingearbeitet werden.
Das Formen von Broten wird in Rund- und Langwirken unterteilt.
Rundwirken
Üblich ist es, dass vor dem eigentlichen Rundwirken ein Teil der Lockerungsgase, aus dem Teig gedrückt wird. Dadurch bekommt man deutlich mehr Poren und auch die Struktur des Weizenteiglings wird straffer.
Gründe für das Rundwirken:
- Austreiben des Lockerungsgases
- Vermehrung der Poren im reifen Teigling und somit eine gleichmäßigere Porung im Gebäck
- Erreichung einer gleichmäßigen Krumenstruktur
- Verbesserung des Teigstandes
- Zunahme des Brotvolumens
Fehler beim Rundwirken:
- Zu geringer Kraftaufwand führt zu ungleichmäßiger Porung und Hohlräume
- Zu viel Streumehl bewirkt eine ungleichmäßige Krumenfarbe, einen fehlenden Zusammenhalt und eine trockene Brotkrume
- Zu hoher Kraftaufwand führt zu einer aufgerissenen, rauen Oberfläche beim Gebäck
Langwirken
Nach einer mehr oder weniger langen Zwischengare werden die rundgewirkten Teiglinge lang geformt. Das handwerkliche Langrollen des runden Teiglings beginnt mit dem Umdrehen des rundgewirkten Teiglings, damit die Seite mit dem Schluss nach oben kommt. Diese Seite ist auch feuchter als die schon etwas abgetrocknete Oberfläche. Der Teigling wird zunächst flach gedrückt, dann wird ein Teil von außen nach innen eingeschlagen und mit dem Handballen ebenfalls flach gedrückt. Dieser Vorgang wiederholt sich auf der gegenüberligenden Seite ebenfalls, bis der Teigling eine zylindrische Form angenommen hat.
Um auf die gewünschte Länge zu kommen, wird der Zylinder noch gelängt, dabei darf der Schluss nicht aufplatzen und andererseits muss die Oberflächenspannung erhalten bleiben.
Fehler beim Langwirken:
- Zu kurze Zwischengare führt zu einem höheren Kraftaufwand beim Formen
- Zu viel Streumehl vergrößert die Gefahr, dass der Schluss bei der Gare oder beim Backen aufplatzt
- Ungleichmäßiges Einrollen bewirkt eine ungleichmäßige Porung oder auch Hohlräume
- Zu schwaches Einrollen kann zu einer kreisförmigen Krumenstruktur führen
- Zu starker Druck auf die Enden kann dazu führen, dass die Spitzen beim Backen austrocknen oder gar verbrennen
Nach dem Formen werden die Teiglinge für die Stückgare vorbereitet. Dies erfolgt durch:
- Einlegen in Brotsimperl aus Kunststoff oder Peddingrohr
- freies Absetzten auf Gärbretter oder Einziehen in Tücher
- Einlegen in Formen (Wandln)
- Absetzten auf Beschickungseinrichtung (Backschaufel)
Die Teigbeschaffenheit der Teige wird auf die Gärgutträger abgestimmt. Teiglinge, die zum Breitlaufen neigen, weren zur Stabilisierung der Form in Formen gebacken. Beim Backen in der Form kann der Teig weicher geführt werden (höhere TA).
24 Kommentare
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gerda
Jö, das klingt, als wäre ich hier richtig. Ich backe Sauerteigbrot seit etwas mehr als 1 Jahr, ich habe 2 Rezepte, die super funktionieren. Allerdings sind beide Brote rundgewirkt. Jetzt habe ich den Ehrgeiz, sie lang zu wirken, damit die Scheiben nicht so riesig werden. Beide Brote sind nach der Behandlung nicht so gut geworden. Das eine sehr kompakt (zum Glück noch gut) das andere teilweise kompakt. Ich habe sie nach dem rundwirken sofort lang gewirkt. Ich nehme an, das war der Fehler. Jetzt ist die Frage, welche Gare soll ich verkürzen und wie: die zwischen Teig kneten und rundwirken, oder soll ich etwas von der Gare im Gärkorb abzwicken? Vielen Dank für Tipps und sorry, wenn ich einen Beitrag dazu übersehen haben sollte. Letztendlich geht es darum, was ändere ich an einem Rezept mit rundwirken, damit es für langwirken funktioniert.
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Dietmar Kappl
Hallo Gerda,
wenn sich die Frage auf Roggenbrote bezieht: 20-30 Minuten nach der Teigherstellung FORMEN (rund und lang) und anschließend auf die Endgare stellen – Zeit richtet sich nach der Rezeptur!
Wenn sich die Frage auf eine andere Rezeptur bezieht, schreib mir noch einmal 😉
Lg. Dietmar
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Gerda
Hi, Dietmar,
Danke für die Antwort. Es sind beides Mischbrote. Bei dem einen habe ich jetzt eine Idee und probiere das mal. Bei dem anderen ist es so, dass nach Teigherstellung 45 min gehen Bei Zimmertemperatur, dann 12 Stunden im Kühlschrank, 60 Min akklimatisieren und dann formen und noch einmal 90 min im Gärkorb rezeptiert sind. Das ist in der Familie das beliebtere Brot ;-). Da weiss ich jetzt nicht, wie ich das langformen reinpassen kann.
LG
Gerda
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Dietmar Kappl
Hallo Gerda,
wenn du deine Lieblingsvariante nehmen möchtest und der Weizenanteil höher ist als der Roggen, dann bitte kurz entspannen lassen 😉
Lg. Dietmar
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Gerda
Das hat es gebracht, vielen Dank. Fast peinlich, dass es so einfach war.
LG Gerda
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Dietmar Kappl
Nee überhaupt nicht – nichts ist einfach 😉
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gerda
So, jetzt zwei mal gemacht, ich habe das Gefühl, ich hab da den Dreh heraus. Nochmals vielen Dank und: ich unterrichte Erwachsene, ganz deiner Meinung!
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Dietmar Kappl
🙂 🙂
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Karin
Hallo
Meine Löcher in der Krume werden immer größer. Mir fällt auf dass diese aber nur mittig sind. Ist es dann ein Wirkfehler? Was mach ich falsch? Oder kann es auch ein Sauerteigfehler sein?
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Dietmar Kappl
Hallo Karin,
entweder dein Sauerteig oder zu kurz geknetet (knetest du von HAnd??)
Lg. Dietmar
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Karin
Nein ich knete mit einer IME. Also das sollte normal passen.
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Dietmar Kappl
Wie lange und welche Menge?
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Karin
Es sind 6,3 kg mehl. Ich knete 5 Minuten langsam 1 minute schnell.
Muss gestehen hab ein Rezept von dir abgeändert. Hab jetzt ein Verhältnis von 55 Roggen :45 weizen. Ich traue mich nicht zu lange kneten wegen hohen Roggenanteil.
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Dietmar Kappl
Hallo Karin,
5/1 diese Mischzeit nimmt man bei 80R/20W – du brauchst mindestens 3-4 Minuten noch im schnellen Gang 😉
Probiere es einmal!
Lg. Dietmar
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Hans-Dieter
Hallo Dietmar,
gibt es eigentlich bei der Aufarbeitung eine Richtlinie, welches Mehl man nehmen sollte?
Ich denke, für Roggen und Roggen-Mischbrote wird es eh das R960 sein.
Und für Weizen/Dinkel lastige Teige?
Habe bis jetzt für alles R960 verwendet :).
Danke für deinen Rat.
lg
Hans-Dieter
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Dietmar Kappl
Hallo Hans,
in der Regel nimmt man Roggenmehl (Viennoiserie immer Weizen).
Ich verwende aber auch gerne Hartweizenmehl (besonders bei rustikalen Broten) – gibt eine geniale Holzofenoptik 😉
Lg. Dietmar
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Hans-Dieter
Danke Dietmar – das mit dem Hartweizenmehl werde ich bald mal probieren, bin auf die Optik gespannt :).
lg
Hans-Dieter
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Verdampft und Zugelegt
Dietmar, noch zwei Anfängerfragen von mir (dieser Blog ist schon so reich an Information, aber manches sickert bei mir nur langsam ein):
Kneten per slap and fold – der Teig kühlt mir aus – kann das zu zu fester Krume führen bzw. über den Zustand des Teiges täuschen? Schneller machen, oder Pause einlegen zum aufwärmen im Proofer?
Mangelndes sanftes Rausklopfen der Gase beim Formen macht die Krume (auch) gummiartig zäh?
Hab’ Dank für’s Einsagen – LG!
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Dietmar Kappl
Eine dichte Krume wird durch folgendes verursacht:
– zu rasche Teigaufarbeitung (länger stehen/reifen lassen)
– oder du musst deinen Teig etwas mehr durch-slapen 😉
Beides hilft enorm 😉
Lg. Dietmar
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Verdampft und Zugelegt
… nach 45 min kriegt der Teig Eiszapfen vom Wind, der ihm um die Ohren pfeift ? Ich übe unverzagt weiter! Danke und LG!
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Christian
Hallo Dietmar,
vielen Dank für die ausführlichen Informationen auf Deinem Blog.
Aktuell bin ich im zweiten Versuch Deine “Dinkelwolke” nachzubacken. Das Problem, das mich mit weichen Teigen immer heimsucht, ist folgendes: Wenn ich nicht genug Streumehl verwende, haftet der Teig so schnell am Boden fest, dass das Ergebnis meines Rundwirkens direkt wieder umsonst ist. Natürlich wird durch das viele Streumehl, das Brot nicht optimal.
Ich vermute, dass wahrscheinlich meine Teigvorbereitung mangelhaft ist. Denn nach Lagerung im Gärkorb und Backen im Ofen läuft der Teig dann auch regelmäßig in die Breite. Könnte dies am Überkneten oder Unterkneten des Teiges liegen?
Um das am Beispiel deiner Dinkelwolke zu illustrieren: Hier verwende ich ungefähr 15° kaltes Wasser und lasse es im Thermomix 6 Minuten mittels Teigstufe Kneten. Ein Lösen von Topfwand, als Kritierium der richtigen Verabeitung, lässt sich selten erkennen – tendenziell zerfließt der Teig bei noch längerem Keten.
Eine Ferndiagnose ist schwer, trotzdem freue ich mich über eine Antwort 🙂
Grüße
Christian
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Dietmar Kappl
Hallo Christian,
Wenn Weizen- oder Dinkelteig bei der Aufarbeitung stark kleben, dann sind diese Teige meist Unterknetet!
Ich vermute bei dir einfach eine UNTERKNETUNG (Aufgrund der Teigstufe)!
Am Sonntag hatte ich einen Backkurs für TM-Kunden und die Ergebnisse waren der WAHNSINN!!! Eine Porung bei Weizengebäck – unvorstellbar 😉
Was machte ich:
– Ciabatta TA 190 – Gegenlauf (Linkslauf), Geschwindigkeit 5,5 , Dauer 150 sek 😉 TOP
– Baguette TA 167 – Gegenlauf , geschwindigkeit 5,5, Dauer 120 sek TOP
– Bei Dinkel würde ich die selbe Methode anwenden, jedoch die Zeit auf etwa 100sek reduzieren!!
Achtung: Wasser EISKALT um eine perfekte Teigtemperatur zu erreichen.
& nie mehr als 800-900g Teigvolumen in den TM geben!!
Ich verwende die Teigstufe nur bei Roggen- oder Roggenmischbroten 😉
Lg. Dietmar
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Wolfgang
Hallo,
welches Streumehl wird wann verwendet?
Ich möchte ein Weizen-Bauernbrot im Holzofen backen wobei das Brot gut aufreisen soll
Viele Grüsse
Wolfgang
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Dietmar Kappl
Hallo Wolfgang,
immer Roggenmehl verwenden!
(das aufreißen der Kruste mach nicht das Mehl sondern die Dauer der Schwadeneinwirkzeit! 6-8 Minuten und anschließend erst ablassen – das gibt kräftige Krustenrisse;-) )
Lg. Dietmar
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