Sauerteige
Das Herzstück traditioneller Brote
Der Sauerteig ist das älteste und bekannteste Mittel, um Brote zu lockern und ihnen ein unverwechselbares Aroma zu verleihen. Dieser natürliche Teig wird aus Roggenmehl und Wasser zubereitet und kann entweder spontan durch die Fermentation von Mehl und Wasser oder durch die Zugabe von Anstellgut hergestellt werden.
Was macht Sauerteig so einzigartig?
Die Besonderheit des Sauerteigs liegt in der natürlichen Fermentation. Im Gegensatz zu industriellen Backmitteln, bei denen meist reine Bäckerhefen verwendet werden, entsteht Sauerteig durch die spontane Gärung wilder Hefen und Bakterien, die in Mehl und Luft vorkommen. Diese natürliche Fermentation bringt zahlreiche Vorteile mit sich:
- Einzigartiger Geschmack
Sauerteigbrot hat einen komplexen, vollmundigen Geschmack, der von mild bis kräftig säuerlich reichen kann. Dieser Geschmack entsteht durch das Zusammenspiel von Milchsäure- und Essigsäurebakterien sowie durch die langsame Fermentation, die dem Brot Zeit gibt, seine Aromen zu entwickeln.
- Natürliche Konservierung
Die Säure im Sauerteig wirkt wie ein natürliches Konservierungsmittel und verlängert die Haltbarkeit des Brotes. Sauerteigbrot bleibt länger frisch und ist widerstandsfähiger gegen Schimmelbefall.
- Bessere Verdaulichkeit
Durch die lange Teigführung im Sauerteig werden schwer verdauliche Bestandteile im Mehl abgebaut. Dies macht Sauerteigbrot oft bekömmlicher und besser verdaulich als Brot, das mit herkömmlicher Hefe gebacken wurde.
- Verbesserte Nährstoffaufnahme
Die Fermentation im Sauerteig baut Phytinsäure ab, eine Substanz, die die Aufnahme von Mineralstoffen wie Eisen und Zink hemmt. Sauerteigbrot kann dadurch einen höheren Nährwert haben und die Aufnahme wichtiger Mineralstoffe im Körper fördern.
- Vielseitigkeit
Sauerteig lässt sich aus verschiedenen Mehlsorten herstellen, wie Roggen, Weizen oder Dinkel. Jede Mehlsorte bringt ihre eigene Note in den Teig ein, was zu einer Vielfalt an Geschmacksrichtungen und Texturen führt. Sauerteig ist somit äußerst vielseitig und kann individuell angepasst werden.
Der Säurebedarf in roggenhaltigen Broten
Der Säuregehalt im Sauerteig ist entscheidend für das Backverhalten von Roggenmehl. Ohne ausreichende Säuerung ergibt Roggenmehl eine unelastische, klebrige und fade Brotkrume. Der Sauerteig verbessert das Backverhalten von Roggen und sorgt für eine stabile, schmackhafte Krume.
Weniger aufwendig, als man denkt
Die Herstellung und Pflege eines Sauerteigs erfordert nicht so viel Aufwand, wie viele denken. Einige wichtige Punkte sollten jedoch beachtet werden:
Die Startphase
Die Bedingungen in der Startphase sind entscheidend. Bei Temperaturen unter 20°C wird die Säurebildung gehemmt. Die Temperatur beeinflusst auch den Geschmack des Sauerteigs:
- Hohe Temperaturen (über 30°C) führen zu einem milderen, milchsäurebetonten Aroma.
- Niedrigere Temperaturen (unter 30°C) begünstigen die Essigsäurebildung und führen zu einem kräftigeren, säuerlichen Geschmack.
Die Temperatur muss je nach Führungsmethode und Teigkonsistenz (Teigausbeute, TA) angepasst werden.
Wie viel Sauerteig verwende ich?
Eine Faustregel besagt, dass 30-50% der Gesamtroggenmehlmenge versäuert werden sollten. Diese Faustregel dient als Richtwert, doch die genaue Menge kann je nach Art der Sauerteigführung, Mehlmischung und dem gewünschten Brotaroma variieren.
Wie viel genau verwendet wird, hängt jedoch von der Art der Sauerteigführung, der Mehlmischung und dem gewünschten Geschmack ab. Für genaue Anleitungen und Anpassungen ist es am besten, sich die verschiedenen Methoden der Sauerteigführung anzusehen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Wichtige Faktoren bei der Sauerteigführung
- Mehlwahl: Dunkle, vollkornartige Mehle liefern mehr Nährstoffe für die Mikroorganismen und sind besser geeignet als helle Mehle.
- Anstellgut: Ein reifes, fehlerfreies Anstellgut ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Sauerteig.
- Teigausbeute (TA): Die Festigkeit des Sauerteigs beeinflusst die Reifung und Aromabildung. Festere Teige brauchen länger, weiche Teige reifen schneller.
- Temperatur: Die richtige Temperatur (20-35°C) ist entscheidend für das Gleichgewicht von Milchsäure- und Essigsäurebakterien sowie die Hefegärung.
Woraus besteht Sauerteig?
Sauerteig ist ein natürlich fermentierter Teig, der aus nur zwei einfachen Zutaten besteht: Mehl und Wasser. Doch die Magie des Sauerteigs entsteht durch das Zusammenspiel von Mikroorganismen, die während des Fermentationsprozesses in den Teig einziehen. Diese Mikroorganismen lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen:
Milchsäurebakterien
Milchsäurebakterien sind für die Säuerung des Teigs verantwortlich. Sie bevorzugen Temperaturen zwischen 30 und 35°C und produzieren Milchsäure, die dem Brot den typischen, mild-säuerlichen Geschmack verleiht. Diese Bakterien fördern außerdem die Hefen im Sauerteig und tragen zur natürlichen Konservierung des Brotes bei.
Essigsäurebakterien
Diese Mikroorganismen sind hauptverantwortlich für den kräftigen, säuerlichen Geschmack des Brotes. Essigsäurebakterien gedeihen bei etwas niedrigeren Temperaturen (ca. 25-27°C) und produzieren Essigsäure, die für eine intensivere Aromabildung und längere Haltbarkeit sorgt.
Sauerteighefen
Sauerteighefen sind entscheidend für die Lockerung des Teigs. Sie produzieren Kohlendioxid, das den Teig aufgehen lässt. Anders als die klassische Bäckerhefe benötigen Sauerteighefen jedoch eine saure Umgebung, um aktiv zu werden. Deshalb muss der Teig erst ausreichend sauer werden, bevor die Hefen ihre Wirkung entfalten können.
144 Kommentare
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Markus
Hallo Dietmar,
ich habe bitte eine Frage zum 1 Woche selbst gezüchteten Sauerteig-Anstellgut: Du sagst, der Rest von den 1000g wird entsorgt oder haltbar gemacht und mit ein paar Gramm wird dann der Sauerteig zum Backen hergestellt.
In anderen Blogs liest man, dass mit dem “Rest” gleich das erste Brot gebacken wird. (Gleiche Menge Mehl dazu, Wasser dazu … )
Nun ist das ja ganz was anderes, als man hier bei Dir liest 😉
Was hältst Du von der rustikaleren Methode, bzw. wie groß ist der Unterschied im Brot-Ergebnis? Ich hab da irgendwie (noch) kein Gespür dafür.
Vielen Dank für Deine Antwort & liebe Grüße
Markus
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Dietmar Kappl
Hallo Markus,
den hochgezüchteten Sauerteig würde (ich) nicht für das erste Brot verwenden! Ich würde von diesem das Anstellgut abnehmen und die gewünschte Sauerteigführung wählen – da bist du auf der sicheren Seite 😉
Und was meinst du mit der rustikalen Methode?
Lg. Dietmar
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Markus
Vielen vielen Dank!
Ich hatte kürzlich eine “Fachdiskussion” mit einem Freund und konnte das nicht erklären – no na 😉
Ich backe übrgs. heute den Holzknecht. Wenns schön wird, schick ich ein Foto.
Liebe Grüße
Markus
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Markus
Hallo Dietmar,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Mit rustikal, meinte ich, dass es halt ganz was anderes ist, wenn ich einfach den Sauerteig vom Ansetzen “in den Teig schmeiße” anstatt zuerst einen Grundsauer und dann einen Vollsauer mache, bei dem ich genau auf die Teigtemperatur und Ruhezeiten achte….
Was mich aber interessieren würde ist warum nimmt man nicht den hochgezüchteten Sauerteig – bzw. was kann man vom Brot dass dabei herauskommt erwarten? Welche Fehler hat das?
Liebe Grüße
Markus
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Dietmar Kappl
Funktionieren wird’s alle male!
Optisch wird das Brot perfekt aussehen, aber der Geschmack könnte “vielleicht” ins säuerliche wandern! Um dies zu vermeiden, würde ich die zu versäuernde Roggenmehlmenge auf 30-35% begrenzen.
Bei einer 70/30 (R/W) Mehlmischung:
also: 700g Roggenmehl und 300g Weizenmehl
davon 35% Roggenmehl versäuern = 245g Roggenmehl / 490g Sauerteig TA 200!
Lg. Dietmar
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FritzB
Vielen dank, das ist das wissen was den meisten Hobbybäckern durch Rezepte nicht mitgeteilt wird… Grosser Respekt
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Dietmar Kappl
Sonntag früh, und schon ein Kompliment 🙂
DANKE
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Matthias Ahrend
Hallo zusammen, ich habe heute mit Dietmar gemailt, weil ich zwei Dinge unbedingt wissen wollte. Er hat mich gebeten, beide Fragen mit seiner Antwort in den Blog zu stellen, da dieses Thema für viele Hobbybäcker interessant sein dürfte. Natürlich mache ich das gerne . . .
Frage 1)
Ich lese immer wieder, dass man nach x-Minuten (rezeptabhängig) den Dampf ablassen sollte. Warum macht man das ? Ich dachte immer, dass eine lang feuchte Teigoberfläche für mehr Ofentrieb sorgt.
Antwort 1)
Es stimmt, dass langer Schwaden für mehr Ofentrieb sorgt, und genau hier liegt der Punkt deiner Frage! Nach etwa 2-3 Minuten hat sich an der Oberfläche des Teiges eine Haut gebildet. Wenn du aber danach den Schwaden nicht ablässt, geht der Ofentrieb ins Unkontrollierbare. Der weitere Ofentrieb zerreißt die Teigoberfläche darum die Risse an der Oberfläche!
Frage 2)
Meine Brote reissen immer wieder unkontrolliert direkt am Boden auf … dies passiert hauptsächlich bei Roggenbroten. Woher kommt das?
Antwort 2)
Backst du deine Brote auf Backstein oder Blech? Dieser Brotfehler tritt meistens nur bei Backen auf Blech auf. Solltest du aber auf Backstein backen, so heize deinen Ofen länger auf (zu wenig Hitze bei Anbacken). Eventuell etwas länger garen lassen (zu wenig Gare).
Allgemeines:
Oft sind leider Theorie und Praxis weit voneinander entfernt! Bsp: Eine der meisten Fragen im Blog feine Porung bei Roggenmischbroten! Hier wird gelehrt, dass der Brotteig eine TT von 25-28°C haben soll oder? Falsch, denn versuche einmal eine TT von 34-35°C bei Brotteigen! Du wirst das Ergebnis nicht annähernd vergleichen können. Du erreichst eine Porung die mit nichts zu vergleichen ist (Geschmacklich veränderst du gar nichts)!
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Mairo
aufreissen passiert auch dadurch wenn man beim kneten zu viel mehl einbringt und der teig nicht richti geschlossen wird…
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Sam Kargl
Ich brauch bald einen eigenen Stall mit Kühlung für meine Sauerteigtiere und auch einen Fütterungsautomaten. :-))
lg SAM
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Marla
Ein echt toller Blog!
Sehr gut gefallen mir die vielen Infos rund um das Thema Sauerteig und Vorteige, so viel gebündeltes Wissen findet man selten auf einer Seite.
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Dietmar Kappl
Danke Marla 🙂
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