Dinkelgold
Rustikale Dinkelweckerl mit Geschmackskick
Rustikale Dinkelweckerl gewinnen ihren besonderen Charakter aus einer Kombination bewährter Vorteigführungen und durchdachter Resteverwertung. Den Grundstein für Frischhaltung und eine lockere Krume legt ein Poolish, der über Nacht reift. Diese Vorstufe bringt nicht nur Stabilität in den Teig, sondern sorgt für eine gleichmäßige Porung und ein saftiges Mundgefühl, das auch am Folgetag noch überzeugt.
Um die geschmackliche Dimension zu erweitern, wird dem Hauptteig eine kleine Menge alten Roggenanstellguts beigefügt. Dieser Zusatz erfüllt gleich mehrere Funktionen: Er verleiht der Krume eine feine Säurenote, intensiviert das Aroma und dient gleichzeitig als nachhaltige Resteverwertung überschüssiger Anstellgutmengen. In Kombination mit der nussigen Grundnote des Dinkels entsteht ein vielschichtiges Geschmacksprofil, das über den klassischen Weckerlcharakter hinausgeht.
Besonders interessant wird das Ergebnis, wenn der Teig zusätzlich eine kühle, lange Gare durchläuft. Während dieser Ruhezeit entwickeln sich komplexe Aromastoffe, die für Tiefe und Nuancenreichtum sorgen. Gleichzeitig gilt es jedoch, die Reifezeiten der Vorteige im Blick zu behalten: Ist eine kühle Endgare von 12–18 Stunden vorgesehen, sollte das Poolish nicht älter als 12 Stunden sein. Andernfalls besteht die Gefahr einer Fremdgärung, die unerwünschte Nebengeschmäcker, eine schwache Gärstabilität und einen geringen Ausbund zur Folge haben kann. Grundsätzlich gilt: Je länger die geplante Endgare, desto kürzer sollte die Reifezeit des verwendeten Poolish ausfallen, um ein harmonisches Gesamtergebnis zu sichern.
Das Resultat sind Dinkelweckerl mit rustikalem Charakter, klarer Aromatik und verbesserter Frischhaltung. Das Zusammenspiel aus Poolish, Roggenanstellgut und sorgfältig abgestimmter Fermentation macht dieses Gebäck zu einer gelungenen Verbindung von handwerklicher Präzision und nachhaltiger Backpraxis – ein Beleg dafür, dass sich mit wenigen, gezielten Schritten ein deutlicher Geschmacks- und Qualitätsgewinn erzielen lässt.
Rezept
für ein Teiggewicht von 1928g / 20 Stk zu je 96g
Poolish
| 150g | Dinkelmehl 630 |
| 150g | Wasser 15°C |
| 2g | Hefe |
- Hefe im Wasser auflösen und mit Dinkelmehl klumpenfrei vermischen.
- Anschließend 12 Stunden im Kühlschrank reifen lassen.
Hauptteig
| 900g | Dinkelvollkornmehl |
| 303g | reifes Poolish |
| 470g | Wasser 15°C |
| 200g | Roggenanstellgut |
| 25g | Salz |
| 20g | Malz |
| 10g | Hefe |
Herstellung
- Alle Zutaten im All-in-Verfahren in die Rührschüssel geben.
- Den Teig 7–8 Minuten auf langsamer Stufe mischen. Nicht schnell kneten
- Nach dem Mischen den Teig 60 Minuten ruhen lassen (Teigreife).
- Teig teilen und locker schleifen.
- Abgedeckt weitere 30–45 Minuten entspannen lassen.
- Die Teiglinge nun formen: zusammenfalten und mit dem Schluss nach unten auf ein bemehltes Leinentuch absetzen.
Gare bei langer, kühler Lagerung
- Bei langer, kühler Gare die Teiglinge zuerst nicht abgedeckt mit Plastikfolie in den Kühlschrank stellen.
- Nach 60 Minuten die Teiglinge mit Plastikfolie abdecken.
- Endgare im Kühlschrank: 8–15 Stunden.
Gare bei Raumtemperatur
- Teiglinge 45 Minuten abgedeckt bei Raumtemperatur stehen lassen.
Vorbereitung zum Backen
- Vor dem Backen die Teiglinge mit dem Schluss nach oben auf ein Backblech setzen.
Backen
- Im vorgeheizten Ofen bei 240 °C (Ober-/Unterhitze) 15–17 Minuten backen.












31 Kommentare
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Anja
Meine “Dinkelgoldis” kamen aus der kalten Übernachtgare und haben uns geschmacklich völlig überzeugt.
Die Krume ist saftig und locker.Am Frühstückstisch passte jeglicher Belag.
Die Kruste war leider nicht lange knusprig.
Woran könnte es liegen?Was könnte ich verändern, damit sie knuspriger werden und bleiben?
Herzliche Grüße Anja
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Dietmar Kappl
Hallo Anja,
einfach das nächste mal länger Backen 😉
Lg. Dietmar
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JULIA BRAUN
Dinkelgold !!
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Dietmar Kappl
Klasse! Du hast alle Anforderungen erfüllt – dein Los Nr. 131 ist im Topf!
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Christian Lux
Dinkelgold der 1. Versuch. Si schmecken richtig genial. Ich bin aber noch nicht ganz zufrieden.
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Volkmar
Hallo, Dietmar,
ohne Schwaden backen? Ist das richtig?
LG, Volkmar
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Wolfgang
bin gerade dabei den Teig zu mischen. und möchte die Kühlschrankgare nutzen. Habe eine Vertändnisfrage zu “Teiglinge auf ein bemehltes Leinentuch” – gilt das auch für Kühlschrankgare oder kann ich sie auf Bacfolie legen und dann in den KS?
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Dietmar Kappl
Hallo Wolfgang,
ja wenn möglich bitte Leinentuch 😉
geht aber auch bemehlte Plastikfolie.
Lg. Dietmar
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Andreas
Super Rezept, handwerklich bin ich mit meinem Ergebnis noch nicht ganz zufrieden. Zu fest aufgearbeitet? Grüße 😉
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Dietmar Kappl
🙂 🙂 die sehen aber schon klasse aus (und danke für das coole Foto).
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Fabian Rieker
Hallo Dietmar, super Rezept mal wieder, die schmecken echt gut. Ich habe eine lange kalte Gare gemacht, da ich ausversehen Inaktives Backmalz verwendet habe.
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Dietmar Kappl
Wow klasse gemacht 🙂
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Anna
Lieber Didi, ich will dies dringend nachbacken, aber eines verstehe ich nicht. Du schreibst:
“Nach dem Mischen den Teig 60 Minuten ruhen lassen (Teigreife).
Teig teilen und locker schleifen.
Den Teig nach der Reife in gleich große Stücke teilen.”
Das liest sich wie: ZWEIMAL nacheinander teilen? Nach der Ruhe also teilen und schleifen. Aber darunter steht ja nochmal: “nach der Reife in gleich große Stücke teilen”. Mhmm? Danke.
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Dietmar Kappl
Sorry – da habe ich umformuliert und die alte nicht entfernt.
Jetzt passt es 😉
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Christian Lux
Hallo nochmal Dietmar,
vielen Dank für deine Antwort. Aber ganz klar ist mit noch nicht warum du hier trotzdem 2% Hefe im Vorteig verwendest anstatt den 1% (wie in deinem Poolisch Beitag). Hat das einen bestimmten Grund?
Vielen Dank im Voraus
Christian
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Dietmar Kappl
Hallo Christian,
oh danke – hab es gerade ausgebessert auf 2g (ich mache jetzt aber keine Komastelle mit 1,5g 😉 )
Lg. Dietmar
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Steffi
Hallo Dietmar,
das ist schon wieder so ein interessantes Rezept, dass ich unbedingt ausprobieren muss. Nimmst du aktives oder passives Malz? Malz als Pulver oder Malz als Sirup? Wie alt darf das Roggenanstellgut maximal sein, 1 Woche? Vielen Dank für die Tipps.
Du schreibst an einem neuen Buch? Oje, ich muss mein Bücherregal erweitern….
Viele Grüße,
Steffi
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Dietmar Kappl
Hallo Steffi,
Kurze Teigführung aktiv und flüssig
Lange Teigführung inaktiv und pulverförmig
Anstellgut kann schon 10Tage alt sein (sofern es im Kühlschrank gelagert hat)
Buch ist so weit mal fertig – jetzt gehts zum Verlag raus…
Lg. Dietmar
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Christian Lux
Hallo Dietmar,
ich finde diese Rezept seh interesant und werde es auf jeden Fall backen. Ich habe Fragen dazu:
1. Warum kommt da so “viel” Hefe in den Poolish? In deinem Blog-Beitrag zu Poolish steht:
– 1% Hefe bei kalter Führung (1 g) bzw.
– 0,1% Hefe bei Raumtemperaturführung (0,1 g)
Das ist mir nicht ganz klar…
2. Macht die Art der Führung (kalt oder Raumtemperatur) einen Unterschied im Geschmack oder kann man sie als gleichwertig betrachten?
Vielen lieben Dank im Voraus und beste Grüße
Christian
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Dietmar Kappl
Hallo Christan,
Bei kalter Führung musst du 1% Hefe verwenden – kaltes Wasser und sofort in den Kühlschrank geben – hier hast du kontrolle über die Reife und es ist egal ob 12, 24 oder 36Std Reife – alles TOP
Hingegen bei Raumtemperatur kann es schnell zur Überreife kommen – früher hab ich auch so gemacht, aber immer schwierig und auf den Punkt zu verarbeiten.
Aromen finde ich bei RT etwas kräftiger Aufgrund der warmen Fermentation, aber Rösche und Porung finde ich bei der kühlen Variante dann doch besser 😉
Lg. Dietmar
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Karl-Jürgen Müller
Hallo,
wenn ich kein Roggenanstellgut habe. Selber machen 90g Roggenmehl,90g Wasser, 20g Madre ?
Ach und wenn ich schon am Fragen bin. Ich finde ja alle Rezepte super. Was ist aber wenn mein Kühlschrank nicht so tief geht bzw, bleibt. Wir benutzen unseren Kühlschrank nicht nur zur Stück/Stockgare. Da wird es schon mal wärmer. Ich bin mir sicher es gibt keine Allgemeinformel. Aber vielleicht einen Tipp.
Viele Grüße Charly
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Dietmar Kappl
Hallo Karl,
ja funktioniert genau so 🙂
Madre und Kühlschrank!
Lg. Dietmar
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Christiane
Apropos neues Buch – lieber Didi, schlage doch bitte einmal in Deinem Roggenbuch die Seite 127 auf.
Dort schreibst Du im Einleitungstext im zweiten Abschnitt von Sonnenblumenkernen. Es sollte bestimmt Kürbiskerne heißen. Denn im Rezept kommen keine Sonnenblumenkernen rein.
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Dietmar Kappl
Ja ich weiß, das ist in der neuen Auflage schon alles gefixt. 😎
Beim nächsten Buch passiert mir sowas nicht mehr – da hab ich jetzt mehrere Testleser am Start.
Und mal ehrlich: Sieh’s doch so wie bei Münzsammlern – die richtig wertvollen Stücke sind die mit den seltenen Druckfehlern. Genau die werden später mal die heißesten Sammlerstücke🔥
Lg. Dietmar
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Christiane Donkels
Hallo Didi,
ich würde gerne einmal das Kürbiskern-Roggenbrot aus Deinem neuen Buch ausprobieren.
Was kann ich denn anstelle Sojaschrot nehmen?
Vielen lieben Dank schon einmal für Deine Rückmeldung,
Christiane
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Dietmar Kappl
Hallo Christiane,
du kannst alles nehmen – Sesam, Leinsamen, Schrote,…
Geht alles und immer 🙂
Lg. Dietmar
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Silke
Guten Morgen,
bei der Herstellung steht als Unterpunkt (Nr.5) :
Teig teilen und locker schleifen
Den Teig nach der Reife in gleich große Stücke teilen.
Dann folgt nochmals ein Teilen des Teiges und ein lockeres Zusammenschleifen. Wie ist dies gemeint?
Bei dem Punkt “Backen” verstehe ich nicht, wie dies gemeint ist: “Während des Backens kräftig einschneiden”.
Vielen Dank im Voraus für die Antwort!
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Dietmar Kappl
Hallo Silke,
entschuldige bitte die Verwirrung – ich habe es inzwischen schon ausgebessert.
Das passiert, wenn man gleichzeitig am neuen Buch und am Blog schreibt 🙂
Ich tippe gerade die Rezepte für das neue Buch ab, und dabei hat sich dieser kleine Fehler eingeschlichen.
Liebe Grüße
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Tobi
Hallo Dietmar,
Den 4. Spiegelstrich im Kapitel “Herstellung” könnte aus meiner Sicht noch gelöscht werden. Irgendwie ist der Inhalt an dieser Stelle immer noch doppelt beschrieben.
Schöne Grüße,
Tobi
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Ewald
Du bist entschuldigt. Freue mich schon auf das neue Buch. Hoffe du wirst vor Weihnachten fertig dann sind die Geschenke gesichert.
Viel Freude dabei
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Dietmar Kappl
Wird sich nicht ganz ausgehen 🙁
Aber das wäre ja toll 🙂
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