Butterkipferl
Im Internet werden Croissants in allen Variationen gebacken, gefüllt, glasiert und mit Perfektion inszeniert. Überall sieht man buttrige Kunstwerke mit hauchdünnen Schichten, makelloser Blätterung und glänzender Oberfläche. Doch wer sagt eigentlich, dass Genuss nur mit Perfektion zu tun hat?
Ich möchte heute eine Alternative zeigen. Eine Methode, die einfacher und handwerklich geblieben ist – und trotzdem in puncto Geschmack ganz weit vorne liegt: Butterkipferl aus meinem Lehrbetrieb. Rustikal, bodenständig, aromatisch. Genau wie ich sie in meiner Lehre gelernt habe.
Anstelle eines klassischen Croissant-Teiges mit all seinen Details kommt hier ein einfacher Brötchenteig zum Einsatz. Nichts Kompliziertes, keine Vorteige oder langes Vorbereiten.
Damit das anschließende tourieren der Butter auch Anfängern gelingt, gibt es einen kleinen, aber sehr hilfreichen Trick: Die Butter wird mit etwa 10-15 % Weizenmehl angeknetet. So entsteht eine geschmeidige Butterplatte, die sich leichter verarbeiten lässt und beim Ausrollen nicht bricht oder durch den Teig drückt. Eine Methode, die in vielen kleinen Bäckereien seit Generationen so gemacht wird.
Touriert wird ganz klassisch mit einer einer einfachen und doppelten Tour. Kein großes Hexenwerk, kein stundenlanges Kühlen zwischen den Schritten – nur ein bisschen Geduld und das Gefühl für den Teig.
Optisch erinnern die Butterkipferl eher an gute, alte Handwerkskunst als an glattpolierte Schaufensterware. Sie sind rustikal, haben Ecken und Kanten – aber sobald sie aus dem Ofen kommen, verströmen sie diesen Duft, bei dem man weiß: Das wird gut.
Und geschmacklich? Ein Hochgenuss. Außen leicht knusprig, innen weich und feinporig, mit diesem unverwechselbaren Butteraroma, das man so schnell nicht vergisst.
Diese Butterkipferl brauchen keine Perfektion, keine Glanzlasur, keinen Hype. Sie brauchen nur gute Zutaten, ein bisschen Zeit – und die Freude an ehrlicher Handarbeit. Wer sie einmal probiert hat, wird sie lieben. Versprochen.
Rezept
für ein Teiggewicht von 1975g / 24 Stk Kipferl zu je 82g Teigeinlage
Zutaten
1000g | Weizenmehl Type 550/700 |
560g | Wasser 4°C |
25g | Salz |
25g | Brötchenmalz |
20g | Hefe |
Butterplatte | |
300g | Butter |
45g | Weizenmehl Type 550/700 |
Herstellung
Aus Mehl, Wasser, Brötchenmalz, Hefe und Salz einen glatten Teig herstellen. Der Teig kann etwas kürzer ausgeknetet werden als klassischer Brötchenteig. Drei Minuten langsam und fünf bis sechs Minuten schnell kneten reicht aus.
Den Teig anschließend abgedeckt für etwa 60 Minuten im Kühlfach bei -15°C ruhen lassen. In dieser Zeit kann sich das Klebergerüst entspannen und der Teig wird abgekühlt, was das spätere Tourieren mit Butter erleichtert (bitte das Teigstück im flachen Zustand einkühlen – dies gewährleistet ein gleichmäßiges Abkühlen des Teiges).
Während der Teig im Kühlfach ruht und abkühlt, die Butterplatte vorbereiten. Dafür die Butter mit Weizenmehl verkneten, bis eine geschmeidige, gut formbare Butter-Mehlteig entsteht. Diese anschließend zu einer Butterplatte von etwa 25 mal 25 cm formen und im Kühlschrank für mindestens 1-2 Stunden zwischenlagern.
Den gekühlten Teig zu einem Rechteck ausrollen und die vorbereitete Butterplatte mittig auflegen. Die Seiten des Teiges darüber klappen und leicht andrücken. Anschließend eine einfache und eine doppelte Tour geben. Zur genauen Technik kann diese Videoanleitung hilfreich sein.
Nach dem letzten Touriervorgang den Teig bereits auf ein Maß von etwa 32 mal 48 cm ausrollen. Den Teig abgedeckt mit Plastik im Kühlschrank für weitere 60 Minuten entspannen lassen.
Sobald der Teig gut durchgekühlt ist, diesen mit einem Pizzaschneider in quadratische Teigecken einteilen (4×6 Stk). Wenn die Butter im Teig gleichmäßig durchgekühlt ist, können die tourierten Quadrate mit einem Rundholz zu (fast)ovalen Teigflecken ausrollen. Dabei ähnlich wie bei der Formgebung von Salzstangerl vorgehen, nur nicht zu dünn. Die gewünschte Größe liegt bei etwa 10 x 20 cm.
Nun die Teigflecken aufrollen, zu Kipferln formen und mit etwas Abstand auf ein Backblech setzen. Abgedeckt reifen die Kipferl nun, bis sie sich mindestens im Volumen verdoppelt haben.
Die Butterkipferl werden mit Schwaden bei 240 °C fallend auf 230 °C für etwa 16 bis 18 Minuten gebacken, bis sie eine goldbraune Farbe angenommen haben.






8 Kommentare
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Reinhard
Hallo Dietmar,
Rustikal und einfach schlägt auch für mich jeden Hype. Noch dazu, wenn die Hyper eher Esser als Bäcker sind 😉
Wie muss ich die Hefe anpassen, wenn ich die Prachtstücke den Hypern morgens frisch servieren möchte?
Und Danke für Deinen genialen Blog!
Reinhard
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Dietmar Kappl
Hallo Reinhard,
wenn du die kalte und lange Gare machst, dann lass die Butterkipferl nach dem Formen zuerst noch 1 Stunde abgedeckt mit Plastik bei Raumtemperatur stehen. Am nächsten Tag noch ca. 1-1,5 Std bei Raumtemperatur akklimatisieren lassen und danach ab in den Ofen. Das Volumen muss sich vor dem Backen fix verdoppeln und das erreichst du am besten wenn der Teig am Vortag vor dem Kühlen anspringen lässt.
… oder du machst sie gleich am ersten Tag fertig, gibst diese in den TK und backst sie nach Bedarf auf – funktioniert super (im vorgeheizten Backrohr im gefrorenen Zustand 3 Minuten bei 240°C aufbacken – anschließend noch 10 Minuten ziehen lassen anschließend servieren 😉 )
Lg. Dietmar
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Ulrike M.
Hallo Dietmar,
vermutlich möchtest du nur die Aufmerksamkeit der Leser testen. 🤣
Könnte es sein, dass das Minuszeichen vor der Temperatur zu viel ist?
„ Den Teig anschließend abgedeckt für etwa 60 Minuten im Kühlfach bei -15°C ruhen lassen. In dieser Zeit kann sich das Klebergerüst entspannen und der Teig wird abgekühlt…“
Beste Grüße vom Niederrhein
Uli 👋
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Dietmar Kappl
Hallo Ulrike,
nein des passt – im Kühlschrank kühlt dir der Teig zu langsam runter 😉
Ich Eisfach jedoch geht es schneller und bei 1 Stunde passiert auch nichts – nur perfekt durchgekühlt (noch besser wenn der Teig zuvor flach ausgerollt wurde).
Lg. Dietmar
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Ulrike M.
Kommunikation hat zuweilen Tücken.
Bin über den Begriff „..der Teig wird abgekühlt…“ gestolpert. Für mich läuft’s eher auf LEICHT angefroren raus. 😇
Dietmar, herzlichen Dank für die Erkläuterung, jetzt weiß ich mehr. 😉
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Dietmar Kappl
Der Teig gefriert kaum in einer Stunde – da kühlt der Teig perfekt zum Tourieren durch 🙂
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Lars
Nein. Das glaube ich eher nicht. Es geht darum, den Teig schnell herunter zu kühlen. Einen Kühlschrank mit +15 Grad ist nicht so verbreitet. 😂
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Dietmar Kappl
😉
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