Kassler Brot
Kassler Brot im Homebaking Style – Ein Meisterwerk aus der Kastenform oder Holzbackrahmen
Kassler Brot ist eine traditionelle deutsche Brotsorte, die für ihren kräftigen Geschmack und seiner Textur bekannt ist. Ursprünglich aus der Region rund um Kassel stammend, hat dieses Brot mittlerweile weit über seine Heimat hinaus Bekanntschaft erlangt.
In meiner Variante des Kassler Brots habe ich mich für den Homebaking Style entschieden, was bedeutet, dass das Brot in einer Kastenform oder mit einem Holzbackrahmen gebacken wird. Diese Backmethoden verleiht dem Brot eine besonders weiche, weniger ausgeprägte Seitenkruste. Der Holzbackrahmen sorgt dafür, dass die Kruste besonders zart wird, während die Kastenform dem Brot eine schöne, gleichmäßige Struktur gibt.
Die Basis bildet ein etwas fester Einstufensauerteig mit einer Teigausbeute von 180 – für meine Verhältnisse eher untypisch, da ich sonst gerne etwas weichere Sauerteige verwende. Mit 10 % Anstellgut und einer 12 Stündigen Reifezeit bei Raumtemperatur (22–24 °C) entwickelt der Sauerteig eine milde, ausgewogene Säure, die nicht nur dem Geschmack guttut, sondern auch für eine bemerkenswert lange Frischhaltung sorgt.
Die festere Sauerteigführung in Verbindung mit der leicht kühlen Reifetemperatur verlangsamt gezielt die Aktivität der Mikroorganismen – und genau darin liegt das Geheimnis: Durch diese entschleunigte Fermentation entfalten sich vielschichtige Aromen mit einer feinen, milden Säurespitze. Das Ergebnis ist ein Brot mit ausgewogenem Duft, langer Frischhaltung und einer Krume, die zugleich saftig und strukturiert wirkt – ein echtes Erlebnis für Gaumen und Nase. Für mich Ausdruck echter Handwerkskunst und sensorischer Tiefe.
Rezept
für ein Teiggewicht von 1730g / 2 Stk zu je 865g Teigeinlage
Sauerteig
250g | Roggenmehl Type 1150/960 |
200g | Wasser 35°C |
25g | Anstellgut |
- Anstellgut im Wasser auflösen und mit Roggenmehl klumpenfrei vermischen. Anschließend abgedeckt 12-14 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.
Hauptteig
475g | reifer Roggensauerteig |
350g | Roggenmehl Type 1150/960 |
400g | Weizenmehl 550/700 |
480g | Wasser 35°C |
25g | Salz |
+ | Brotgewürz nach Wunsch |
1. Teigherstellung
Zunächst das Wasser und den Sauerteig in die Knetschüssel geben, anschließend die restlichen Zutaten hinzufügen. Den Teig 5 Minuten auf langsamer Stufe mischen, gefolgt von etwa 4 Minuten auf einer etwas schnelleren Knetstufe, bis eine glatte, homogene Teigstruktur erreicht ist. Sollte der Teig während des Knetvorgangs zu fest erscheinen, kann und sollte schluckweise Wasser nachgeschüttet werden. Ziel ist eine Teigtemperatur von 29–30 °C, um eine optimale Gäraktivität zu gewährleisten.
2. Kesselgare
Nach dem Kneten den Teig abgedeckt für ca. 30 Minuten in der Knetschüssel (Kesselgare) ruhen lassen. Diese Phase dient der Teigentspannung und fördert die gleichmäßige Gärung.
3. Aufarbeitung
Den Teig anschließend in zwei gleich große Stücke teilen. Jedes Teigstück zunächst rundwirken, dann sanft in eine längliche Form bringen. Die Teiglinge nun in einen gut geölten Holzbackrahmen setzen. Wichtig: Der Rahmen sollte maximal zu etwa 60 % seiner Höhe mit Teig gefüllt werden. Eine zu hohe Teigeinlage kann während der Gare zu unkontrollierten Ausbrüchen und optischen Brotfehlern führen.
4. Gare
Die Teiglinge abgedeckt (idealerweise mit Plastikfolie) auf die Gare stellen. Dabei unbedingt darauf achten, dass die Teigoberfläche nicht verhautet, da dies das Ofentriebverhalten negativ beeinflussen kann.
5. Backen
Sobald die volle Gare erreicht ist, die Brote in den auf 240 °C vorgeheizten Backofen einschieben und kräftig schwaden. Nach 5–7 Minuten den Schwaden ablassen und die Ofentemperatur auf 200 °C reduzieren. Die Gesamtbackzeit beträgt etwa 70 Minuten. Die Brote sind fertig, wenn eine Kerntemperatur von mindestens 98 °C erreicht ist.




15 Kommentare
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Ralph
Sers Dietmar,
Weil grad ideale Sauerteig-Temperaturen 🥵 in der Küche sind, hab ich mich an‘s Kasseler gemacht. Die Menge auf ne TE von 1200g umgerechnet und los.
Sauerteig aus Waldstaude-VK angesetzt und bei 28° über Nacht gereift, das ASG was am Tag davor aufgefrischt. Noch ein Brühstück mit 50g Altbrot+100ml Wasser eingebaut, und weiter nach Rezept.
Stückgare waren 90min @ 30° Raumtemperatur, rein in den Ofen für 70min, 240° —> 200° fallend. Dann hatte das Brot 97° Kerntemperatur.
Beim Aufarbeiten anscheinend ein wenig viel Mehl verwendet, drum die helle Stell an der Seite, eh Wurscht, wenns aufgeschnitten ist, das Brot. Angenehmer Geschmack mit leichter Säure und herrlich lockere, feuchte Krume. Als erstes 60/40 Brot durchaus gelungen, danke für das Rezept!
♥️lich Ralph
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Dietmar Kappl
Hallo Ralph,
boa das Ergebnis ist der absolute Hammer – Porung und Optik volle Punktzahl!!!
Danke für die tollen Bilder 😉
Lg. Dietmar
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Ralph
Sers Dietmar,
Uuuii, ein Lob, ein Lob 🥰 vom grossen Meister!
Freu mich wie ein kleiner Igel drüber und werd gleich ein wenig Stolz, aber nur ein bisschen 😇
Wenn ich dran denk, wieviel ich im letzten Jahr gelernt hab, kann ich Dir nur ganz herzlich Danken und dein Blog ist eine wahre Schatzkiste mit Tipps und grossartigen Rezepten!
♥️lich Ralph
Aus der Wüstenstadt Wien
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Dietmar Kappl
Hallo Ralph,
tja umsetzten muss man es aber immer selber und das lob hast du dir verdient 😉
Lg. Dietmar
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Andreas
Lieber Dietmar,
leider keine lange Haltbarkeit, da schmeckt es zu lecker😊; super weich, saftig mit etwas Säure,schönes Universalbrot. Zur Sicherheit werde ich es beim nächsten Mal mit 2g Hefe versuchen, da ich mit über 1 Stunde Endgare nicht hingekommen bin (war zu kurz).
Grüße Andreas
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Dietmar Kappl
Hallo Andreas,
freut mich wenn dir das Rezept gelungen ist.
Klar, entweder etwas Hefe wie du schon schreibst, oder einfach etwas länger stehen lassen (es läuft ja zum Glück nicht weg 🙂 🙂 )
Lg. Dietmar
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Bianka Malchow
Gibt es eine ungefähre Zeit für die Gare vor dem Backen?
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Dietmar Kappl
Hallo Bianka,
bei einer Kesselgare von 30 Minuten musst du nach dem Formen mit mind. 60 Minuten Endgare rechnen.
Lg. Dietmar
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Annegret
Hallo Dietmar, danke für das schöne Rezept.
Habe 2 Fragen dazu: ein Fenstertest ist wohl nicht möglich bei dem geringen Weizenanteil, oder?
Wie lang dauert Deiner Erfahrung nach die Gare, bis der Teigling in den Ofen wandert?
Herzliche Grüße aus dem sonnigen Saarland 👋🏻
Annegret
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Dietmar Kappl
Hallo Annegret,
leider kein Fenstertest möglich und die Endgare dauerte ein knappe Stunde.
(da muss der Sauerteig aber schon sehr Triebstark sein)
Lg. Dietmar
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Thomas
Das gibt es überhaupt nicht. Ich komme aus der Region. Und schon gar nicht in dieser kastenbrotausführung.
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Klaus
Ich komme nicht aus der Region, hoffe allerdings das die Art der Kommunikation nicht Kassler-Style ist
Beste Grüße
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Dietmar Kappl
🙂 🙂 🙂
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Dietmar Kappl
Hallo Thomas,
ja stimmt und deswegen habe ich in der Einleitung auch geschrieben “im HomebakingStyle” – einfacher für so manche.
Du kannst die Rezeptur auch frei geschoben machen – dann hast du das Original 😉
Lg. Dietmar
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Achi
Wie dem auch sei … das Brot macht mich extrem an 🙂
LG Achi
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