Ruchmühlenbrot
Das Ruchmühlenbrot war ein Testversuch, der aus einer kurzen Roggensauerteigführung, einem Brühstück und einer langen Autolyse bestand. Die Wassermenge in der angeführten Rezeptur habe ich so angepasst, das der Teig leicht zu verarbeiten ist – auch wenn es einem auf den ersten Blick viel erscheint, so befindet sich ein großer Anteil der Wassermenge in Brühstück und welches dadurch die Teigbeschaffenheit beeinflusst (Wassermenge kann durch “Bassinage” nachträglich hinzugefügt werden) .
Auch wenn der Teig in der Anfangsphase fest erscheint, so sollte man zusätzliches Wasser in der Anfangsphase vermeiden – ein weicher Teig lässt sich schwer auskneten und verlängert die Misch- und Knetzeit um ein vielfaches. Bei der anschließenden Teigreife kam mir der Teig sehr schwach und leblos vor und der Versuch war schon fast zum Scheitern verurteilt. Mit wenig Hoffnung ein gelungenes Brot aus dem Ofen zu ziehen, formte ich die Teiglinge und stellte diese anschließend auf die lange und kühle Gare (oft verwende ich diese Methode wenn mir die Lust auf weites…).
… nach einer Teigreife von etwa 10 Stunden holte ich die noch “immer” leblosen Teiglinge aus der Kühlung und knallte diese mit vollem Schwaden in den Ofen. Da ich dem Brot nur wenig Hoffnung schenkte, reduzierte ich nicht einmal die Ofentemperatur und stellte den Ofen einfach auf 40 Minuten (diese Anwendung mache ich gerne wenn die ausgebackenen Brote gleich in die Restbrotabteilung wandern).
Als ich nach 40 Minuten in den Ofen guckte, traute ich meinen Augen nicht! Die Teiglinge explodierten förmlich im Ofen und sorgten für ein breites Grinsen im Gesicht! Für mich war dies schon fast unerklärlich, jedoch führte ich den enormen Ofentrieb auf den hohen Wassergehalt im Teig zurück. Die nicht reduzierte Backtemperatur sorgte für den Booster und zeigt uns wieder einmal, wie wichtig ein vorgeheiztes Backrohr ist.
Rezept
für ein Teiggewicht von 2070g
Gesamtrezeptur
950g | Wasser | 95% |
100g | Hartweizen | 10% |
200g | Roggenmehl Type 960 | 20% |
700g | Ruchmehl | 70% |
100g | Anstellgut (vom Roggensauerteig) | 50% (auf Sauerteigmehl) |
20g | Salz | 2% |
Roggensauerteig
100g | Anstellgut vom Roggensauerteig |
200g | Wasser 45°C |
200g | Roggenmehl Type 960 |
Anstellgut im Wasser auflösen und mit Roggenmehl klumpenfrei verrühren. Zugedeckt an einem warmen Platz (30-35°C) reifen lassen. Reifezeit 5-6 Stunden.
Brühstück
100g | Hartweizenmehl |
350g | Wasser 100°C |
Wasser zu kochen bringen und im Kneter anschließend vermischen – Achtung: klumpt schnell!
Autolyseteig
700g | Ruchmehl |
400g | Wasser 25°C |
Wasser und Ruchmehl klumpenfrei verrühren und abgedeckt bis zur Weiterverarbeitung bei Raumtemperatur stehen lassen. Stehzeit 5-6 Stunden bei Raumtemperatur.
Herstellung
- Nachdem der Sauerteig seine Reife erreicht hat, wird dieser mit dem Autolyseteig, Brühstück und Salz 5 Minuten im Kneter langsam vermischt. Anschließend wird der Teig so lange geknetet, bis dieser sich vollständig vond er Kesselwand löst.
- Erst jetzt kann durch die Bassinage zusätzliches Wasser hinzugefügt werden.
- Nach der Teigherstellung den Teig in eine geölte Wanne geben und nach 60 und 120 Minuten falten. Nach einer gesamten Teigreife von 4 Stunden wird der Teig zu einem runden Laib geformt.
- 20 Minuten entspannen lassen
- Zur Formgebung den Teig in der Mitte durchdrücken und anschließend zu einem runde und gleichmäßigen Ring formen. Nach der Formgebung den Teig in eine Couronne-Form legen und auf die kühle Gare bei 5-6°C stellen.
- Gebacken wird der Teigling bei 240°C mit kräftigen Schwaden.
- Gesamtbackzeit ca. 45 Minuten (um eine kräftige Rösche zu bekommen, kann die Ofentemperatur nach 25 Minuten auf 210°C reduziert werden).
104 Kommentare
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Alexandra
Hallo Dietmar,
wieder mal ein sehr geniales Rezept.. geschmacklich absolut top..👍
allerdings war mein Teig, anders als bei dir, sehr lebhaft… 4 Stunden Stockgare und 1Stunde Stückgare haben ausgereicht… mehr hätte er nicht toleriert …
Liebe Grüße Alexandra
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Dietmar Kappl
Hallo Alex,
dein Sauerteig ist eine Wucht – MEGA Krume 🙂
Lg. Dietmar
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Alexandra
danke dir… der kommt ja auch aus gutem Hause 😉
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Anja Taskai
Jetzt hab ich es gelesen, 10h…sorry.😉
Übrigens finde ich deinen Blog wunderbar.
Für jeden Geschmack etwas zu finden und super erklärt.
Vielen Dank, dass du uns Brotbackfans daran teilhaben lässt.
Liebe Grüße aus Thüringen von Anja
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Dietmar Kappl
Hoffe ich kann euch noch lange begeistern 😉
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Anja Taskai
Wieviel Stunden muss der Teig in die kalte Gare?
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Gerhard Kohl
Schaut toll aus. Muss ich unbedingt ausprobieren. Eine Couronne Form habe ich noch nicht. Wie groß muss denn die Couronne Form sein bei 2kg Teigeinlage?
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Dietmar Kappl
Meine Couronne Formen haben einen Durchmesser von 35cm.
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Nicolas Ahrens-Hein
Hallo Zusammen, Hallo Dietmar, Danke für die Durchmesserangabe. Das schwierigste ist tatsächlich einen Händler zu finden, der auch an private Personen verkauft. Es ist ja so vieles für Privatpersonen ausverkauft. Ich habe einen Shop in Frankreich gefunden….passt ja auch traditionell. Hoffentlich darf ich das hier veröffentlichen ?! Ich habe lange gesucht: Die klassischen “Banneton couronne entoilé” Kranz-Gärkorb aus Weidenholz mit Leinentuch kann man u.a. hier bekommen. Sogar 34 cm für die 2 kg: https://www.meilleurduchef.com/
Vielen Dank für das tolle Rezept 🙂
Gruß aus Braunschweig
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Dietmar Kappl
Hallo Nicolas,
danke für den Link – da könnte man einiges brauchen 🙂
Lg. Dietmar
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Nicolas Ahrens-Hein
Hallo und einen schönen Sonntag, Gärkörbchen ist angekommen und die angegebene Menge passt perfekt für die 25 cm Banneton couronne entoilé und einer separaten 1 kg Holzschliffform. Ergebnis ist perfekt geworden. LG aus Braunschweig
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Dietmar Kappl
Hallo Nicolas,
und schön kräftig gebacken – so wie es sich gehört 🙂
Lg. Dietmar
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Andreas M
Hallo Dietmar, mit der Gesamtrezeptur komme ich auf TA 195, aber dazu kommt ja noch das “zusätzliche Wasser” (Bassinage). – Kannst du einen Anhaltspunkt geben, wieviel man da noch reinmogeln kann? Das gesamte Wasser (950g) aus der Gesamtrezeptur ist ja fix verplant in Sauerteig, Brühstück und Autolyse. Der Autolyseteig wird ja mit Ruchmehl und TA 157 schon eher trocken, da wird man nichts zurückhalten können.
lg Andreas
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Dietmar Kappl
Hallo Andreas,
ja stimmt, aber hängt auch immer von der jeweiligen Mehlqualität ab.
Sollte der Autolyseteig bei einigen zu fest sein, dann bitte sofort etwas Wasser hinzufügen – aber bitte sparsam umgehen, weil euch ansonsten das selbe wie bei mir blüht.
In meinem Versuch hatte ich zu Beginn mehr Wasser im Autolyseteig, aber beim anschließenden Mischen/Kneten hatte ich echte Probleme den Teig richtig auszukneten 🙁
Hoffe ich hab es laut Rezeptur nicht zu viel reduziert?
Lg. Dietmar
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