Dinkel-Ciabatta
Da ich in letzter Zeit einige Anfragen zu Dinkel bekommen habe, möchte ich meine nächsten Rezepte dem Dinkel widmen. Geplant hatte ich drei Rezepte, wobei für jedem etwas dabei sein sollte, vom Anfänger bis zum Profi. Da ich selbst nicht wirklich der Dinkelprofi bin, habe ich bei allen drei Rezepten verschiede Anwendungen gewählt: Pate Fêrmentêe, Kochstück und No-knead waren in den Rezepten enthalten.
Was ist eigentlich beim Dinkel so anders?
Während Weizen durchschnittlich 27-28% Feuchtkleber enthält, sind es bei der Dinkelsorte “Oberkulmer Rotkorn ” z.b. 33-38% Feuchtkleber und beim Frankenkorn immerhin noch 25-35%. Die Qualitäten beim Dinkelmehl sind leider starken Schwankungen unterworfen, darum ist es wichtig, die Teige beim Kneten genau im Auge zu behalten.
Dinkel hat zwar einen hohen Klebergehalt, dieser Kleber ist jedoch sehr weich und neigt stark zum Überkneten. Geknetet werden Dinkelteige eher langsam, und nur 1-2 Minuten schnell. Eine glasige Teigoberfläche ist ein eindeutiges Indiz dafür, das der Teig schon Überknetet ist.
Man gibt auch Schüttwasser nicht komplett dazu, sondern erst nach und nach, denn so ist von Anfang an ein höherer Knetwiederstand gewährleistet. Um den Kleber zusätzlich zu stabilisieren, sollte man den Teig bei der Teigreife zwischendurch ein bis zwei mal aufziehen.
Die optimale Teigtemperatur liegt bei 24-26°C, mehr als 28°C sind in jedem Fall schädlich für den Teig.
Da wir aber Backen wollen, nun zum Rezept!
Mein erstes Dinkelbrot das ich euch vorstellen möchte ist das Ciabatta. Übersetzt ins Deutsche bedeutet Ciabatta “Pantoffel”, was von seiner flachen, langgezogenen und breiten Form des Brotes herrühren soll. Nach Angaben wurde dieses Brot im Jahr 1982 von Arnaldo Cavallari in einer Bäckerei in Rovigo in Venetien entwickelt und erstmals vermarktet.
Er verwendete dafür eine neue Mehlsorte aus der Mühle seiner Familie. Noch im gleichen Jahr lies er sich sein Brot unter dem Namen “Ciabatta Polesano” schützen, 1989 folgte die Bezeichnung “Ciabatta Italiana”.
Als ich mir meine Rezepte zusammenwürfelte, stolperte ich über ein Ciabattarezept mit einer TA von 183. Anfangs eher skeptisch, aber mit näherem betrachten wurde es für mich doch interessant. Kann das wirklich sein, eine TA von 183 und dann noch Dinkel.
JA, und jeder der dieses Rezept nicht nachbackt, der versäumt etwas! Alleine schon die TA ist nicht alle Tage zu finden, und dann noch das Geschmackserlebnis des Ciabattas – Genial (da sollte noch einmal einer sagen, Dinkelbrote sind trocken).
Für alle, die Brote mit großen Löchern nicht mögen, habe ich mir auch etwas einfallen lassen: Dreht man das Ciabatta zu einem Wurzelbrot, so zerkleinert man die Porung um ein vielfaches, siehe Bilder!

Rezept
für 2 Ciabatta / Stück 480g (Gesamtteig 960g)
Vorteig:
- 80g Dinkelmehl Type 630
- 50g Wasser
- 1g Hefe
- 1g Salz
Alle Zutaten im langsamen Gang zu einem Vorteig kneten, und 90 Minuten bei Raumtemperatur gären lassen. Anschließend 18-24 Stunden im Kühlschrank lagern.
Hauptteig:
- 132g reifer Vorteig
- 429g Dinkelmehl Type 630
- 225g Wasser
- 140g Milch
- 22g Zucker
- 12g Salz
- 10g Hefe
Alle Zutaten außer Milch im langsamen Gang kneten, “Milch nur schluckweise beimengen”. Die gesamte Mischzeit sollte 6 Minuten betragen, und sollte nur so lange im schnellen Gang gemischt werden, bis sich der Teig von der Schale löst “nicht länger”!
Danach wird der Teig auf eine bemehlte Platte gekippt, und für 40 Minuten im zugedeckten Zustand reifen lassen.
Nach den 40 Minuten wird der Teig nur von zwei Seiten zu einem Rechteck gefaltet, und weitere 40 Minuten stehen lassen.
Danach wird der Teig in 2 gleich große Teile geteilt, und “sofort” Vorsichtig auf einem Teigschieber platzieren (den Teig auf ein Trennpapier legen, damit er leichter von der Backschaufel rutscht!). Die abgestochenen Ciabatta nur mehr leicht formen, und so wenig wie möglich bearbeitet – nur formen!
Bei 3/4 Gare mit viel Schwaden bei 250°C in den Ofen schieben, und für 25-30 Minuten bei gleichbleibender Temperatur rösch ausbacken.
132 Kommentare
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mathias
Super Rezept 🙂 .Zuerst dachte ich auch es ist eher ein Spätzleteig als ein Brotteig. Aber der Teig entwickelt sich nach und nach. Ich hatte 700er Dinkel 3 mal gefaltet die letzten zweimal in kürzeren Abständen. Das Problem was ich noch habe ist das es etwas aufgerissenen ist auf der Seite. Bei so einem weichen Teig die Gare zu bestimmen ist das Problem wie mach ich das?SG Mathias
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Dietmar Kappl
Hallo Mathias,
durch das dreimalige falten hast du mehr Spannung in den Teig gebracht – darum der Seitenriss !
Die Gare über eine Ferndiagnose zu beurteilen ist schwer, aber wie dir aufgefallen ist, sind meine Rezepte fast immer für mehr Brote gerichtet! Backe deine Rezepte anfangs immer auf zwei mal – z.B. das erste Ciabatta gibst du in den Ofen wo du glaubst die Gare passt- und danach backst du erst das zweite! Dadurch kannst du für dich selber besser beurteilen, welche Gare das bessere Ergebnis lieferte. Die Gare ist nur durch Erfahrungswerte zu lernen 🙂
Lg.
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Dagmar
Hallo Dietmar,
einfach genial, deine Baguettes. Hätte gerne das Rezept ausprobiert, aber nun
geht`s erstmal in den Urlaub. Bei meinem momentanen Backwahn habe ich
bestimmt Entzugserscheinungen.
Aber ich weiß jetzt schon, was ich gleich backe wenn ich wieder da bin, diese
Baguettes. Werde dann mal berichten, wenn sie gut werden, kannst du das
Ergebnis auf meinem Blog finden.
Lieben Gruß
aus Dagmar`s brotecke
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Dietmar Kappl
Hallo Dagmar,
Baguette würde ich mit diesem Teig lieber nicht machen, Ciabatta wären sicher besser 😉
(war ein Scherz “grins”)
Ich wünsch dir einen schönen Urlaub
Lg. Dietmar
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reiki-hanne
Tja, wie die Porung war, kann ich gar nicht so sagen, denn ich habe natürlich das angeschnitten, bei dem mir ein kleiner Unfall passiert ist. Brot rutschte vom glatten Backpapier und hängte sich über die Ofentür (Schöne Schweinerei!). Beim Rettungsversuch hat sich dann automatisch so was wie ein Wurzelbrot gebildet. Die Poren sind ein wenig kleiner als bei Deiner gedrehten Version. Das zweite muss ich ja hergeben, ist deshalb im Froster. Bin gespannt auf heute abend, wenn die nächste Ladung fertig ist.
Liebe Grüße
Hanne
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Samuel Kargl
Lieber Dietmar!
Ciabatta sind fertig und Geschmacklich TOP. Poren sind nicht so wie ich es mir wünschte. Aber da war sicher das Vollkornmehl schuld. Also selber schuld. Aber ich wollte endlich meine Körner loswerden. Jetzt hab ich nur mehr vier KG. Aber danke tolles Rezept und schmeckt prima. Werde halt beim Anschneiden die Augen zumachen.
lg SAM
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Armin
Danke für den Tipp Dietmar, werde es beim nächsten Versuch testen.
LG. Armin
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Lisa
Hallo Dietmar,
ich möchte dir zu deiner tollen Homepage gratulieren, der Aufbau/die Aufbereitung/Bilder einfach weltklasse!
Ich finde es beeindruckend, was du alles machst und möchte dir für die tollen Rezepte danken und dass du uns dein Wissen weitergibst!
Ich hätte zu deinen Rezepten eine allgemeine Frage: Ich backe mein Brot / meine Brötchen immer mit Heißluft. Wäre Ober- und Unterhitze besser? Sind beim Backen mit Heißluft dann von deinen Temperaturangaben die 20° abzuziehen?
Lisa
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Dietmar Kappl
@ Lisa,
es stimmt, das man bei Heißluft die Temperatur etwas reduzieren muss! Durch denn Ventilator wird das Brot oder Gebäck richtig mit heißer Luft angeblasen!
Man macht nichts falsch wenn man mit Heißluft backt, würde dir aber Ober und Unterhitze nahe legen – Warum! Das Gebäck trocknet weniger beim Backen aus, und bekommt eine schönere Färbung (oben dunkler und an der Seite heller – das Auge isst ja mit!). Ich würde eventuell bei Gebäck die letzten drei Minuten auf Heißluft umschalten, dadurch bekommt es mehr Rösche (dies wäre auch mein Tipp für alle, bei denen das Gebäck nach dem Backen zäh wird!).
Danke noch für deine netten Worte 🙂
Lg. Dietmar
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Armin
Hallo Dietmar, habe das Ciabatta gebacken und der erste Gedanke war als ich den Teig auf die Platte kippte, hoppla wollte eigentlich ein Brot backen keine Palatschinke (Pfannkuchen). Habe aber unverdrossen weitergemacht. Als ich die Teiglinge im Rohr hatte zweifelte ich zuerst doch etwas aber als ich etwas später wieder nachsah staunte ich.
Man kann diesen Ciabatta beim wachsen zusehen. Mein Ergebnis ist ganz passabel, die erste optische Eindruck sehr gut aber beim anschneiden zeigt sich der Unterschied zum Meister,meine Porung ist bei weiten nicht die von Dietmar. Schmeckt aber trotzdem ganz toll, und ich werde es wieder probieren, wäre doch gelacht!
Lg. Armin
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Dietmar Kappl
@ Armin,
vielleicht solltest du bei Bio auf eine TA von 175-180 zurückfahren,und eventuell ein zweites mal falten?!
Versuche es einfach einmal, und beobachte den Unterschied!
Lg.
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reiki-hanne
Hallo Dietmar,
hat alles gut geklappt; die hohe TA war zwar bisschen tricky, aber gut zu handlen. Der Geschmack ist bombastisch, dazu das tolle Mundgefühl durch den kurzen Biss. Hab es direkt noch einmal angesetzt, brauch Nachschub. Vielen Dank für das tolle Rezept und liebe Grüße.
Hanne
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Dietmar Kappl
@Reiki
würde mich interessieren wie deine Porung war?
(aber dies alleine ist nicht alles, denn was zählt ist der Geschmack)
🙂 Dietmar
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Naddi
@ Dietmar: is klar Chef 🙂 was wäre ein Dinkelciabatta ohne Dinkel 😉 Werde jetzt mal welchen bestellen.
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Armin
Hallo Dietmar, habe Bio Dinkelmehl T 700 zuhause, darf ich das für das Ciabatta verwenden?
Lg
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Dietmar Kappl
Klar Armin, rein damit 🙂
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Alex Schlager
Hallo Dietmar,wird ein Ciabatta nur gefaltet oder wie bringt man es richtig in Form?Danke und liebe Grüße.Alex
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Dietmar Kappl
Hallo Alex,
hab’s zwar in der Anleitung genau beschrieben, aber vielleicht etwas unverständlich 🙂
– den Teig nach dem kneten auf eine bemehlte Tafel kippen
– den Teig eine Reifezeit von etwa 40 Minuten gönnen
– nun den Teig nur von 2 Seiten falten (von oben nach und von unten nach oben)!
– bei diesem falten sollte der Teig bereits wie ein großes Ciabatta aussehen!!!
– diesen gefaltenen Teig nun noch einmal reifen lassen
– nach der weiteren Teigreife wird der Teig nur mehr in der MITTE auseinander gestochen
– die abgestochenen Ciabatta sofort vorsichtig auf ein Backpapier legen, damit es besser von der Backschaufel rutscht
– die Ciabatta auf dem Backpapier noch etwas nachformen (abgestochenen Enden nach unten krabbeln)
– garen lassen
– BACKEN 😉
Lg.
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Naddi
Das Rezept sehe ich ja jetzt erst, uns ist ja der Hammer 🙂 Diese Poren *neidvollguck*, das will ich auch haben! nur hab ich gerade keinen Dinkel im Haus und ich nehme gerne den der Adlermühle, aber meine Mehlbestände sind noch so umfänglich, eigentlich hab ich Bestellverbot *träller*… Hmmm was mach ich nu, jedenfalls erst mal ausdrucken 🙂 Herzlichst Nadja
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Dietmar Kappl
Halo Naddi,
der Mehlbestand sollte schon längst verbraucht sein!
Schwächelst du etwa beim Backen “grins” 🙂
( Nimm bitte nur Dinkel bei diesem Rezept)
Lg.
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Armin
Hi Dietmar,das du in der Backstube wohnst habe ich schon länger vermutet.
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reiki-hanne
Hab mich natürlich schon getraut!Konnte einfach nicht anders. Vorteig steht.
LG
H
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Eva
alles klar, danke für die rasche Antwort! 🙂
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Eva
wenn das sehr logisch klingt, dann lieber Milch und Zucker weglassen?
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Dietmar Kappl
Nein EVA,
denn das Rezept was ich hier gemacht habe, ist mit Milch und Zucker!
Wenn du diese Zutaten weglässt oder veränderst, wird das Ergebnis ein anderes sein!
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brotdoc
Zumindest bei Milch habe ich kürzlich noch gelesen, daß sie durch ihren Fettanteil die Glutenstränge verkürzt und dadurch eine weniger grobe, gleichmäßigere Porung hervorrufen soll. Weswegen ja z.B. in Toast- oder Sandwichbrot-Rezepte auch Milch hineinkommt.
Ich mag mich auch irren, oder die Milch macht den Kohl da nicht ganz so fett 😉
Jedenfalls sehen die Ciabatta zum Niederknien gut aus.
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Dietmar Kappl
@ Björn,
klingt sehr logisch, darum lernen “Wir” ja wohl nie aus 😉
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reiki-hanne
Na, da hast Du ja mal wieder vom Feinsten gezaubert! Muss fürs WE mehrere weizenfreie Brote backen, da reizen mich Deine Kunstwerke schon sehr. Weiß noch nicht, ob ich es wagen soll, ohne Testlauf für eine Fete zu backen. Kann ich die Milch auch von der Ziege nehmen? Der Lactoseintoleranz muss ich ja auch noch begegnen.Liebe Grüße Hanne
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Dietmar Kappl
@ Reiki
Milch kann auch von der Ziege sein, und das Rezept ist mir auch beim ersten mal gelungen 🙂
Trau dich nur drüber 😉
Lg.
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Eva
Die sehen vielleicht gut aus! Aber kein Wunder, bist ja Profi! :-)Toll, dass du sie Petra widmest – wenn es eine mit ihrem Blog verdient hat, dann Petra!
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Dietmar Kappl
Hallo Eva,
dieses Rezept mag Anfangs der hohen TA schwierig erscheinen, ist aber für jedem zum Nachbacken – (haltet euch nur an die Rezeptur und Anleitung, dann kann nichts passieren) 🙂
Leider habe ich für die Fotos keine Chili gehabt, den dann wäre es perfekt gewesen 😉
LG.
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brotdoc
Dann bin ich noch über die Milch und den Zucker gestolpert – hatte ich in einem Ciabatta-Rezept auch noch nie gesehen. Normalerweise stören die doch, wenn man große Poren will? Wie süß schmecken sie denn?
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Dietmar Kappl
@ Björn,
ich glaube Zucker und Milch haben mit der Porung nichts zu tun, höre dies auch zum ersten mal – aber wie man sieht… 🙂
Der Geschmack ist klasse, und Ich kann es nur jedem empfehlen!
Lg.
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