Masterclass Pumpernickel
Masterclass Roggen
„Du hast an meiner Grammatik geschraubt!“ (Schelli)
„Ich- niemals! Solange Du nicht in meinen Teigen rührst, fasse ich Deine Grammatik nicht an.“ (Didi)
Diese Zitate sollen Euch helfen einzuordnen, mit welchem Ernst wir (Didi vs. Schelli) unsere eigenen Linien verteidigen.
Trieb- und Säuresteuerung in traditionellen deutschen Broten.
Rezepte:
- Spiel ohne Grenzen: Baltischer Kochteig
- Pumpernickel ultimativ
Einordnung
Das deutsche Brot -zumeist mit dem Schwerpunkt auf Roggen- hat im mediterranen Ausland keinen besonders guten Ruf- es gilt als schwer, dicht und sauer. Ein ungenießbarer Backstein.
Ganz anders wird es von den Deutschen im eigenen Land wahrgenommen. Das erste, was ein Deutscher vermisst, wenn er sich länger als eine Woche im Ausland aufhält, ist sein geliebtes Roggen(misch)brot. Das hat in diesem Fall ausnahmsweise nichts mit der deutschen Zunge nachgesagten Geschmacksschwäche zu tun. Vielmehr vereint der Roggen -veredelt durch fachkundige Fermentation- im Brot Heimataromen und wohlige, anhaltende Sättigung- deutsches Soulfood.
Allerdings wird heute in der weit überwiegenden Mehrzahl deutscher Bäckereien der Roggensauer allein als Würzmittel verstanden, um dem Brot Säure und Aroma zu geben. Bäckerhefe dient dem Trieb. An Hefe wird aus Produktionssicherheits- und Zeitgründen oft nicht gespart. Entgegen früheren -schwankenden-Roggenqualitäten benötigen rezente Roggenernten keine Säure, um ein optisch ansprechendes Brot aus dem Ofen zu ziehen. Niedrigen Fallzahlen vorvergangener Tage musste mit einem entsprechenden pH-Wert begegnet werden, um den Teig langsamer abbauen zu lassen, Brotfehler möglichst klein zu halten.
Inzwischen wächst fast ausschließlich Hybridgetreide auf unseren Feldern, ertragsstark und -sicher. Krankheitsresistent und proteinreich. Ein technisch gutes Brot zu backen, ist heutzutage keine große Herausforderung mehr.
Jedoch wandelt sich die Erwartungshaltung eines Teils der Verbraucher an das Brot: es entwickelt sich vom Sattmacher zum Genussmittel. Die Sternegastronomie -nicht die klassische, französische Küche, sondern die Erneuerer, die Mutigen- und die Hobbybäcker sind in Deutschland Treiber dieser Idee. Dort wird zunehmend fermentiert und Brot als Teil dieser Bewegung verstanden.
Brot als Genussmittel kann kein Massenprodukt sein. Für uns steht ein exzellentes Produkt auf drei Säulen:
- handwerkliches Können
- beste Mehlqualität
- natürliche Fermentation, modernes Sauerteigwissen
Aus Bäckers Sicht ist -nahezu ausschliesslich- das tradierte handwerkliche Wissen entscheidend, um erstklassige Brote backen zu können. Wir meinen, dass es tatsächlich eine Grundvoraussetzung ist, Mehlqualitäten und Teigreifen zu erkennen und mit Teigen adäquat umgehen zu können. Dass allerdings auch zunehmend Geschmack und Ästhetik vom Verbraucher erwartet werden, der Handwerker durch den Fokus auf Rationalisierung diese neuen Anforderungen eher zurückhaltend liefert.
Kommen wir zum Punkt 2, der Mehlqualität: es geht nicht um Schädlingsbefall oder besonders proteinreiche Mehle. Bei der Selektion der Getreidesorten in den letzten Jahrzehnten war der Geschmack zweitrangig- die Backfähigkeit spielte eine wichtige Rolle und der Proteingehalt als Währung für Bauer, Müller, Bäcker. Und zuvorderst die Maschinengängigkeit der sich ergebenden Teige, um günstig Masse produzieren zu können.
Der in Deutschland abnehmende Verbrauch von Roggenmehl korreliert zuverlässig mit der steigenden Fallzahl des Roggens in den letzten Jahrzehnten. Ein Kausalzusammenhang ist nicht festgestellt, liegt aber nahe: das Resultat sind zunehmend trockenbackende Brote. Das muss erklärt werden: Die Fallzahl ist ein Hinweis auf die sogenannte Enzymaktivität, je höher die Aktivität desto geringer die Fallzahl.
Teige mit geringer Enzymaktivität (hoher Fallzahl/entsprechend der aktuellen Roggenqualitäten) sind geduldiger, anspruchsloser in der Verarbeitung. Aber auch von eintönigem Geschmack und „trockenbackend“, d.h. das Gegenteil von saftig.
Reagiert wird meist mit Hilfe von externen Geschmacksgebern. Das können die deutschen Bäcker: mit (passivem) Malz hantieren. Den Rest erledigt die Backmittelindustrie. Sie korrigiert die nicht erwünschten Eigenschaften der jeweiligen Ernte und nivelliert das Geschmackserlebnis auf Einheitswerte. Der Kunde bekommt zuverlässig das gleiche Brot- in Norddeutschland wie in Süddeutschland. Sogar unter gleichem Namen.
Folgende Maßnahmen können helfen, ein Trockenbacken zu vermeiden:
- Wahl eines Urkornroggens: Champagnerroggenmehl oder Waldstaudenroggenmehl haben zuverlässig deutlich niedrigere Fallzahlen und ungeahnte Aromentiefe- verglichen mit vielen Hybridsorten. Nach Erfahrung der Autoren sind diese Mehle in den letzten Jahren immer gut beherrschbar gewesen und haben ausserordentlich geschmackvolle Sauerteige/Brote hervorgebracht.
- verringern der Fallzahl durch Mischen geeigneter Anteile enzymaktiver Mehle (höchste Handwerkskunst, die von nur sehr wenigen Bäckern beherrscht wird: die Wirkung von Enzymen im Teig folgt nichtlinearen mathematischen Gesetzen!)
- Zugabe eines Roggenmalzbrühstücks
- Erhöhung des Vollkornanteils
- Arbeit mit Quell-, Brüh- und Kochstücken
- Brotaroma hinzufügen (Restbrotverwertung- hier sind die Autoren ausnahmsweise nicht kongruent: der eine liebt es, dem anderen übertüncht es die zarten, süchtig machenden Fermentationsaromen)
Fermentation
Die Fermentation/Gärung hat in vielen Bereichen der Lebensmittelherstellung und -konservierung in allen Kulturen alte Wurzeln, die Sachkenntnis wird heute insbesondere über Internet und Tourismus zusammengeführt und optimiert. In Deutschland hat die Roggenbrotbereitung mit Hilfe der Fermentation/Teigversäuerung durch Hefen und Bakterien eine große Tradition, das Wissen entstand empirisch und führte an verschiedenen Orten Deutschlands zu ganz unterschiedlichen Verfahren, die allerdings nur noch von sehr wenigen professionellen Bäckern umgesetzt werden. Selbst in den Fachschulen wird das Wissen nicht gepflegt -und leider auch nicht konserviert. Heute wird, weil die Erfindung der Bäckerhefe den Umgang mit Roggenteigen sehr vereinfacht, Trieb und Versäuerung in zwei voneinander unabhängige Prozesse gepackt. Die gewünschte Teigeigenschaft „Trieb“ mit Hilfe der Hefe, die notwendige Eigenschaft „Säure“ mit Hilfe von ausgereiftem, stabilem Roggensauerteig beeinflusst. Feinere, aromabestimmende Stellschrauben durch Fermentationsteuerung oder gar unterschiedliche Getreidesorten bleiben häufig außen vor.
Im Folgenden finden wir die wichtigsten Ideen traditioneller, bäckerhefefreier Roggen-(misch)Brotbäckerei mit einer Kurzcharakterisierung. Alle traditionellen deutschen Sauerteigführungen werden mit Roggenmehl angesetzt.
Berliner Kurzsauer
Kurze, warme, weiche Führung, viel ASG wird benötigt, für mildes Mischbrot, in der deutschen Bäckerei eher ein Exot.
Kennzahlen: ASG-Menge 20% vom Roggensauerteigmehl, Reifezeit (RZ): 4h, Teigtemperatur (TT) 35°C, Teigausbeute (TA): 200
Monheimer Salzsauer
Die Idee dieser Führung war, nur noch 2x pro Woche einen Sauerteig ansetzen zu müssen. Die Salzzugabe vermindert die Stoffwechselgeschwindigkeit (Stabilisierung) des Sauerteiges,
ein wichtiger Nebeneffekt ist, es werden Essigsäureproduzenten gebremst. Einfach, sicher im Ergebnis, ausgewogen im Geschmack.
Kennzahlen: ASG-Menge 20% vom Roggensauerteigmehl, RZ: 15h, TT 32°C fallend auf 22°C, TA: 200, 2% Salz (bei Hauptteigbereitung entsprechend reduzieren) Versäuerung 30-40%
Detmolder 3-Stufen-Sauer (Klassiker!)
Diese Führung gilt als die Königsdisziplin, sie erzeugt milde, aromatische und triebstarke Sauerteige. Richtet man die Führung so aus, dass die letzte Stufe zeitlich kurz ausfällt, sinkt die Verarbeitungstoleranz und steigt die Brotqualität.
Kennzahlen:
1. Stufe (Anfrischsauer): 1:2:3 (Starter:Mehl:Wasser), RZ: 5-8h, TT 25°C-26°C, TA: 200-220,
2. Stufe (Grundsauer): 2:5:3 (Starter:Mehl:Wasser), RZ: 6-10h, TT 23°C-28°C, TA: 150-165,
3. Stufe (Vollsauer): 2:3:3 (Starter:Mehl:Wasser), RZ: 3-10h, TT 25°C-32°C, TA:180- 200 Versäuerung: 30-40%
Detmolder 2-Stufen-Sauer
Bewährte Praxis für hochwertige Starterkulturen. Besonderheit: 1. Stufe kann lang gezogen werden. Guter, sicherer Allrounder für die Roggensauerteigbäckerei.
Kennzahlen:
- Stufe: 1:12:6 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 25°C, RZ: 15-24h, TA ca. 150
- Stufe: 1:2:2 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 28°C, RZ: 4h, TA ca. 190
Detmolder 1-Stufen-Sauer
Die Führung mit dem höchsten Versäuerungsvermögen und der größten Verarbeitungstoleranz. D.h.: pH und Säuregrad dieser Brote sind am stärksten ausgeprägt. Deshalb eignet sie sich besonders für säuretolerante Mehle/Schrote. In deutschen Bäckereien nur üblich in der Kombination mit Bäckerhefe. Lehrmeinung ist, dass die Triebkraft einstufiger Führungen nicht ausreicht, Brotteigen ein ansprechendes Volumen zu geben. Die Autoren dieses Artikels sind der Meinung, dass die Qualität des Starters ausschlaggebend ist für den Erfolg oder Misserfolg solcher Führungen ohne Bäckerhefe.
Stufe: 1:10:10 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 25°C, RZ: 15-24h, TA ca. 200
Schaum- oder Schlagsauer-Verfahren
Aufwändiges 5-stufiges Verfahren, um den Hefekulturen Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Nur auf diese Weise können sich die Hefen in adäquater Zahl vermehren. Der Punkt, dass zur Hefevermehrung essenziell Sauerstoff notwendig ist, wird häufig vernachlässigt und ist zentraler Bestandteil dieses Verfahrens. Es ist die effektivste Methode, Säurebildung zu unterdrücken- durch Stärkung der Hefen und CO2-Austrieb. Auf diese Weise wird auch die Brotlockerung optimiert. Ob das Verfahren ohne Automatisierung professionell angewendet wird, ist den Autoren nicht bekannt.
Kennzahlen:
1. Stufe: 1:1:2 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 23°C, RZ: 3h, TA ca. 300
2. Stufe: 1:1:2 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 23°C, RZ: 3h TA ca. 300
3. Stufe: 1:1:2 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 23°C, RZ: 3h TA ca. 300
4. Stufe: 1:2:2 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 23°C, RZ: 6h TA ca. 265
5. Stufe: 3:1:1 (Starter:Mehl:Wasser), TT: 23°C, RZ: 20 min TA ca. 170
Zusammenfassung
Mit Hilfe der beschriebenen traditionellen Methoden der Sauerteigbereitung sind wir in der Lage, unsere Roggenbrot- Rezepte sehr genau auf unsere Ziele anzupassen. Je nach Automatisierungsgrad der Bäckerei können die diskutierten Techniken mehr oder weniger leicht übernommen werden.
Der Artikel kann als Baukasten oder Erweiterung der eigenen Rezeptentwicklungswelt verstanden werden.
Dieses Wissen verhilft uns zu Steuerungsmethoden, Werkzeugen der Vorteigbereitung, um hochwertige, handwerkliche Brote zu fertigen und die dahinter liegenden Prozesse zu verstehen. Auf zu viel oder zu wenig Säure reagieren zu können.
Roggenmischbrote auf Basis dieser Techniken haben eine außerhalb Deutschlands nur selten bekannte Qualität- so nuancierte, durch Fermentation entstandene, erdig-aromatische Brote finden zunehmend Eingang in die anspruchsvolle Küche. Von Sterneküchenchefs wird betont, dass solche Brote einen eigenen Gang verdient hätten.
Für Euch als Anregung zum Spielen haben wir folgende Geschichte zusammengetragen:
Litauisches Kochbrot
Rationale: um Standardroggenbrotmehlen die oben diskutierte Geschmacksschwäche auszutreiben, greifen wir tief in die Trickkiste- und bereichern die deutschsprachige Roggenbrotszene mit einer kaum bekannten baltischen Spezialität.
Meine litauischen Nachbarn hatten jedenfalls Tränen des Glücks in den Augen nach einer Kostprobe.
Die in Litauen, Estland, Lettland, Weißrussland und Russland dargebotene Vielfalt verschiedener regionaler Brotspezialitäten war in den Ostdeutschen (DDR) Garnisonsstädten bekannt und wurden hier und dort versucht zu übernehmen. Die Aromen mancher Brote galten als legendär und unerreicht.
Roggentradition wurde großgeschrieben- Herstellung und Eigenschaften der Brote weichen deutlich von den Ideen österreichischer/deutscher Brote ab.
Die Verwendung einer besonderen Vorstufe scheint universell und ist deshalb im Fokus unserer Vorstellung. Bei der Produktion von Roggen- und Roggenmischbrot wird ein sogenannter Kochteig eingesetzt. Dabei wird ein Teil des Roggenmehles unter Rühren mit heißem Wasser gebrüht: ein viskoser Kochteig entsteht.
Dieser gebrühte Teig wird einer Verzuckerung/Vermälzung durch enzymaktives Malzmehl überlassen und später dem fermentierenden Sauerteig zugeführt. Erst nach einer Fermentation des verzuckerten Kochteiges mit dem Sauerteig steht die Vorstufe für den Brotteig zur Verfügung. Manchmal sieht man auch eine getrennte Verarbeitung von Kochteig mit Malzmehl und Sauerteig.
Auch eine weitere Stufe ist anzutreffen: Ergänzend zur Vorstufe aus Sauerteig und Kochteig kann flüssiger Sauerteig zugegeben werden, um die nötige Versäuerung zu erreichen. Die technisch aufwändige Herstellung dieser Vorstufen dient in erster Linie der Verbesserung der Frischhaltung und der Erzielung eines besonders intensiven, malzig-würzigen Brotgeschmacks.
Abhängig von den Ausgangsrohstoffen, den Stehzeiten und den Temperaturverläufen der einzelnen Vorstufen gibt es unterschiedlich starke Abbauvorgänge in den sogenannten Kochteigen. Die Krumenfarbe und Krumenstruktur wird maßgeblich durch die Kochteige beeinflusst. In den Brotteigen werden neben dem versäuerten Kochteig verschiedentlich noch Mengen an Zucker, Zuckersirup, Honig, Fruchtgelee oder Malzextrakt eingesetzt. Die verschiedenen „Zuckerstoffe“ sorgen für den süßlich milden, teilweise fruchtigen Geschmack der Roggen- und Roggenmischbrote und haben einen positiven Einfluss auf die Frischhaltung.
Hier nun die Spielkiste- die Herstellung sogenannter gekochter Brote aus Weißrussland.
Beim Kochteig im All-in-Verfahren werden folgende Zutaten in einem Kessel homogen vermischt: Roggenmehl (etwa Type 1370), Malzmehl, Kartoffelpüreeflocken und heißes Wasser (ca. 80°C). Die Temperatur soll für eine intensive Verzuckerung 6h konstant bei ca. 65°C gehalten werden. In dieser Stufe findet ein enzymatischer Abbau von Stärke zu Dextrinen, Malzzucker und Glucose statt. Das ist -bis auf die Kartoffelflocken- das uns gut bekannte Roggenmalzbrühstück oder auch Aromastück.
Kühlung
Nach der Verzuckerungsstufe wird der Teig auf ca. 30°C abgekühlt. Wichtig: Temperaturausgleich durch Mischen!
Versäuerung
Der Kochteig wird 1:1 mit Sauerteig TA 220 vermischt und für 3-4 Stunden bei konstant 30°C fermentiert. Er sollte aufgrund höchster Fermentationsraten/Abbaugeschwindigkeiten recht schnell weiter verarbeitet werden, die Verarbeitungstoleranz ist gering.
Teigbereitung
20% versäuerter Kochteig
80 % Roggenmehl
nach Wunsch/ Brotsorte kann zusätzlich Sauerteig verwendet werden
2 % Salz
abhängig von der Brotsorte:
Honig, Zuckersirup, Zucker oder Fruchtgelees eingesetzt
keine weitere Wasserschüttung zum Teig
6 Minuten langsam kneten
Teigruhezeit bis zu 120 Minuten
Es werden gerne große Brote gebacken-eine Besonderheit ist das Backen von Laibbroten auf Ahornblättern. Die Brote mit Kochteig zeichnen sich durch den intensiven Geschmack und die langanhaltende Saftigkeit aus.
Übrigens werden diese Brote deutlich dunkler ausgebacken als in unseren Breiten, einerseits entsprechen die Röstaromen dem Kundenwunsch, andererseits färbt das Brot durch den hohen Zuckergehalt schneller im Ofen.
Am Beispiel meiner Nachbarn erkennen wir, dass Brot in anderen Kulturen hohe Wertschätzung erfährt und mit Emotionen verbunden ist. Für uns besteht der erste Schritt zur Meisterschaft im Erlernen der traditionellen Fertigkeiten.
Universalrezept Kochteig
Empfehlung: 10% vom Gesamtmehl
Kochteig (TA400) All-in:
100g Roggenmehl (etwa Type 1370),
2g akt. Malz (2%)
40g Kartoffelflocken (4%)
300g Wasser mit ca. 80°C schütten.
Temperatur soll 6h konstant bei 65°C bleiben
Evtl. ganzer Kümmel (nicht im Pumpernickel!)
Abkühlen auf 28°C
30% Roggensauer herstellen (200g ASG:200g Wasser:200g Roggenmehl, 28°C für 3h)
nach 3h den fertigen Kochteig dazu (Booster!)
nach 2h in den Hauptteig
Nach der Spielerei geht’s ernst weiter- mit dem
Masterclass-Rezept
Pumpernickel als Ur-westfälisches Traditionsrezept
Wir wagen den Gang in die schlichte Schönheit- für uns ist es Kunst, ein Rezept so weit zu reduzieren, dass es schlechter werden muss, wenn eine Zutat verändert oder ein Verarbeitungsschritt gestrichen wird. Aber nicht wesentlich besser wird, wenn es einen weiteren Schnörkel erfährt.
Pumpernickel, dieser Ur-Westfale ist ein sparsames Brot aus einer armen Gegend, das das ganze Korn nutzt und mit den Bestandteilen spielt- es über Stufen der Quellung, mit Hilfe von Keimlingseigenschaften und Fermentation vorbereitet, um in einem ewig langen Backvorgang nochmal durch definierte Besonderheiten ein mildes, unendlich geschmackstiefes Charakterbrot zu formen vermag.
Es ist das Gegenteil eines Discounter-Brotes. Sowohl in der Komplexität der Aromen als auch in der Herstellung. Wir lösen uns insoweit von der Tradition, als dass wir nicht zur Gänze den auskühlenden Ofen nutzen.
Rezept Pumpernickel-Masterpiece/chef-d’œuvre
für ein Teiggewicht von 2087g
Gesamtrezeptur
500g | Waldstaudenroggen groß (Mühleneinstellung 15) | 50% |
500g | Waldstaudenroggen fein (Mühleneinstellung 2) | 50% |
950g | Wasser | 95% |
12g | Salz | 1,2% |
100g | getrocknete Brotbrösel | 10% |
5g | Hefe | 0,5% |
Sauerteig
100g | Waldstaudenkorn grob vermahlen |
100g | Wasser |
20g | Anstellgut |
Anstellgut im Wasser vollständig auflösen und anschließend mit dem groben Schrot vermischen. Anschließende Reifezeit 12 Stunden bei 25-27°C.
Brühstück
400g | Waldstaudenkorn grob vermahlen |
400g | Wasser 100°C |
12g | Salz |
Schrot und Salz in den Kneter einfüllen und anschließend mit dem kochenden Wasser 20 Minuten auf langsamer Stufe mischen. Anschließend Stehzeit 4-5 Stunden.
Brotaroma
100g | getrocknete und fein vermahlene Brotbrösel |
200g | Wasser ca. 30°C |
Zusammen vermischen und 4-5 Stunden quellen lassen.
Hauptteig
500g | Waldstaudenkorn fein vermahlen |
150g | Wasser 30°C |
220g | reifer Schrotsauerteig |
812g | Brühstück |
300g | Brotaroma |
Sauerteig, Brühstück, Brotaroma, Wasser und Vollkornmehl zusammen 20 Minuten am langsamen Gang mischen. ACHTUNG: In dieser Mischphase kein Wasser nachschütten! Durch das quetschen der Teigstruktur wird eine starke Bindigkeit erreicht.
Anschließend 30 Minuten quellen lassen.
100g | Wasser |
5g | Hefe |
In der zweiten Mischphase wird nachträglich die in Wasser aufgelöste Hefe beigemengt und weitere 20 Minuten langsam vermischt.
Der Teig könnte wahrscheinlich mehr Wasser vertragen, jedoch ist von einer zu hohen Teigausbeute abzuraten (sogenannte “Speckstreifen” könnten durch die geringe Backtempertur in der Krume entstehen!).
Herstellung
- Nach der Teigherstellung den Teig 30 Minuten reifen lassen.
- Anschließend den Teig mit wenig Mehl aufarbeiten (Teigeinlage 1400g / 25×10,5×10,5cm).
Da der Pumpernickel eine lange und niedrige Backtempertur verlangt, muss ein austrocknen verhindert werden. Im Profibereich geschieht dies in sogenannten Dampfbackkästen (http://www.krause-backformen.de/6-Backformen-Backk%E4sten/18-Isolierter-Backkasten/21,Isolierter-Backkasten-m.-Eins%E4tzen.html).
Für den Hobbybäcker empfehle ich im Haushaltsofen die Kastenform in eine Bratenfolie einzuwickeln (z.B.: https://www.moderne-hausfrau.at/p/bratbeutel-p1643588/?variantId=P1643588_231779874) - Gare ca. 45-60 Minuten
- Gebacken wird der Pumpernickel bei einer Anfangshitze von 150°C fallend 100°C.
- Backzeit gesamt: 14 – 16 Stunden
Brotbrüder-Urteil
Zugegeben- für den Schüler ohne Aufsicht ist es immer die größte Herausforderung, den Anweisungen des Meisters Folge zu leisten- und die eigene Kreativität hintanzustellen.
Daraus folgt dann häufig ein Kommentar wie: Ich hab‘ statt Roggenschrot Quinoa genommen und den Sauerteig durch Backpulver ersetzt. Aber geschmeckt hat es allen.
Hier folgt gleich die zweite Herausforderung, die jeden trifft, der mit groben Schroten bäckt:
Die Gewährleistung des Zusammenhalts. Bröckeln die Scheiben auseinander? Sind sie bestreichfähig? Schrot aus der Mühle Müller funktioniert- während das Brot mit Schrot aus der Mühle Meier zerbröselt. Woran liegt’s?
Die Bindigkeit -insbesondere bei Roggenschrotbroten- wird hergestellt durch eine Mischung unterschiedlicher Partikelgrößen- also sollen feinste (Mehl-)Bestandteile, feiner, mittelgrober und grober Schrot in einem gesunden Verhältnis zueinander im Teig stehen. Wenn der Müller die feinen Bestandteile aussiebt- und einen schöner aussehenden, weil homogeneren Schrot teurer verkauft, ist das kontraproduktiv- oder man muss zumindest damit umgehen können.
Die intensive Knetung des sehr festen Teiges hilft. Haltet Schüttwasser zurück. Das ist der magische Satz. Wenn sich Bindung eingestellt hat, kommt quasi tröpfchenweise das Restwasser dazu, damit ein homogener Teig entsteht.
Wir haben die Schrote frisch vermahlen und bevorzugt Urkorn (Champagnerroggen, Waldstaude) verwandt. Das hat einen besonderen Zauber- der entstehende Duft während des Mahlvorgangs wird von den Autoren mit Wollust und Fortpflanzung in Verbindung gebracht- warum auch immer. Das frisch vermahlene Mehl bringt ein ungekanntes Aroma ins Brot- für uns ein neues Universum. Klar muss allerdings gesagt werden, dass die Kombination frischer Vermahlung mit qualitativ hochwertigen Mehlen aus konventioneller Vermahlung die besten -und vor allem zuverlässigsten- Backergebnis
Der Soulfood-Wert von Pumpernickel entspricht ungefähr dem des Sättigungsverhaltens.
Erster Platz!
Klarer Klassensieger im Punktwert aus der Kombination von Geschmackskomplexität, Sättigungslänge, Verträglichkeit.
Kommen wir zu den Einzelwerten:
- Verwendbarkeit: Sehr gut bestreichbar. Harmonie mit frischer Butter & Marmelade, mit genügend Rückgrat für die Kombination mit reifem Käse, aromatischem Schinken- hier bitte nix billiges! Es würde dem eigenen Charakter schaden. Oder Zwiebel-Matjes-Zusammenspiel für die Fischköppe. Auch Roastbeef-Kombi mit Radieschen- Marinade denkbar-oder einer wahrnehmbaren Wasabi-Schärfe!
- Duft: zu erkennen sind malzige Waldhonigaromen (abhängig vom Starter, ASG), buttrige Toast-/Röstaromen
- Mundgefühl: fleischig, saftig, mit spürbarem Biss,
- Geschmack: trotz geringer Salzmenge harmonisch, durch die lange Backzeit eine leicht malzige- & süßliche Note, Umami-Andeutung,
- Krumenfarbe: Für Cognac-Trinker: cognacfarben, für Whiskytrinker…eher whiskeyfarben
- Textur: kompakte, dichte & saftige Krume (ANSCHNITT empfehlenswert erst nach 2 Tagen)
Autoren:
Dietmar Kappl und Manfred Schellin sind international unterwegs, um in Masterclass-Kursen und -Diskussionen Praxis und Theorie der guten Brotbäckerei zusammenzuführen.
Dietmar Kappl ist Backstubenleiter in Linz (reichlbrot.at), Gewinner vieler internationaler Brotwettbewerbe und bloggt unter homebaking.at
Manfred Schellin ist Biochemiker (Universität Bielefeld), Sauerteig- und Mehlkenner. Er betreibt bongu.de
49 Kommentare
Kommentar erstellen
Weschdl
Hallo Dietmar,
ich bekomme bei dem Müller meines Vertrauens folgende Roggenschrote/-Mehle:
Roggenschrot grob-scharf (inkl. Keimlinge)
Roggenschrot mittel-weich
Roggen-Vollkornmehl / Waldstaudenroggenvollkornmehl
Roggenmehl Typ 1370
Eine eigene Mühle hab ich leider nicht, deshalb die Frage, deckt sich das so ungefähr mit deinen Bezeichnungen im Rezept oder muss ich mich anderweitig umsehen?
Gruß
Dieter
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Dieter,
nimm von überall 1/3tel – das wäre die beste Kombi 🙂
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Reinhold
Hallo Dietmar,
ich nutze die Nachwärme unseres Specksteinofens, um Pumpernickel zu backen. Da es bei Schelli eine Zeit lang den Waldstaudenroggen als Korn nicht gab, habe ich hier Roggen aus dem Bio-markt benutzt. Beim ersten Versuch in der Kastenform waren sowohl der Bratschlauch nicht ganz dicht (trotz akribischer Drahtstreifenklammerung) als auch der Ofen etwas zu heiss. Das Brot war danach so hart, dass ich es eingewickelt in nassem Küchenpapier einen Tag lang in einem Gefrierbeutel liegen lassen habe. Dann ging es. Gab auch nach 2 Wochen (bis es weg war) keinen Schimmel.
Hier ein Bild vom zweiten Versuch, der in einer runden Glasform mit Deckel und zusätzlichem Bratschlauch vonstatten ging. Hier war dann alles prima. Schmeckt toll und wird wohl bald wieder gebacken.
Gruß Reinhold
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Reinhold,
ich vor jedem meine Kappe, der zuhause seinen Pumpernickel backt 🙂
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Robert Schüller
Hallo Dietmar,
hat es einen besonderen Grund, einen ca. 2000 g schweren Pumpernickelteig herzustellen, im dann nur 1400 g davon zu nehmen?
Oder baust du auf unsere Intelligenz, dass wir das Rezept auf die Teigmenge umrechnen?
Schöne Grüße vom Niederrhein, Robert
Antwort erstellen
Peter Int-Veen
Lieber Dietmar, ich komme selbst aus dem Münsterland/Westfalen und habe mich schon öfters an Pumpernickel versucht. Ich war aber nie zufrieden – es ist immer zu trocken geworden. Letzte Woche habe ich das Backen in einer Petromax K4-Gußform ausprobiert – war aber auch trocken. Nun werde ich Dein Rezept anwenden und backe dann im Bratschlauch als Gegenmittel 🙂 3 Fragen hätte ich noch: Muß man den Bratschlauch einstechen? Wie kann man das gebackene Pumpernickel am Besten die 2-3 tage bis zum Anschnitt aufbewahren? Bisher hatte ich es in Butterbrotpapier eingewickelt und in einen verschlossenen Gefrierbeutel gesteckt. Und die letzte Frage: Wie kann man das Pumpernickel am Besten aufbewahren? Wir testen gerade aus, wie es sich vakkumiert hält. Liebe Grüße Peter
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Peter,
den Bratenschlauch nicht einstechen!
Aufgeschnitten im Plastik oder vakuumiert hält es sicher am besten 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Peter Int-Veen
hmmm – wir sind noch nicht am Ende der Testreihe. Vakuumiertes Pumpernickel hat leider nach ca. 2 Wochen angefangen zu schimmeln.
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Aber wenn dieses anschließend noch einmal im Ofen sterilisiert worden wäre, dann hätte das sicher geklappt 🙂
Antwort erstellen
Peter Int-Veen
Oh – das ist ja eine gute Idee! Wielange und bei welcher Temperatur würdest Du sterilisieren? Reichen 15 Minuten bei 120°C?
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Ich muss mich schlau machen, aber ich denke hier musste eine gewisse Temperatur erreicht werden!!
Mach mich schlau 😉
Antwort erstellen
Peter Int-Veen
Danke Dietmar für Deine Bemühungen, unsere vielen Fragen zu beantworten 🙂
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
So und jetzt genau: 100C / 45min 😉
Antwort erstellen
Peter Int-Veen
Supi – vielen Dank. Das probiere ich aus. Ich hatte selbst etwas gegoogled. Bei 45 Minuten besteht ja die Gefahr, dass das Brot austrocknet. Vielleicht wieder in einen Beutel packen – siehe hier: http://www.beutelundmehr.de/images/Produkte/Sterilisieren-Merkblatt.pdf
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Jupp – genau das ist es 🙂
Antwort erstellen
Stephan Reuter
Hallo Dietmar!
Der Nikolaus hat mir eine Backform von Krause geschenkt.
Mein erster Versuch war geschmacklich top. Nur die Konsistenz ist verbesserungswürdig.
Ich habe in die Form ca. 2l Wasser gegossen. Dadurch ist das Brot sehr, sehr feucht geworden und klebt am Messer.
Beim nächsten Versuch das zusätzliche Wasser weglassen und die Feuchtigkeit im Teig steuern?
Dir besinnliche Feiertage in dieser verrückten Zeit
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Stefan,
na da kann ja Weihnachten mehrmals kommen 🙂
Ich empfehle dir die Backform besser auszufüllen – dadurch wird die Krume kompakter!
Trotzdem schon klasse 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Olaf.M
Hallo Dietmar,
Versuche heute nochmals zu schreiben, klappt mit dem hochladen wohl nicht so richtig?
Das Pumpernickel ist heute am dritten Tag nach dem backen perfekt!
Habe ein Brot natürlich auch zu früh angeschnitten und da klebte auch mir die Krume am Messer. Dachte auch schon Brühstück weniger zu schütten…aber ich glaube das kann alles bleiben wie es ist. Hatte ein Kleines Brot im Weckglas gebacken, nicht verkehrt aber noch ausbaufähig 🤪. Auf jeden Fall ist das Pumpernickel eine Wucht und der Duft im Haus umwerfend.
Hast du das Brot schon mal in einer Holzbackformen gebacken?
LG Olaf
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Olaf,
das Brot ist der Hammer 🙂 🙂
Jeder der sich über einen Versuch von Pumpernickel wagt, der hat meinen vollen Respekt!!!
Ja ich hab schon einige male in Holzrahmen gebacken – warum?
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Olaf.M
Hallo Dietmar,
dann werde ich mir mal paar Rahmen zusammen bauen. Dann gibts schönere Scheiben.
Dachte nur das der Holzrahmen evt. Über die lange Backzeit Zuviel Feuchtigkeit aufnimmt. Das Pumpernickel wird täglich besser lässt sich auch gut schneiden👍. Die Schrote von Eiling scheinen zu passen. Mit dem Waldstaudenrogge und Lichtroggen backe ich auch gerne andere Brote.
Morgen gibts St. Martinsmänner mit den Enkeln🙈👍.
Danke für die Rückmeldung!
LG Olaf
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Gerne 😉
Antwort erstellen
Michaela Titze
Hallo,
Brot steht seit einigen Stunden im Backrohr und es beginnt schon in der Küche zu duften. Jetzt frag ich mich aber, woran erkenn ich, dass es fertig ist? 14 – 16h wie von dir angegeben ist ja schon eine etwas breite Zeitspanne…
Danke für einen Tipp.
Michaela
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Michaela,
verstehe ich sehr gut – wenn es die Oberfläche (Kruste) aushaltet, dann nimm die volle Zeit 😉
Mit 14 Stunden bist du aber schon auf der sicheren.
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Michaela Titze
Hallo Dietmar,
bin sogar über die vollen 16h gegangen und trotzdem ist die Krume total feucht und klebt beim Abschneiden am Brotmesser. Geschmacklich ist es aber spitze – lt. Tochter “das beste Brot ever”. Vielleicht kannst du mir einen Tipp geben, was ich falsch gemacht haben könnte?
Hier ein paar Details: gebacken in Kastenform mit Alufolie abgedeckt (die gesamte Backdauer lang), 15 Min Anbacken bei 150°, dann 16h bei 100° O-/U-Hitze auf mittlerer Schiene. Leider noch warm angeschnitten, da die eine Hälfte ein Geschenk war. Nach 2 Tagen war die Krume zwar einiges weniger feucht, aber immer noch genug um am Brotmesser kleben zu bleiben. Farbverlauf wie auf deinen Fotos von außen dunkel nach innen heller werdend.
Danke für deinen Rat!
Michi
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Michi,
würde den Teig das nächste mal etwas fester kneten!
Ich hab jetzt mehr Videos zu Pumpernickel gesehen und diese waren auf den ersten Blick immer sehr fest 😉
(eigentlich schon ein Schlägl!!)
Auch ich machte die ersten Versuche sehr weich – die besten Ergebnisse kamen erst als der Teig fester wurde!!
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Michaela Titze
Hallo Dietmar,
hab den Teig diesmal wie vorgeschlagen fester gemacht und die Brote stehen nun seit einigen Stunden im Backofen. Diesmal hab ich auch die Temperatur im Backofen kontrolliert und festgestellt, dass die 100° erst bei einer Einstellung auf 110° erreicht werden – könnte eine weitere Ursache gewesen sein. Ich lass mich überraschen.
Eine andere Frage hab ich allerdings noch: das Brot vom ersten Versuch hat in der “Brotdose” (Ton mit Holzdeckel), in der ich immer das Brot aufbewahre, bereits nach wenigen Tagen zu schimmeln begonnen. Kann an der zu hohen Feuchtigkeit gelegen haben, aber was wäre dein Tipp für die richtige Aufbewahrung?
lg
Michi
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Michi,
der Schimmel zu dieser schwülen Jahreszeit ist kein Wunder – das passiert oft in div. Brotdosen 😉
Du solltest aber deine Brotdose sauber reinigen – ansonsten passiert es beim nächsten mal noch schneller.
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Georgios Dassis
Hallo Dietmar
Vor ein paar Monaten habe ich das Pumpernikel von Jef.Hamelman gabacken und hat mir eigentlich
ganz gut gelungen.
Ich finde aber dein Rezept pur und minimal und das gefaellt mir sehr.
Nur drei Zutaten und dadurch kannst Du die Erde schmecken.einfach unglaublich.
Ich wuerde gern dieses Brot in meiner kleinen baeckerei in Griechenland einfuehren-eine 500 osttiroler steht schon bei mir in der Baeckerei,also kann ich selber mahlen-aber wie kannn ich
dieses Brot schneiden?
Gibt es eine kleine preiswerte maschine oder ein handwerkliches Messer dessen Erwerb sich lohnt ,denn mehr als 10 Brote die Woche kann man am Anfang hier nicht verkaufen.
fuer deine Antwort bedanke ich mich bei Dir.
Vielen Dank fuer das Wissen das Du vermittelst
Dein Blog ist ein Tresor fuer uns Baecker und Brotenthusiasten.Mach bitte weiter so !!!
Gruesse aus Griechenland
George
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Georg,
schau mal hier – https://www.baeckerei-anzeiger.de/neu-gebraucht/Brotschneidemaschine-90325.html
Hoffe du findest etwas passendes und kannst dein Pumpernickel backen 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Panero
Hi Dietmar,
mein Pumpi ist gerade noch sehr hellhäutig is Solarium gewandert … bin schon sehr gespannt wie braungebrannt es morgen früh rauskommt 🙂
Habe mich (fast) exakt ans Rezept gehalten (nur das Altbrot wurde mangels Verfügbarkeit durch ein Flohsamenquellstück ersetzt) … bei DER Backdauer ist mir das Risiko zu hoch es zu vermasseln 🙂
Wie lange backst du denn bei 150°C? Hab jetzt mal 15min gemacht u dann zurückgestellt auf 100°C, hoffe das ist lang genug.
Kommentar zum Kneten (Kenwood-Maschine): mit K-Haken und Spiralkneter wird’s nix bei mir, Paddel funktioniert am besten! Sollte ich die Knetzeiten dann etwas reduzieren? Wie knetest du?
Kleiner Tipp für alle Bäcker ohne Backschlauch etc.: Alufolie drüber funktioniert ganz gut oder einfach eine zweite Kastenform auf die Erste stellen (falls der Teig auf der Gare zu hoch wird für die Alufolie).
DANKE nochmal für’s Rezept!
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Panero,
der Flohsamen dürfte dem Brot nichts ausmachen 😉
Anbacktemperatur und Zeit passen auch – hab mir selber jetzt Original Backformen für den Pumpernickel besorgt – hab mich voll infiziert 🙂 🙂
Lass hören wenn das Brot aus dem Ofen kommt!
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Matthias
Hallo Dietmar,
danke für das Rezept, was, wie immer, etwas besonderes in der Fülle der Rezepte des Internets ist! Danke!
Auch wenn ich die Idee hinter dem geringen Salzgehalt verstehe, fehlt meiner Meinung nach doch deutlich etwas. Ich schreibe dieses, damit andere Nachbäcker vielleicht über meine Notiz stolpern und sich selbst Gedanken machen.
Ansonsten: Sehr, sehr köstlich! Meine kleine 9 Monate alte Tochter ist ganz verrückt danach, und ihr tut der geringe Salzgehalt ja sogar einen großen Gefallen!
Achja: Und ein Lob für das Mehl bzw. das Schrot der Biomühle Eiling: Das Waldstaudenmehl schluckt wie verrückt Wasser, und jedes Brot mit dem Mehl von denen ist wunderbar aromatisch!
(Ich bekomme leider nichts für die Werbung, ich bin “nur” ein sehr zufriedener Kunde mit viel Backerfahrung und einem privaten Mehlverbrauch von mehr als 100kg/Jahr.)
Antwort erstellen
HerbertBo
Ich versuche mich schon seit Jahren an einem Pumpernickel und bin auch auf die (im Nachhinein falschen Versprechungen) anderer Blogs reingefallen! Welch grotesker Fehler! Jeder Blogger der das Rezept von Didi nachbackt löscht sofort seinen Blog und geht wieder seinem erlernten Beruf nach. Auch Boden- und Gesteinsproben zu untersuchen ist ein ehrbarer Beruf!!!!!!!
Nun zur Masterclass Pumpernickel:
Wenn man die Phase überwunden hat wo der Teig die Konsistenz und die Haftkraft eines guten Wandputzes einem anbietet und dann das Brot in den Ofen schiebt, geht der Wahnsinn los. Aufgrund der langen Backzeit strömte ein so aromatischer Duft durchs Haus der mich fast um den Schlaf gebracht hat. Dann beginnt am nächsten Tag die Qual des Wartens! Wenn mich keiner beobachtet schleiche ich mich zum reifenden Brot und überlege es doch sofort am Stück zu verspeisen. Ich habe 36 Std ausgehalten und dann mich dem völligen Genuss hingegeben. Diesen Geschmack habe ich seit ca. 30 Jahren vermißt. Das Aromenspiel ist genial, perfekte Krume, ein Geschmack der mich so manches vergessen lässt.
Danke!
Ich bin gespannt was ihr beiden noch alles veröffentlicht!
Antwort erstellen
Giulia Perin
I just wanna say that right now I want to poke out my own eyes for seeing all this knowledge right in front if me and not being able to read german and take it in. I’ve been google-translating your blog and you may be one of my favourite people on earth.
Thank you for this content, even if it may take me around 3 years to manage to go through this entire post 🙂
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
The blog will soon be translated into English 😉
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Herbert,
freut mich jetzt aber richtig das dir der Pumpernickel gelungen ist 🙂 🙂
Dann wäre jetzt der Zeitpunkt einen weiteren Pumpernickel zu veröffentlichen!
Ideen werden uns in nächster Zeit sicher nicht ausgehen 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
rusbrot
Hi Dietmar!
Ich backe die Brote aus Litauen, Estland, Lettland, Weißrussland und Russland schon seit mehreren Jahren auf wöchentlichen Basis, habe jede menge von Fach-(Industrielen) Rezepten zu diesem Thema. Eventuell wird dich ein Paar Tipps von mir interessieren.
1. Kochteigs Stärke um 65C wird nur zu Malzzucker umgewandelt, nicht zu Dextrinen. Dextrin entsteht erst ab 70-72C und ist für ein Brot ungewünscht, führt zum klebrige Krumme, wie beim Pumpernickel.
2. Anteil vom Mehl im Kochteig variiert von 15 bis zu 35%! 10% ist zu wenig, habe ich solche Rezepte nie gesehen (Ausnahme Weizenbrot ). Es werden fast immer Gewürze mitgekocht (Kümmel, Koriander) und oder wird geröstete Roggenmaz zugegeben, nur dann entstehen die fruchtigen Aromen durch Fermentation. (geröstete Roggenmaz meine ich natürlich nicht gebratene, sonder fermentierte Variante für ein Einsatz im Brot)
3. Zum 90% wird für Kochteig das ganze Wasser benötigt, also Sauerteig mit TA 200 und mehr wird fast nie, bis auf einzelne Ausnahmen, verwendet. Vorstufen für solche Brote werden oft mit mit dem altem Teig aus Vortag eingesetzt. Generell Sauerteig mit TA 200 in diesen Länden ist nicht gängig, TA 165-170 für Roggenbrot oder flüssig mit TA 180-190 und mehr für Mishbrot.
4. In Weißrussland die Roggenbrote mit Kochteig werden zu 90% mit Mehl Typ 815 hergestellt.
5. Sauerteig -> Kochteig -> Vorteig -> Teig ist eine verbreitete aber ziemlich vereinfachte Variante von solchen Broten. Eine komplizierter, aber um einiges viel bessere Methode hat noch eine thermophilishe Vorstufe in der, der Kochteig zuerst mit L. Delbrueckii um 50C versäuert wird. Solche Brote haben Weltweit kein Analog und spielen aromatisch und geschmacklich in eine eigene Liga.
Ich hoffe es war dir Interessant!
Viele Grüße,
russischer Hofbäcker, Andrey.
PS. Frühe, als ich noch mit traditionellem Sauerteig gebacken habe, habe ich auf deine Seite viel wertvolle Information zum Thema Sauerteig gefunden!
Danke!
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Andrey,
mich beeindruckt diese Methode immer mehr und muss demnächst in einigen Beiträgen nachgebacken werden.
Danke dir für die weitere Anleitung – diese wird sich bald wieder im Blog finden 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
rusbrot
TA 280-290 und mehr für Mishbrot, meinte ich.
Antwort erstellen
Lupo
Sauber! Das ist mal ein saugut beschriebene Grundlage. Ich habe einen Bekannten aus Russland, der seine Brote nach traditionellen Methoden backt. Leider hat er seine deutsche Seite rusblog geschlossen, weil zu wenig Interesse bestand und die Rückmeldung sehr mager war. Ich habe einige seiner Brote nachgebacken und für mich ist das Borodinoer Brot aus 1940 immer noch das Königsbrot. Hier seine Seiten: http://brotgost.blogspot.com/ und https://www.youtube.com/channel/UCzOqEDC3PZUUgv2rW05ddiA Einiges ist in Englisch, aber mit Google Translator und Backkentnissen kommt man schon dahinter. Ich finde es genial, als Tipp für Euch.
Gruss
Lupo
Antwort erstellen
Rosine
Diese Herausforderung (“Masterclass”!!) werde ich annehmen – ich bin ein großer Freund des Pumpernickels und gekauft bekomme ich das nirgendwo in guter Qualität…
Nun schreibst du, das Rezept soll nicht verändert werden, aber ganz wie angegeben möchte ich es nicht backen, weil ich kein Altbrot habe. Das fällt bei uns nie an, Brote werden immer ratzeputz aufgegessen. Kann ich das Brotaroma ersetzen oder weglassen (unter Anpassen der restlichen Zutaten)?
Und noch eine zweite Frage: Kann ich das Brot im Weckglas backen, das Glas mit Gummiring und Klammern verschlossen? Und falls das geht, wie hoch sollte ich den Teig einfüllen, damit das fertige Brot das Glas etwa ausfüllt? Also, mit welcher Volumenzunahme habe ich zu rechnen bei Stückgare und Backen?
Mit herzlichem Dank für das schöne Rezept und den interessanten Text zum Brot, Rosine
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Rosine,
ja man kann das Altbrot weg lassen, jedoch verändert dies den Geschmack.
(einfach Wassermenge etwas erhöhen!)
Die Idee mit dem Weckglas finde ich klasse und sollte man wirklich ausprobieren – in der Anfangsphase nur mit dem Glasdeckel und ab der reduzierten Backtempertur mit Dichtung – diese sollte die Temperatur aushalten.
Mit der Teigeinlage 25-30% unter dem Rand bleiben – mehr braucht es nicht 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Björn Hollensteiner
Großartig. Sehr lehrreich. Wird in nicht allzulanger Zeit ausprobiert.
Antwort erstellen
Peter
Summa cum laude!
Der Biochchemiker und der Profibäcker mischen das Geschehen auf. Die Dreieinigkeit macht aus einem Nahrungsmittel ein GOURMETprodukt. Wie einfach und logisch! Ohne Ideologie und Religion!
Trotzdem einige Bemerkungen: Wer selber Brot backt entwickelt einen Geschmack auch wenn er nicht über eine feine Schellizunge verfügt. Genau deswegen ist die Erwartungshaltung in höchstklassifizierte Deutsche Hotels an deren Brote irrig.
Die Selbstfolterung wird abgelehnt. Auch ihr habt mit Sicherheit keine 2 Tage verstreichen lassen bis die erste Scheibe angeschnitten war. Brotmenge und Teigeinwaage verraten euch!!!
Herzlichen Glückwunsch und Danke!
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Peter,
ganz bestimmt 2 Tage weil es mehr als nur einen Anlauf brauchte ein perfektes Produkt aus dem Ofen zu ziehen 😉
Der Pumpernickel war auch für mich nicht gerade einfach, aber einmal verstanden und es zieht einem in den Bann.
(der nächste Pumpernickel wartet schon auf die Veröffentlichung 🙂 🙂 )
Das ist ja das besondere an MC – Schelli fordert mich und will immer neues (kann man auch als Fluch sehen)
Viel Freude beim Nachbacken
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Sabine
Ihr Lieben, wie schön, dass Ihr nun dieses Thema für die Meisterklasse entdeckt habt! Ich habe Waldstaudenroggen zuhause und würde ihn gerne für das Berliner Vollkornbrot verwenden. Hier meine Fragen: unterscheidet sich das Backverhalten des Waldstauden gegenüber dem des normalen Roggen? Ich habe keinerlei Vorstellung wie grob oder fein Euer Schrot gemalen ist … glaube auch nicht, das es viele stolze Eigentümer der von Euch benutzten Mühle gibt. Wäre darum auch sehr dankbar für einige fotografische Hilfestellungen!
Wie immer: herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen und das passende Rezept.
Liebe Grüße Sabine
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Sabine,
die Mahlgraden bei Schroten und Vollkornmehlen ist sehr unterschiedlich und jede Mühle hat seine eigene Vorstellung von fein, mittel und grob.
Ich besitze zwei Mühlen von unterschiedlichen Herstellern und könnte einen vergleich fotografisch mit die eines Müllers zeigen. Scheinbar sollte der Beitrag früher in den Blog als vorgestellt 😉
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Sabine
Lieber Dietmar, Danke für Deine Antwort. Bin schon gespannt auf den Beitrag!!!
Zum zweiten Teil meiner Frage – in wieweit unterscheiden sich die Backeigenschaften des Waldstaudenkorns von denen des “normalen”Roggen – soll heissen: muss ich an einem Rezept, wie z.B. dem Berliner Vollkornbrot etwas verändern?
Schönes Wochenende, Sabine
Antwort erstellen
Dietmar Kappl
Hallo Sabine,
die Backeigenschaften bleiben gleich!
Du wirst aber schnell den Unterschied im Geschmack erkennen 😉
Mach mit einem frisch vermahlenen Waldstaudenkorn ein Brühstück und lasse dieses 15-20 Minuten im Kneter auf langsamer Stufe laufen – der Duft welcher dir hier in die Nase steigt ist mit einer Heuwiese zu vergleichen – unfassbar!
Lg. Dietmar
Antwort erstellen
Kommentar erstellen