Sourdough Bread
Um Brot und Gebäck in erstklassiger Qualität herstellen zu können, ist neben der Auswahl der Rohstoffe die richtige Gestaltung der Rezeptur von bedeutender Wichtigkeit. Sauerteig und Vorteige kannte man zwar schon immer, gültige Sauerteigregeln waren jedoch bis vor einigen Jahrzehnten wenig bekannt.
Dementsprechend schwierig war es damals eine gleichmäßige Brotqualität zu erzielen. Man verließ sich auf gewisse Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Die Kenntnisse waren meist lückenhaft, denn sie beruhten in der Regel nur auf der Beobachtung einzelner Parameter.
Parameter und Regeln für die Sauerteigherstellung
Bei Missachtung von fachgemäßer Teigtemperatur, Teigausbeute und Stehzeit entstehen Sauerteigfehler, die folglich zu zu jungen oder alten Teigen führen. Brotfehler werden oft in der Aufarbeitung gesucht, der Fehler ist aber häufig bereits in der Zubereitung des Sauerteiges passiert.
Temperatur
Die Temperatur ist ein Faktor, der den größten Einfluss auf die Versäuerung ausübt! Die Teigtemperatur sollte daher zu Beginn und am Ende der Reifezeit kontrolliert werden. Temperaturen unter 30°C führen zu:
- einem guten Stand des Teiges
- einer etwas straffen Krume
- einem säuerlichen Geschmack des Brotes
Temperaturen über 30°C führen zu:
- etwas feuchten Teigen
- einer dehnbaren Krume
- einer etwas grobporigen Krume
- einer etwas dunkleren Krume
- einem mild- aromatischen Geschmack
Teigfestigkeit / Teigausbeute
Die Teigfestigkeit beeinflusst die Säuerung nicht ganz so stark, doch sollte sie immer festgelegt und eingehalten werden. Bei Sauerteigen empfehlen sich Teigausbeuten zwischen 180-200%
Sauerteige um TA 180 führen zu:
- einer straffen Krume
- einer grobporigen Krume
- einem ausdrucksvollen Geschmack
Sauerteige um TA 200 führen zu:
- einer weichen Krume
- einer feinporigen Krume
- einem milden Brotgeschmack
Stehtzeit/ Reifezeit
Bei Sauerteigen ist auf die genaue Einhaltung der Stehzeiten besonders zu achten – egal ob ein- oder mehrstufiger Sauerteig. Während der Stehzeiten befindet sich der Sauerteig in seiner aktiven Phase. Bei manchen Sauerteigen ist der Verarbeitungszeitraum sehr begrenzt, denn er verändert seinen Säuregrad in kurzer Zeit so stark, dass sich dies im Brot gravierend bemerkbar macht.
Überreifer Sauerteig
Ursache:
- zu großes/geringes Anstellgut
- zu warme Führung
- zu kühle Führung über längeren Zeitraum
- zu weiche Führung
- zu lange Stehzeit
Auswirkungen:
- Verminderung der Teig- und Kleberqualität
- schlechte Wasserbindung
- flache Brotform
- kleines Volumen
- dichte Porung
- stark saures Brotaroma
Unreifer Sauerteig
Ursache:
- zu geringe Anstellgutmenge
- zu kalte Führung
- zu feste Führung
- zu kurze Stehzeit
Auswirkung:
- zu geringe Hefevermehrung
- zu wenig Säure im Teig (Krumenrisse und starkes bröseln)
- schlechter Trieb
- Süßblasen auf der Brotkruste
- Feuchte unelastische Krume
- geringe und dichte Porung
- fades Brotaroma
Untypischer Geruch
Ursache:
- Fremdgärung
Auswirkung:
- mangelnde Triebkraft und Säurebildung
- Beeinträchtigung des Brotaromas
Rezept
für ein Teiggewicht von 1420g / 2 Brote mit einer Teigeinlage von 710g
Weizensauerteig
- 5g Anstellgut
- 100g Weizenmehl Type 1600
- 100g Wasser
TT: 26-28°C RZ: 15-18 Stunden TA: 200
Roggensauerteig
Stufe 1 (Grundsauer)
- 5g Anstellgut
- 45g Roggenmehl Type 960
- 25g Wasser
TT: 23-24°C RZ: 10-12 Stunden TA: 156
Stufe 2 (Vollsauer)
- 75g reifer Grundsauer
- 100g Roggenmehl Type 960
- 120g Wasser
TT: 29-31°C RZ: 3-4 Stunden TA: 200
Hauptteig:
- 205g reifer Weizensauerteig
- 295g reifer Roggensauerteig
- 600g Weizenmehl Type 700
- 300g Wasser (davon ca. 50g Wasser zurückbehalten und erst im schnellen Knetgang untermischen!!)
- 20g Meersalz
Alle Zutaten werden 8 Minuten am langsamen Gang gemischt und weitere 3-4 Minuten am schnellen Gang geknetet (Teig so lange kneten, bis sich dieser von der Rührschüssel löst).
Teig in einer geölten Wanne 90 Minuten reifen lassen (alle 30 Minuten falten!)
Anschließend wird der Teig in zwei gleich große Stücke geteilt und zu runden Laiben geformt.
Nach einer kurzen Entspannungsphase zu längliche Broten formen und mit dem Teigschluss nach unten in Gärkörbe legen. Gare erfolgt bei 4-5°C im Kühlschrank über eine Reifezeit von 15 Stunden.
Gebacken wird das Brot mit kräftigen Schwaden bei 250°C fallend auf 230°C / Backzeit 35-40 Minuten
(Beim Einschießen in den Ofen kann das Brot zusätzlich an der Teignaht mit einem scharfen Messer angeritzt werden!)
41 Kommentare
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Max Frank
Hallo Dietmar,
Sehr cooles Rezept!
Ich habe aber öfter Probleme mit dem Ofentrieb. An was kann das liegen?
Vielen Dank
Gruß Max
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Dietmar Kappl
Hallo Max,
meist ein Anzeichen einer zu schwachen Knetung – versuche den Teig besser und länger auszukneten.
Lg. Dietmar
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MariB
Lieber Dietmar,
ich danke dir für das wunderbare Rezept, das ich schon mehrfach nachgebacken habe.
LG MariB
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Michael
Sehr gutes Brot da ich beide Sauerteige aufgefrischt bekomme.
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Dietmar Kappl
… mit 100% Krustenanteil 🙂 🙂
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Oliver
Mal wieder ein Highlight von dir, lieber Dietmar…….
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Dietmar Kappl
Geil mehr geht nicht!!!!
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Hannes Neurath
Moin Dietmar,
ich bin so einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis. Porung ist mir ein kleines Bisschen zu grob und die Krume insgesamt ein wenig zu fest. Wirkt als wäre zu viel Flüssigkeit im Gerüst. Hast du da ne Idee wo ich da dran drehen kann? Habe Schwaden leider erst 5 min vor Schluss abgelassen. Könnte es daran liegen? Teigausbeute etwas zu hoch für mein Mehl? Oder gehört das auch tatsächlich so? 🙂 Gibst du die Teiglinge direkt aus dem Kühlschrank in den Ofen oder gibst du ihnen eine wenig Zeit zum Akklimatisieren? Beste Grüße und vielen Dank schon mal. Hannes
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Dietmar Kappl
Hallo Hannes,
das Brot sieht klasse aus und die Krume würden sich viel wünschen 🙂
1.) Teiglinge direkt aus dem Kühlschrank in den Ofen
2.) Die Dauer des Schwadens hat keinen so massiven Einfluss auf die Krume
3.) Vielleicht etwas die Wassermenge reduzieren – das ergibt auf alle Fälle eine feinere Porung
Lg. Dietmar
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Hannes Neurath
Die Frage nach der Akklimatisierung wurde unten schon beantwortet. 🙂
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Marcel
Hallo Dietmar,
sorry, dass ich die geballten Ergebnisse von einer Woche auf einmal reinstelle, aber ich hatte gerade Zeit. Hab’s einmal auf kalte Gare gestellt und einmal gleich gestern gebacken. Trieb war ähnlich, Geschmack wird sich zeigen – bin schon gespannt. Diesmal war die Haut nach der kalten Gare extrem dick und ledrig, hab’s dann nicht so lange gebacken, um keine zu feste Kruste zu bekommen. Auch ein Spitzenbrot, eh kloa.
Liebe Grüße,
Marcel
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Dietmar Kappl
Alter Schwede,
SUPER!!!
Auch wenn der Teig auf der kalten Gare verhautet kann man dieses lange Backen 😉
(eine zu kurze Backzeit sorgt schnell für ledrige Kruste!)
Lg. Dietmar
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Tom
Hallo Dietmar,
wieder einmal ein ganz tolles Rezept und eine neue Herausforderung für mich als Amateur.
Die lange kühle Gare war für mich eine vollig neue Erfahrung.
Im Vergleich zu den sonst recht weichen Teiglingen dachte ich der Teig wäre im Kühlschrank zu fest geworden.
Bin gespannt wie die Krume geworden ist.
LG
Tom
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Dietmar Kappl
Hallo Tom,
toller Ofentrieb 🙂
Sollte die Krumenporung etwas zu klein ausfallen, dann musst du den Teigling vor der kühlen Gare noch etwas länger bei Raumtemperatur stehen lassen (10 Minuten! und danach in die Kühlung).
Lg. Dietmar
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Tom
Hallo Dietmar,
ich finde die Krume ok. Was sagt der Meister?
Habe für den Roggensauer Typ 1370 benutzt.
Für den Hauptteig Weizen Typ812 statt 700.
Grüße und ein schönes Wochenende
Tom
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Dietmar Kappl
Hallo Tom,
da kann man nichts besser machen – SUPER!
Lg. Dietmar
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Steffen
Hallo, Dietmar,
ich nochmal…
Ich habe etwas Schwierigkeiten, die von Dir ja sehr präzise getakteten Zeiten in meinen Tagesablauf zu integrieren.
Sind die insgesamt ja ca. 16 Stunden der Roggensauerteig-Reife anders aufzuteilen? z.B. 8 Stunden Grundsauer und 6 Stunden Vollsauer? Und wenn ja, welche Modifikationen wären dann im Rezept vorzunehmen?
DANKE für Deine Hilfe,
herzliche Grüße,
Steffen
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Dietmar Kappl
Hallo Stefan,
wenn dir die Zeiten der einzelnen Sauerteigstufen Schwierigkeiten bereiten,
dann mach doch einfach eine Ein-Stufenführung 🙂
(funktioniert genau so)
Lg. Dietmar
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Jörg
Hallo Dietmar,
und wieder Vielen Dank für Deine gut ausgearbeiteten Rezepte.
Nun bin ich kein Weizenfan und daher habe ich es “just for fun” nur zusätzlich mit gebacken – neben dem tollen Country Bread ;-).
Tollstes Ofenkino entschädigt ein wenig für den etwas dünnen Geschmack meiner Mehle.
Aber tolles Rezept in dem viel steckt und das prima zu verändern ist. Das nächste Mal werde ich die STeige in VK ansetzen – vielleicht bringt das schon etwas mehr Geschmack.
Vielen Dank, freue mich ständig über Deinen blog.
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Dietmar Kappl
Hallo Jörg,
das Brot hatte ja wirklichen Ofentrieb 🙂 🙂
Vollkornmehle im Sauerteig verändern mit Sicherheit den Geschmack!
Lg. Dietmar
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Steffen
Lieber Dietmar,
SUPER – wie immer…
Aber wie ich schon beim Thema Teiggare nachfragte: woran kann ich die Vollreife eines Sauerteiges zuverlässig erkennen? Schwimmprobe?
DANKE für Deine schier unendliche Geduld und Mühe…
herzlich,
Steffen
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Steffen
DANKE für die Antwort – erlaube mir noch eine Nachfrage: warum teilst Du das Schüttwasser in zwei Portionen bei einem so festen Teig? Bei sehr weichen Teigen kann ich verstehen für eine bessere Durchknetung, aber hier, bei einer TA < 160?
Herzliche Grüße,
Steffen
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Steffen
… ich meine die Aufteilung in 250 g Wasser gleich und 50 g erst beim schnellen Knetgang – das steht so noch im Rezept und das möchte ich gerne verstehen…
DANKE für Deine Geduld,
herzlich,
Steffen
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Dietmar Kappl
Wenn du von den 300g Schüttwasser 50g zurückbehaltest, bildet sich Anfangs ein festerer Teig! Diese Teigmasse reibt sich stärker am Knetarm und an der Kesselwand und bildet somit schneller ein Klebergerüst! Das etwas spätere Schüttwasser nimmt der Teig schnell auf, und die gewünschte Teigstruktur ist viiiel schneller erreicht. Bei einer solchen Teigzubereitung kann man auch oft mehr Wasser nachschütten als man denkt 😉 , denn das bereits gebildete Klebergerüst behaltet mehr Wasser!
Du musst auch folgendes noch beachten: Die Mehlqualitäten der einzelnen Leser sind sehr unterschiedlich (der eine verwendet Bio und der andere konv. Mehle). Wenn der Teig einem zu fest erscheint, einfach etwas Wasser nachschütten 😉
Lg. Dietmar
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Steffen
KLASSE – JETZT habe ich es verstanden! Ist das damit ein Vorgehen, das Du generell verwendest/empfehlen würdest?
Liebe Grüße,
Steffen
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Dietmar Kappl
Nicht immer, aber bei weichen Teigen ist diese Methode nur empfehlenswert 😉
Lg. Dietmar
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Dietmar Kappl
Hallo Steffen,
hatte zu beginn des Beitrages einen Hunzer in der Rezeptur und mit dabei auch dieser Fehler!
Habe es schon ausgebessert – DANKE 🙂
Lg. Dietmar
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Dietmar Kappl
Hallo Steffen,
die zuverlässigste Reife erkennst du nur an den eingehaltenen Parameter!
Mit der eingehaltenen Zeit bekommst du den auch den sichersten Sauerteig.
(Auch wenn der Sauerteig noch keine Reife erreicht hat, schwimmt dieser schon nach einigen Stunden = würde ich nie machen!)
Lg. Dietmar
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Edgar
Hallo Dietmar,
gönnst Du dem Brot vor dem Einschießen bzw. nach dem Schneiden noch eine kurze Ruhepause ?
Wird das Brot gleich gebacken, also ohne akklimatisieren auf Raumtemperatur ?
LG
Edgar
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Dietmar Kappl
Hallo Edgar,
raus aus der Kühlung und rein in den Ofen!!!
Lieber eine kleine Untergare, denn hier explodiert der Ofentrieb genau an der Schnittstelle des Brotes 🙂
Lg. Dietmar
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Marlene
Danke für deine super Erläuterungen bez. der Parameter und das Rezept!
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Dietmar Kappl
Durch Brotfehler lernt man erst richtig backen!
Lg. Dietmar
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Stefanie L.
Hallo Dietmar,
schon wieder ein Brot zum Nachbacken. 😉
Ich habe vor Kurzem das Maronibrot, die Dinkelbrioche (mit Tipo 0 und Orangeat von Bon’gu) und die Reine de Meule gebacken. Alles ist super gelungen, dank deiner tollen Rezepte.
Kannst du mir erklären, wie Süßblasen auf der Brotkruste aussehen?
Liebe Grüße
Steffi
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Dietmar Kappl
Hallo Steffi,
die perfekten Süßblasen kannst du in der Bildergalerie des “weißen Wecken” begutachten!
Lg. Dietmar
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Eva
Danke für die ausführlichen Informationen! Ich hatte bislang auch immer gedacht, meine Fehler würden bei der Aufarbeitung liegen. Eine Frage, die ganz großen “Blasen” am Rand des Brotes sind also keine Fehler? Das dachte ich bislang immer.
Liebe Grüße,
Eva
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Dietmar Kappl
Hallo Eva,
für mich sind Blasen keine Fehler sondern ein Qualitätsmerkmal 🙂
Da erkennt man, das der Teig “Zeit zum Reifen” bekam.
Lg. Dietmar
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Irene
Hallo Dietmar,
das ist der Stoff für 1 Semester Studium!
Vielen Dank für deine Mühe (und hoffentlich kann ich es nun auch in der Praxis richtig umsetzen) 🙂
Grüße – Irene
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Dietmar Kappl
Irgendwas bleibt immer hängen 😉
Lg. Dietmar
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Ignaz
Hi !
I wü ned scho wieda Oerlehrer spün, aber wos wegz des hoz …
WST 205
Teig gesamt 1470
Teigeinlage 735 odr ?
Gruß
Ignaz
P.S.: Ich gelobe, künftig nix mehr zu matschgern !
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Dietmar Kappl
Hey Ignaz,
ich bin heil-froh wenn mich einer auf FEHLER aufmerksam macht!!!
“Des hat nix mit matschgern oder nörgeln zu tun, sondern san einfach echt blöde Fehler de was net passieren sollen!”
Meine Rezepte schreibe ich immer auf irgendwelchen Zettel nieder, schmier noch einiges an Info hinzu (bessere Wasser oder Mehlmengen aus)und dann kommt so etwas heraus. Ich schreibe oder backe selten Rezepte von anderen nach, daher passieren manchmal solche Fehler in der Rezeptur (mich ärgert’s total, aber es passiert einfach).
Ich gelobe künftig Besserung 🙂 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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Stefanie L.
Mit dem Wiegen nehme ichs auch net so genau 🙂
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