Sylter Sauerteigbrot
Eine Hommage an das Gaues Sylter Weißbrot
Kennst du das Gefühl, wenn du ein Rezept ausprobierst und plötzlich das Ergebnis vor dir siehst und denkst: „Moment mal, das kommt mir bekannt vor…“ Genau das passierte mir neulich in der Schaubäckerei. Ich zog einen Laib aus dem Ofen, der mich sofort an ein Brot erinnerte, das längst Legendenstatus erreicht hat: das Gaues Sylter Weißbrot.
Jetzt fragst du dich vielleicht: Was ist so besonders an einem Weißbrot? Nun, dieses Brot ist alles, nur nicht das, was man von einem „Weißbrot“ erwarten würde. Es kommt dunkel, knusprig und mit einem Charakter daher, der seinesgleichen sucht. Der Name ist reine Ironie – denn dieses Brot ist so weit von der Vorstellung eines schneeweißen, fluffigen Brotes entfernt wie Sylt von den Alpen.
Hinter diesem Meisterwerk steckt ein Bäcker, der mindestens genauso legendär ist wie sein Brot. Sein Leitsatz? „Über Geschmack lässt sich nicht streiten – wer keinen hat, kriegt auch keinen!“ Das sagt alles. Er backt, wie er will, und wenn du das Brot nicht magst, liegt das sicher an deinem Geschmack – oder eben dem Mangel daran.
Das Gaues Sylter Weißbrot wird so dunkel ausgebacken, dass man fast meinen könnte, der Bäcker hat es zu lange im Ofen gelassen. Aber das ist Absicht! Diese fast schwarze Kruste, die beim Schneiden nur so knirscht, umschließt eine zarte, luftig-weiche aromatische Krume, die das perfekte Gegenstück zur harten Schale bildet. Der Kontrast ist genial und überraschend – genau wie der Bäcker selbst.
Wenn du also das nächste Mal in der Küche stehst und ein Brot backst, denk an das Gaues Sylter Weißbrot. Geh ruhig an deine Grenzen, backe es dunkel, mach es knusprig und vor allem: Hab Spaß dabei! Denn am Ende des Tages gilt: „Über Geschmack lässt sich nicht streiten – wer keinen hat, kriegt auch keinen!
Rezept
für ein Teiggewicht von 2012g
Cuvèe Sauerteig
Stufe 1 / Grundsauer
100g | Roggenmehl Type 969/977 |
70g | Wasser 30°°C |
5g | Anstellgut |
- Anstellgut im Wasser auflösen und mit Roggenmehl verkneten. Anschließend bei Raumtemperatur 22-24°C / 12-18 Stunden reifen lassen.
Stufe 2 / Vollsauer
175g | reifer Grundsauer |
200g | Weizenmehl Type 550/700 |
320g | Wasser 35°C |
- Grundsauer im Wasser auflösen und mit Weizenmehl schaumig schlagen.
Anschließend 3 Stunden bei 30°C reifen lassen
Info zum Cuvèe-Sauerteig
Brotaroma
50g | getrocknetes und fein vermahlenes Restbrot |
200g | Wasser 20°C |
- Restbrot mit Wasser im Wasser fein mixen und bis zur Weiterverarbeitung im Kühlschrank lagern
(max. 24 Stunden).
Hauptteig
695g | reifer Cuvèe Sauerteig |
700g | Weizenmehl 700/550 oder Tipo00 |
250g | eingeweichtes Brotaroma |
300-350g | Wasser 10°C |
22g | Salz |
Herstellung
- Sauerteig, Mehl und Wasser 2 Minuten langsam miteinander mischen.
- Anschließend 30 Minuten zur Fermentolyse stehen lassen.
- Nach der Fermentolyse Salz hinzugeben und 8 Minuten im langsamen Gang mischen.
- Sobald sich der Teig von der Kesselwand zu lösen beginnt, den Teig weitere 2 Minuten im schnellen Gang kneten.
- Knetgeschwindigkeit reduzieren und Brotaroma hinzufügen. Sobald dieses untergeknetet wurde, den Teig abermals schnell auskneten.
- Nach der Teigherstellung den Teig in eine geölte Teigwanne geben und zugedeckt bei Raumtemperatur reifen lassen.
- Teig nach 60 Minuten falten.
- Anschließend weitere 120 Minuten bei Raumtemperatur reifen lassen.
- Zur Aufarbeitung sollte der Teig eine Volumenzunahme von 40-50% erreicht haben. Hierfür den Teig auf eine bemehlte Arbeitsplatte kippen und zu einem rechteckigen Teigstück formen. Nun den Teig von zwei Seiten in die Mitte falten und mit dem Teigschluss nach oben in den Gärbehälter legen.
- Mein Tipp: Den Teigbehälter zuvor mit Olivenöl auspinseln und mit Eclats ausstreuen!
- Der geformte Teig reift nun im Kühlschrank bei 4°C für 14-20 Stunden.
- Vor dem Backen den Teig auf einen bemehlten Backschieber kippen und mit einem scharfen Messer in Kreuzform einschneiden.
- Gebacken wird der Teigling im vorgeheizten Backrohr bei 235°C mit kräftigem Schwaden.
- Die Backtemperatur auf 225°C reduzieren und kräftig ausbacken.
- Backzeit gesamt: ca. 45 Minuten.







183 Kommentare
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Alexander
Als Bäckerazubi selbst kenne ich es jetzt schon recht gut, dass es sich so anfühlt, als würde ich mich alle paar Wochen in meinem Verhalten und meiner Denkweise merklich verändern. Ab und zu wirkt dieser Blog auch so. Je älter oder neuer ein Blogeintrag, desto stärker merkt man Unterschiede im Schreibstil. So auch heute. Kommen wir zum Punkt:
Gärbehälter? Seit wann sagst du denn sowas? Und wieso spezifizierst du das nicht ein wenig? Sollen wir unsere Peddigrohr-Gärkörbe, am besten mit Bezug, mit Olivenöl einpinseln? Ich denke nicht.
Entschuldigung für die Arroganz 😄 Aber was empfiehlst du hier? Einfach eine andere Teigwanne? Einen dieser Gärkörbe aus Kunststoff? Auch wenn ich vermute, dass die wenigsten Heimbäcker diese kaufen würden.
Danke!
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Dietmar Kappl
Hallo Alexander,
JA genau – Gärbehälter und kein SIMPERL,…
Ich öle eine Teigwanne mit Öl aus und streu diese mit Eclats oder anderem aus. Dort rein kommt der Teig zum reifen 😉
Lg. Dietmar
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Markus
Lieber Dieter, was sind denn geschmacklich wirklich gute Optionen – nicht nur auf dieses Rezept bezogen – um ein Quellstück aus (nicht vorhandenem) gemahlenem Altbrot zu ersetzen? Kannst Du da aus Deinem Erfahrungsschatz etwas teilen?
Liebe Grüße
Markus
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Dietmar Kappl
Hallo Markus,
was würde ich machen wenn ich kein Restbrot habe – mach ein Kochstück aus Vollkornmehl 😉
Wird aber geschmacklich nie an das geröstete Restbrot herankommen.
Lg. Dietmar
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Ralph
sers,
wär’s nicht ne Möglichkeit Semmelbrösel oder hartes Toastbrot zu rösten? Oder müssen es Schwarzbrotbrösel sein? Ich denk mal nicht, denn -für mich- gehört das Brot eh in die Weissbrot-ecke.
have phun! Ralph
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Dietmar Kappl
Ja geht, aber kommt nicht an geröstete Brotbrösel heran!
Dieses Aroma ist schon eine richtig geile Kombi 😉
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