Bauern-Ciabatta
Für viele Leser gehört das Ciabatta zur Königsdisziplin grober Porung, aber warum klapp es bei so manchen gar nicht? Bei keinem anderen Gebäck liegt Erfolg und Misserfolg so nah beieinander, wie beim Ciabatta. Man haltet sich genau an Rezeptur und Anleitung, das Backergebnis schaut im Ofen perfekt aus und spätestens beim Anschnitt wird man wieder von der Realität auf den Boden geholt – verflixt schon wieder nix!
Das heute vorgestellte Ciabattarezept wurde aus W/550 gebacken und wie man schwer erkennen kann, klappt es auch ohne kleberstarkem Mehl. Natürlich erleichtert es einem den Wunsch nach grober Porung wenn man Tipo, Manitoba… verwendet, aber alleine der Anreiz es mit diesem Mehl zu schaffen war enorm.
Was ist also das Geheimnis der groben Porung? Ist es der Teig, die Teigausbeute, der Vor- oder Sauerteig, die Teigreife, die Aufarbeitung oder doch einfach nur Glück?
Ganz einfach – es ist von allem etwas und hier eine kleine Zusammenfassung:
- Vor- und Sauerteige verwende ich genau am Punkt – keine überreifen oder abgefressenen Vor- Sauerteige verwenden (Überreife beeinflusst das Klebergerüst)
- Teige gut auskneten
- Teigtemperatur 23-25°C
- Teigausbeute 170-180 begünstigen die grobe Porung
- Teig in der ersten Stunde 2x Falten
- Die Aufarbeitung richtet sich nach der Teigreife und nicht nach der Zeit – mind. 60-70% Volumenszunahme wären der perfekte Zeitpunkt mit der Aufarbeitung zu beginnen.
- Zur Aufarbeitung den Teig auf eine bemehlte Arbeitstafel kippen, mit flachen Hand in einen gleichmäßig starken Teigfleck formen.
- Abstechen der gewünschten Größe mit einer Kippdiele (dadurch bekommt das Ciabatta an der Randseite eine rustikale und aufgerissene Krustenoptik – siehe Fotogalerie)
- Anschließende Gare in Leinentuch (30-45 Minuten)
- Endgare auf Backpapier oder Dauerbackfolie
- Backen bei 250°C mit Schwaden
- Backen auf “Backstein” erzielt einen besseren Ofentrieb
Denn Beginn der Ciabattatrilogie macht das Bauernciabatta. Hergestellt aus Lievieto Madre & Poolish und als Aromengeber wird eingeweichtes Restbrot zugesetzt. Durch das zugesetzte Restbrot erreicht man Aromenspiel, welches man eigentlich nur von Roggenbroten kennt.
Rezept
für ein Teiggewicht von 1900g / 5 Stk zu je 380g Teigeinlage
Rezept mit Lievito Madre & Poolish
700g | Weizenmehl Type 550/700 | 70% |
300g | Lievito Madre (TA 150) | 20% |
200g | Poolish (TA 200) | 10% |
210g | Brotaroma (TA 350) | 30% |
470g | Wasser | 67% |
20g | Salz | 2% |
Lievito Madre
200g | Weizenmehl Type 550/700 |
100g | Wasser |
100g | Anstellgut |
Anstellgut im Wasser auflösen und in der Knetermaschine mit Weizenmehl verkneten. Gewünschte Teigtemperatur 25-26°C / Reifezeit ca. 4 Stunden.
ACHTUNG: Vor der Weiterverarbeitung zum Hauptteig 100g Anstellgut abnehmen und im Kühlschrank bis zur nächsten Weiterverarbeitung aufbewahren – es werden davon nur 300g benötigt!
Poolish
100g | Weizenmehl Type 550/700 |
100g | Wasser |
0,5g | Hefe |
Hefe im kalten Wasser auflösen und klumpenfrei mit Weizenmehl vermischen. Anschließend 12 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen. Sollte das Poolish zu schnell reifen, einfach bis zur Weiterverarbeitung im Kühlschrank lagern.
Brotaroma
20g | getrocknete & geröstete Brotbrösel |
40g | weiches Restbrot |
150g | Wasser kalt |
Zusammen im Mixer fein mixen!!
Hauptteig
700g | Weizenmehl 550/700 |
300g | reife Lievito Madre |
200g | reifes Poolish |
210g | Brotaroma |
470g | Wasser kalt |
20g | Salz |
Herstellung
- Weizenmehl, Wasser, Poolish und Lievito Madre zusammen klumpenfrei vermischen und 40 Minuten zur Autolyse stehen lassen.
- Nach der Autolyse Salz hinzugeben und 6 Minuten langsam mischen. Anschließend so lange schnell kneten, bis sich der Teig von der Kesselwand löst.
- Erst jetzt wird das Brotaroma hinzugefügt!
- Anfangs langsam untermischen und anschließend bis zum Fenstertest auskneten.
- Nach der Teigherstellung den Teig in eine geölte Wanne geben und nach 30/60 Minuten falten.
- Anschließend ca. 150-180 Minuten Teigreife (2/3 Volumenszunahme)
- Zur Aufarbeitung den Teig auf eine bemehlte Arbeitstafel kippen, zu einem rechteckigen Teigstück formen. Danach mit einer Kippdiele zur gewünschten Form abstechen (Videoanleitung hier)
- Die geformten Teigstücke in einem bemehlten Leinentuch ablegen, und auf die Gare stellen.
- Bei 3/4 Gare die Teiglinge mit der Kippdiele auf ein Backpapier oder einer Dauerbackfolie absetzten. Danach können die Ciabatta noch einmal richtig auf Endgare gebracht werden.
- Gebacken werden die Teiglinge im vorgeheizten Backrohr bei 250°C fallend 235°C / 30-35 Minuten.
94 Kommentare
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Kreuzkümmel
Als begeisterte Leserin deines Blogs interessiert mich, ob ich das Aromastück auch weglassen kann. Danke für die wirklich erhellenden Beiträge!
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Dietmar Kappl
Hallo Kümmelchen 😉
Klar einfach weg lassen – alles bleibt gleich!!
(Eventuell die Wassermenge etwas anpassen 😉 )
Lg. Dietmar
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Michaela
Hallo Didi,
meinst du nit ASG einen LM TA 150?
LG Michaela
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Dietmar Kappl
Hallo Michaela,
wenn du keinen LM als Anstellgut hast, dann nimm bitte deine Weizensauer (das Waser um ein kleines Stück reduzieren – nur damit die TA wieder passt 😉 )
Lg. Dietmar
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Swen Paulsen
Bam…
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Dietmar Kappl
Ihr knallt die Rezepte aber im Eiltempo aus dem Ofen 🙂 🙂
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Robert
Mein erster Versuch. Optisch noch nicht dort, schmeckt aber. Schmeckt aber 🙂 Danke!
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Robert
Krume
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Dietmar Kappl
Hallo Robert,
du musst deinem Teig mehr Reife geben!
Man sieht es am hochgezogenen Boden – das deutet auf eine zu knappe Endgare 😉
Du bist am richtigen Weg – Porung wäre noch viel extremer ausgefallen 🙂 🙂
Trotzdem klasse – wir jammern halt auf hohem Niveau 😉
Lg. Dietmar
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Robert
Super, Du hast vollkommen recht. Musste den Ofen für Deinen Pizzateig freigeben :-))
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Dietmar Kappl
😉
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Peter
Rezeptbäckerei reicht nicht aus! Deswegen Dietmars Lehrhefter lesen und Verständnis entwickeln! Schätze das echte Bäckerhandwerk braucht mindestens 24 Monate, oder mehr?! Auch wenn viel Zeit zur Ausfegung der Backstube draufgeht.
Interessant ist die Veränderung bzw Erweiterungen bei Dietmar.
1. Die Verwendung von Weizensauerteige mit TA 150 und die hohe ASG -Menge. Mache ich schon
länger mit sehr gutem Erfolg. Die Argumente überlasse ich der hohen Kompetenz von Dietmar. (Milder Sauerteig und schnell verfügbar)
2. Die Bestandteile der komplexen Autolyse. Die späte Brotaromazugabe ist mir nicht klar aber das kann man testen. Könnte eine Variationserweiterung werden. Auch der Weichbrotanteil ist neu aber ein Insidertipp…auch bei anderen Broten!!
Dietmar, zum vielten³ Mal-Danke, Danke…. auch an deinen Brotbruder falls…. Es ist schön, dass es dich gibt und du uns an deinen abgewogenen Erkennnissen teilnehmen lässt.
Persönlich wünsche ich mir dein Bauernciabatta ohne Hefepoolish. Natürlich auch mir ein besseres Ergebnis als aus dem Jahre 2014. (Siehe Bild)
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Dietmar Kappl
Hallo Peter,
die verspätete Brotaromazugabe hat ein besseres Auskneten zu folge 😉
Ich knete zuerst den Teig fast vollständig aus und füge erst am Schluss das Brotaroma hinzu. Das Poolish ist nicht zwingend, jedoch unterstützt es die Triebfähigkeit. Wer das Poolish nicht macht, der muss den Teig einfach länger reifen lassen 😉
Dein Coppa-Schinken ist mir heute noch in guter Erinnerung 😉
Lg. Dietmar
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Achi
Also Dietmar,
wie kannst du nur … mit einem schnöden 550/700 so ein Ergebnis erzielen.
Jetzt sag nur nicht, dass es auch noch geschmeckt hat.
Scherz … Klasse !!
Lg. an alle
Achi
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Dietmar Kappl
Hallo Achi,
auch die kommenden Rezepte wurden mit 550er gebacken – warte ab 😉
Lg. Dietmar
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Markus Lehnert
Letzter Versuch😅
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Dietmar Kappl
Hey das ist jetzt aber gemein – diese kommen erst 😉
GENIAL deine Ciabatta!!!!
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Markus Lehnert
Hallo Dietmar,
Habe grade von Tipo00 bis Tipo1 alles zu Hause. Das Grundrezept mit LM und Poolish ist Klasse. Weil ich zu wenig Zeit hatte, ging der Teig nach der Reife für 16h/4° in den Kühler. Anschließende Aufarbeitung und direkt in Ofen.👍🏻
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Dietmar Kappl
Markus du lässt nichts anbrennen 🙂 🙂
Hauptsache der Ofen glüht im Keller – grins 😉
Lg. Dietmar
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Markus Lehnert
Wo ist mein Foto?😀
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Conny
Das klingt vielversprechend, kommt gleich auf die Nachbackliste. Könnte eine gute Idee für Silvester sein 😉
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Dietmar Kappl
Jupp 😉
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