König Ludwig
Masterclass König Ludwig
Dinkel – ein besonderes Getreide?
Wir decken auf: Geschmackliche Unterschiede durch zwei verschiedene Triebführungen:
Dinkelsauer vs. Königsdisziplin Detmolder-Drei-Stufen-Roggensauer
Achtung: Wer Fragen zum Dinkel stellt, die im Text bereits beantwortet sind, wird öffentlich verunglimpft! Also: erst lesen, dann fragen!
Und wer denkt: Die spinnen doch! Korrekt. Natürlich wollen wir Euch überfordern, provozieren.
Treppenwitz am Rande:
Bestimmte Brote bekommen bei uns den internen Entwicklernamen:
Dinkelsegen…
Dinkelsegen I
Dinkelsegen II
usw.
weil sie – gottseidank – dinkelfrei sind.
Innerhalb der Dinkelesser gibt es eine besonders orthodoxe, stolze Fraktion, über denen man bei genauem Hinsehen einen Heiligenschein erkennt. Wir lernen: Dinkel ist ein besonderes Getreide, dem wir uns heute widmen.
Biologie:
Durch die stärkere Wurzelanlage kann der Dinkel Stickstoff besser aufnehmen. Er benötigt keine oder nur eine geringe Stickstoffdüngung und gedeiht so auch auf kargen Böden, bis auf über 1.000 Höhenmeter. Der Dinkel ist ein gesundes Getreide und bedarf nicht so vieler Pestizide. Durch den Schutz der starken Spelzhülle, die das eigentliche Korn ummantelt, erübrigt sich eine Ährenbehandlung. Dinkel hat jedoch deutlich geringere Erträge als Weizen oder Roggen. Die Aufarbeitung ist, aufgrund des Spelzes, dem das Korn vor Umwelteinflüssen schützenden Mantel, aufwändig und mit Tücken versehen. Daher sind in Deutschland nur wenige, echte „Ur-Dinkelsorten” im Anbau: Frankenkorn, Oberkulmer Rotkorn, Schwabenspelz, Schwabenkorn, Bauländer Spelz, Holstenkorn, Ostro. Der Bauländer Spelz ist die Grundlage für Grünkern. Er wird im nördlichen Baden-Württemberg angebaut und in der Milchreife geerntet. Darauf folgt die Darretrocknung, historischerweise über Buchenholzfeuer, bei der der Dinkelkern zum leicht glasigen und würzig aromatischen Grünkern wird, der beispielsweise, einem Gewürz gleich, zum Aromatisieren von Brot eingesetzt werden kann.
Die in Deutschland angebauten Dinkelsorten sind untereinander genetisch eng verwandt, sodass man nicht auf eine Vielfalt von Merkmalen zurückgreifen kann, um bekannte Dinkelschwächen wie eine geringe Standfestigkeit oder den häufig auftretenden Ährenknick „herauszumendeln”. Aufgrund der nahen Verwandtschaft zum Weichweizen lassen sich die beiden Getreidesorten kreuzen. Durch das Einkreuzen der Sorte Rouquin entstand so ein Weizen im Spelz und Dinkel im Namen. Der in der Regel aus Belgien und Frankreich importierte Zwitter führt dabei unwissende Endverbraucher in die Irre. Statt eines preisgünstigen Dinkels mit den guten Backeigenschaften des Weizens erhält er hier letztendlich einen Weizen. Insbesondere da die typischen Dinkelmerkmale wie der nussige Geschmack durch die Kreuzung verloren gehen. Nicht zuletzt dank solcher Experimente legen wir großen Wert darauf, unsere Müller persönlich zu kennen, um uns von der Qualität unseres Dinkels direkt überzeugen zu können. Übrigens lassen sich unter den eigentlich eng verwandten Dinkelsorten deutliche Geschmacksunterschiede wahrnehmen – und es gilt nicht: je älter desto besser. Prof. F. Longin, Universität Hohenheim, hat sich eingehend mit diesem Thema befasst.
Müllerei
Dinkel wird als Rohdinkel im Spelz eingelagert, was das Korn zwar schützt und chemische Behandlungen überflüssig macht, aber auch das Lagervolumen deutlich erhöht. Vor dem Mahlen wird der Dinkel entspelzt und gereinigt.
Das geschälte Dinkelvollkorn hat eine beachtliche Keimfähigkeit von über 95 % und ist Ausgangsprodukt für alle weiteren Stufen: Flocken, Grütze, Grießen, Vollkornschrote, Vollkorn- und Typenmehlen.
Die gängigsten Mehltypen sind 630, 812 und 1050.
Das klassische, langgeführte Mahlverfahren auf Walzenstühlen bringt dem Müller das beste Mahlergebnis und gute Backqualität. Auf Roggenmühlen, die meist kurz und tief geführt werden, sollte Dinkel nicht gemahlen werden. Selbstmahlende Bäcker erzielen gute Ergebnisse auf klassischen Steinmühlen (ergibt flockige Feinschrote). Ähnlich gute Mahlergebnisse werden auch mit Stahlscheibenmühlen erzielt.
Das Zentrofan-Mühlenprinzip bringt hohe Oxidationseffekte, erhöht aber auch die mechanische Belastung des Stärkekorns. Hierbei werden extrem feine Vollkornmehle mit hoher Wasseraufnahme ermahlen. Die Volumenausbeute der Backwaren ist aber eher bescheiden und durch die Schädigung der Stärkestrukturen kann es zu Klitschstreifen im Bodenbereich der Dinkelbrote kommen. Zentrofanmehle gehören deshalb eher in den Feinbackwarenbereich.
Mehlbehandlung
Um Backsicherheit, Stabilität und Zeit zu gewinnen, wird dem Mehl hin und wieder Ascorbinsäure oder Acerola zugesetzt. Große Mühlen (oft Hersteller von Dinkelfertigmischungen) versuchen durch Ascorbinsäure, dem Dinkel ein weizenähnliches Backverhalten anzuerziehen. Ohne diese Backhilfsmittel müssen die Dinkelteige schonender geknetet, lange geführt und zwischendurch aufgezogen werden. Das ist zwar mit einem nennenswerten Mehraufwand verbunden, die lange Teigführung ist es aber, die die gute Verträglichkeit des Dinkels unterstützt und neben der Geschmacksgewinnung auch die Phytinwerte reduziert. Um backtechnisch beste Vollkornmehle zu erhalten, sollten die Kornrandschichten eher grob belassen werden. Wenn die Aleuronschicht fein vermahlen wird, können Kleber- und Stärkebeschaffenheit in Mitleidenschaft gezogen werden. So hat helles Dinkelmehl dann beste Backeigenschaften, wenn Kernmehl (Endosperm) zugemischt wird. Deshalb schöpft ein Qualitätsmüller die Dinkel-Mehlausbeute nie voll aus. Auch die Lagerung des Mehls nach dem mahlen erhöht die Wasseraufnahme und begünstigt die Lockerung der Krume.
Der Dinkelbäcker – Besonderheiten in der Dinkelverarbeitung
Die Hilfsmittel, die der moderne Bäcker (nicht zwangsläufig ein Qualitätsbegriff) einsetzt, sparen nicht nur Zeit, sondern auch Qualifikation ein: In der Backstube muss der Teigmacher nicht mehr den exakten Ausknetpunkt beurteilen können, der Ofenführer nicht mehr den Reifegrad des Gebäcks. Durch den Zusatz von Backhilfsstoffen verlässt letztendlich immer ein verkäufliches Produkt den Ofen. Glücklicherweise hat das zunehmende Interesse am Dinkel hier und da eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Qualifikationen des Bäckerhandwerks zur Folge. Denn es gehört durchaus handwerkliches Können dazu, aus Mehl, Wasser, Salz und evtl. etwas Hefe ein geschmacklich ausgezeichnetes Brot herzustellen.
Temperaturen bei der Gare
Bei hefegetriebenen Dinkelgebäcken sollte mit nicht mehr als 25°C Teigtemperatur gearbeitet werden (die Teigtemperatur ist nicht gleichbedeutend mit der Raumtemperatur!). Deutlich niedrigere Temperaturen verzögern die Teigentwicklung zu sehr, deutlich höhere begünstigen die schnelle Austrocknung und das Altbackenwerden.
Kneten
Dinkelteige erfordern Geduld und Zuwendung, belohnen einen aber mit einem besonderen Geschmack. Sie sind außerordentlich empfindlich gegen Überkneten, weshalb man hier mit viel Gefühl herangehen sollte. Die Puristen unter den Homebaking Experten mischen den Teig nur kurz und ziehen ihn dann immer wieder auf (Dehnen und Falten). Hat man den kritischen Punkt einmal überschritten, verliert der Teig seinen Stand, fließt auseinander und das Formen des Brotes ist nicht mehr möglich. Eventuell kann man sich dann mit einer anständigen Foccacia noch aus der Affäre ziehen. Nur knapp überknetete Teige können eventuell durch eine Lagerung an kühlen Orten und regelmäßiges Dehnen und Falten gerettet werden.
Hier ist der Begriff der Quellknetung der Schlüssel zum Erfolg. Bringt man Wasser und Mehl zusammen, beginnt das Mehl (Stärke & Proteine) zu quellen, Wasser einzulagern. Das wird durch langsames Kneten unterstützt. Versucht man mit hoher Energie und großer Geschwindigkeit, diesen Prozess abzukürzen, werden Teigstrukturen von vorn herein geschädigt und der empfindliche Dinkelteigling lässt sich nicht mehr zu Brot formen. Die Dauer des Knetvorgangs ist unmittelbar abhängig von der Teigfestigkeit/Teigausbeute. Bevor man also bei sehr weichen Teigen die Maschine endlos laufen lässt, bietet es sich an, 10 bis 15 % des Schüttwassers zurückzuhalten und erst zuzugeben, wenn der Teig fast ausgeknetet ist. Der Fenstertest hilft, den Knetprozess zu beurteilen – dehnt man ein Stück Teig, sollte eine möglichst stabile, gleichmäßig dünne Membran entstehen. Die optimale Ausknetung der Teige ändert sich aber auch mit dem Alter des Mehls. Daher sollte man beim Kneten immer dabeibleiben und beobachten. Der optimal geknetete Dinkelteig verhält sich ähnlich wie Weizenteige: er löst sich vom Kesselrand, bekommt eine glatte, etwas hellere Oberfläche und zieht kleinere Blasen.
Backmittel
Um die Vorzüge des Dinkelbackwerks zu erhalten, sollten möglichst keine weizenhaltigen Produkte im Backmittel enthalten sein. Weder Weizenmehl als Füllstoff, noch Weizenmalzmehl und Weizengluten sind geeignete Zugaben. Gerstenmalzmehl oder -extrakt, etwas Dextrose, Acerola oder Ascorbin und eventuell gentechnikfreie Enzyme sind vorzuziehen.
Einsatz von Fetten
Eine Zugabe von 1 bis 2 % Fett macht die Teige wolliger, feinporiger und bringt auch etwas mehr Volumen in die Gebäcke. Am besten eigenen sich hier feste, ungehärtete Palmfette.
Versäuerung und Fermentation
Die Qualität von Dinkelmehl- oder -vollkornbrot und -brötchen wird durch den Einsatz von Dinkelsauerteig oder -fermentteig verbessert. Die Versäuerung sorgt für einen aromatischeren, runderen Geschmack, bessere Bekömmlichkeit und Frischhaltung, natürlichen Schutz gegen Fadenzieher, besseres Volumen und bessere Schnittfähigkeit. Wer nicht zwingend auf 100 % Dinkelanteil wert legt, kann bis zu 10 % vom Gesamtmehl Roggenmehl vermälzen (Roggenmalzbrühstück/Aromastück). Das sorgt für eine harmonische Süße und etwas mehr Feuchtigkeit im Brot. Die Versäuerungsmenge sollte ca. 10 %, höchstens jedoch 20 % vom Gesamtmehl betragen. Solche 100%igen Dinkelbrote mit natürlicher Versäuerung bzw. Fermentierung lassen die feinen Dinkelaromen am besten zutage kommen. Eine einstufige Versäuerung, kombiniert mit 1 % Backhefezusatz, macht das Backen für weniger Geübte deutlich sicherer. Bei milder Versäuerung wird neben der Aromakomponente durch natürliche Hefen auch Milchsäure gebildet. Je nach Führungsart kann manchmal ganz auf zusätzlich Backhefe verzichtet werden. Aber auch eine kombinierte Führung mit geringer Menge an zugesetzter Backhefe führt zu guten Backergebnissen.
Dinkelvorteig
Dinkelvorteige (TA 160) mit 2 % Salz und bis zu 0,5 % Hefe auf Mehl, über Nacht geführt und gekühlt haben sich für die Aromaabrundung und Teigstabilisierung gut bewährt. Für die Frischhaltung des Dinkelbrotes leisten sie aber keinen nennenswerten Beitrag.
Quell- und Brühstück
Je nach gewünschtem Charakter des herzustellenden Dinkelgebäcks, können bis zu 30 % des gesamten Vollkornmehles, Schrotes oder Flocken als Brüh- oder Quellstück eingesetzt werden. Brüh- oder Quellstücke sollten im Verhältnis 1:1 Getreide zu Wasser und eventuell 2 % Salz auf Getreideanteil angesetzt werden. Beim Brühen mit ca. 70°C heißem Wasser reichen 2 bis 3 Stunden Quellzeit. Das kalte oder mit warmem Wasser (ca. 30°C) angesetzte Quellstück sollte gut 12 Stunden und mehr ausquellen. Der Zusatz von Salz kann eine Fremdgärung verhindern. Beim Frischhalteeffekt sind Brüh- gegenüber Quellstücken im Vorteil.
Kochstück
Zur Wasseranreicherung des Dinkelteigs bietet sich das Dinkelkochstück an. Hierfür werden bis zu ca. 5 % vom Gesamtdinkelmehl im Verhältnis 1:4 mit Wasser und 2 % Salz auf Mehlanteil zu einem Pudding gekocht. Das Kochstück kann in der Kühlung für mehrere Tage auf Vorrat gelagert werden. Die Zugabemenge von Dinkelpudding muss aber genau auf die Dinkelqualität abgestimmt sein und erfordert entsprechend etwas Übung. Die große Menge an dem darin gebundenen Wasser muss auch beim Backprozess verkleistert werden können. Wird das Brot zu feucht, wird die Krume zu dicht, die Schnittfestigkeit leidet und die Brote neigen auch schneller zur Schimmelbildung.
Kochdinkel
Für grobkernige Dinkelschrotbrote mit hoher Saftigkeit können auch ganze Dinkelkörner mit Wasser, im Verhältnis 1:3, mit 2 % Salz auf Kornanteil, gekocht werden. Das Garverfahren ist vergleichbar mit dem Garen von Reis. In einem hitzefesten Gefäß mit Deckel können die eingeweichten Dinkelkerne mit der Restwärme des Backofens ab einer Restwärme von ca. 180°C für mehrere Stunden im Ofen gegart werden. Die gekochten, erkalteten Dinkelkörner ersetzen bis zu 30 % vom Gesamtschrot- oder Vollkornmehlanteil. Dinkelsprossen einen ähnlichen Effekt erzielt man auch mit gekeimten, ganzen Dinkelkörnern. Diese sind gekühlt und vakuumverpackt im Handel erhältlich. Durch den Keimvorgang vervielfacht sich der Vitamingehalt im Getreide. Die Körner schmecken angenehm malzig-süß bis nussig und verleihen dem Brot eine kernige Struktur. Durch die bei diesem Vorgang aktivierten Enzyme (Proteasen) können im Teig Glutenstrukturen abgebaut werden. Das vermeidet man, indem die Sprossen nicht gequetscht oder gemahlen, also möglichst im Ganzen verarbeitet werden. Solche Dinkelsprossenbrote erfreuen sich nicht umsonst großer Beliebtheit.
Pflanzenfasern als Ballaststoffe und Frischhalter
Wer sich nicht so viel Zeit für quellen, kochen und brühen nehmen kann oder will, kann ähnliche Frischhalteeffekte auch durch den Zusatz von Flohsamenmischungen erreichen. Diese natürlichen Nahrungsfasern sind Lebensmittel und kein Zusatzstoff und absolut geschmacksneutral. Ein weiterer wichtiger Vorteil gegenüber den Koch- und Brühstücken ist, dass sämtliches Gluten als Strukturbaustoff erhalten bleibt. So bekommt man insgesamt eine deutlich höhere Menge an Wasser gebunden. Der Zusatz von 0,5 bis 5 % Flohsamenmischung ermöglicht die variable Einstellung der Teigausbeute von 180 bis 200 – je nach Dinkelqualität. So hergestellte Dinkelbrote haben eine hohe Frischhaltung und sind nebenbei noch ballaststoffreicher. Wichtig ist aber auch hier, nicht mehr Wasser im Teig zu binden, als beim späteren Backprozess verkleistert werden kann.
Anreicherung mit Zucker und Dextrose
Verschiedene große Hersteller von Dinkelbackmischungen geben Zucker und Dextrose in Mengen in ihre Fertigmischungen, die unserem Verständnis von gutem Brot zuwiderlaufen.
Durch diese süß/sauer Note wird versucht, eine größere Geschmacksakzeptanz vor allem bei Kindern zu erreichen. Zucker ist jedoch ein Säurebildner und zerstört gerade das, was den guten Dinkel ausmacht – seine gute basische Eigenschaft. Die gute Verträglichkeit von Dinkel wird auf diese Weise konterkariert. Mit einer kleinen Honigzugabe bekommt man natürliche Enzyme, Inhibine und eine leichte emulgierende Wirkung ins Brot. Zudem entsteht ein deutlich harmonischeres, komplexeres Aroma. Auch Rübensirup eignet sich, wobei ein Teil durch die Hefe vergoren wird. Zuckermengen jenseits von 5 bis 7 % haben in einem guten Dinkelvollkornbrot nichts verloren.
Salzzugabe
Die hohen Teigausbeuten bei Dinkelseelen, Knauzen und genetzten Broten, aber auch die weichen Vollkornteige, erfordern eine etwas höhere Salzzugabe, sonst entsteht schnell ein zu fader Geschmack. Der Kochsalzgehalt auf Getreideprodukte liegt dann eher bei 2,2 bis 2,5 %.
Fazit
Dinkel unterscheidet sich in vielen Punkten vom Weizen. So nimmt Dinkelmehl gegenüber Weizenmehl bei gleicher Teigfestigkeit deutlich weniger Wasser auf. Dies ist unter anderem der etwas anderen Zusammensetzung von Gliadin und Glutenin, den Glutenproteinen, geschuldet. Bei vergleichbarer Teigführung neigt Dinkel daher immer schneller zum Trockenbacken.
Mit den vorangegangenen Ausführungen haben wir uns bemüht, Maßnahmen vorzustellen, die dem entgegenwirken können. Eine „Krücke” allein, beispielsweise „nur“ ein Vorteig oder „nur“ ein Quellstück reichen in der Regel nicht, dieses Manko gänzlich auszugleichen. Zur optimalen Qualität führt immer eine Kombination sinnvoller Maßnahmen, wie eine milde Dinkelversäuerung mit zugesetztem Quellstück oder eine Dinkelversäuerung in Kombination mit einer passenden Menge eines Kochstückes. Auch Extrudate sind es Wert, versucht zu werden. Pflanzenfasern in diesem Bereich haben für uns einen hohen Stellenwert. Ob es die Flohsamen mit ihren günstigen darmregulierenden Eigenschaften, Kartoffeln roh, gekocht und gerieben oder andere Stabilisatoren – auf diesem Weg bleibt das komplette Gluten erhalten und sorgt für gern gesehene Stabilität. Bei Gebäckstücken wie Seelen, Knauzenwecken oder genetzten Broten, die traditionell mit Dinkel hergestellt wurden, erledigt sich das Thema Wasseraufnahme von selbst. Diese Teige werden extrem weich und sehr lange, teilweise über Nacht geführt. Solche Teigführungen erfordern Handarbeit, da gibt es keine Abkürzungen. Geschmacklich ist für uns der Dinkel hervorragend mit Roggen zu kombinieren. Beide Getreidesorten gewinnen durch diese Kombination, mehr als durch Kombinationen mit anderen Partnern. Das ist der Grund für unsere heutigen Rezepte.
Das vor Jahren in den Bäckereien noch sehr häufige König-Ludwig-Brot ist eine geschützte Fertigmischung mit den Grundbestandteilen Dinkel/Roggen im Brot. Immerhin darf hauseigener Sauerteig verwendet werden. Und hauseigenes Wasser.
Die Kombination von Dinkel und Roggen zähmt den manchmal aufdringlichen Eigengeschmack des Dinkels auf elegante Weise. Top-Kombination!
Rationale: warum der Vergleich zweier Sauerteigführungen bei einem sonst gleichen Rezept?
Weil die Brotbrüder der Meinung sind, dass das Thema nie beleuchtet wurde und es dem Brot-Gourmet bei genau dieser Getreidekombination eine Goldgrube der Erkenntnis liefert!
Fazit
Die dinkelkritische Wasserzugabe ist hier elegant durch ein Roggenkochstück gelöst- Roggen hilft kaum, Brotstruktur, Brotvolumen sicherzustellen, bindet jedoch als Kochstück große Mengen Wassers. Der ganze Dinkel kann zu 100% genutzt werden. Die Roggenflocken werden handwerklich sauber durch ein Brühstück vorverquollen und leiten durch die in den Randschichten vorhandenen Enzyme unterstützt durch die passende Brühtemperatur die Vermälzung ein.
Ein Rezept wie vom Reißbrett. Chapeau, Dietmar.
Rezept Nr. 1
“3-Stufen Roggensauerteig”
für ein Teiggewicht von 1994g / 3 Stück zu je 665g Teigeinlage
Sauerteig
Die angeführte Sauerteigtabelle zeigt die einzelnen Sauerteigstufen. Für den Anfrischsauer werden 1g Anstellgut verwendet. Für den Roggensauerteig wird das ganze Roggenmehl in Sauerteig verwendet.
Stufe | Mehl | Wasser | Reifezeit | TA | C° |
Anfrischsauer | 4g (R/960) | 4g | 5-6 Stunden | 200 | 27-29 |
Grundsauer | 46g (R/960) | 36g | 12 Stunden | 180 | 24-26 |
Vollsauer | 100g (R/960) 50g (R/2500) | 220g | 4 Stunden | 230 | 30-32°C |
Brühstück
200g | Roggenflocken (20%) | 100% |
350g | Wasser 100°C | 175% |
5g | Salz | 2,5% |
Roggenflocken und Salz mit kochenden Wasser übergießen und abgedeckt 4-5 Stunden quellen lassen.
Kochstück
40g | Roggenmehl Type 960 | 100% |
160g | Wasser 35°C | 400% |
Roggenmehl mit Wasser verrühren und anschließend einkochen (ca 90-95°C). Anschließend “abgedeckt” bis zur Weiterverarbeitung im Kühlschrank lagern.
Hauptteig
460g | reifer Roggensauerteig | 100% |
555g | Brühstück | 100% |
200g | Kochstück | 100% |
200g | Dinkelvollkornmehl | 20% |
360g | Dinkelmehl 630 | 36% |
20g | Salz | 2% |
10g | Flüssigmalz | 1% |
190g | Wasser | 34% |
Herstellung:
- Alle Vorteige und Zutaten 7-8 Minuten langsam mischen. Anschließend eine halbe Minute am schnellen Gang kneten.
- Teig in eine geölte Wanne legen und nach 30 Minuten einmal aufziehen / falten.
- Nach einer weiteren Teigreife von 30 Minuten (gesamt 60 Minuten) den Teig nach Wunsch teilen und zu runden Laiben formen. Danach 10 Minuten entspannen lassen, abermals zu runden Laiben formen.
- Danach länglich Formen und mit Teigschluss nach unten in bemehlte Gärkörbchen legen.
- Endgare ca. 50-60 Minuten
- Im vorgeheizten Backrohr bei 250°C mit kräftigen Schwaden in den Ofen schieben.
- Nach 5 Minuten die Backtemperatur auf 210°C reduzieren und kräftig ausbacken.
Brotbrüderurteil
Das Brot ist eher dunkel ausgebacken- das ist wichtig! Gerade die feuchte Krume profitiert von den Röstaromen, weil Diffusionsprozesse stattfinden können- die Fusion von Krumen- und Krustenaromen im Brot wird auf diese Weise ermöglicht. Wir nehmen malzig- süssliche Röstaromen wahr, die durch die leichte, angenehme Milchsäure der 3-Stufen-Führung kontrastiert, unterstrichen werden. Die lockere Krumenstruktur unterstützt das saftig-weiche, elastische Mundgefühl.
Eine Offenbarung!
Der hohe Wasseranteil erfordert mehr Salz, um einen harmonisch runden Geschmack zu behalten. (hier: 2,5% Salz auf das Mehl gerechnet)
Rezept Nr. 2
“Dinkelsauerteig” (mit aufgefrischtem Anstellgut)
Dinkelsauerteig
200g | Dinkelmehl 630 | 100% |
200g | Wasser | 100% |
20g | Anstellgut | 20% |
Aufgefrischtes Anstellgut in Wasser vollständig auflösen und anschließend mit dem Dinkelmehl klumpenfrei verrühren. Reifezeit 10-12 Stunden / Sauerteigtemperatur 25-27°C.
Brühstück
200g | Roggenflocken (20%) | 100% |
350g | Wasser 100°C | 175% |
5g | Salz | 2,5% |
Roggenflocken und Salz mit kochenden Wasser übergießen und abgedeckt 4-5 Stunden quellen lassen.
Kochstück
40g | Roggenmehl Type 960 | 100% |
160g | Wasser 35°C | 400% |
Roggenmehl mit Wasser verrühren und anschließend einkochen (ca 90-95°C). Anschließend “abgedeckt” bis zur Weiterverarbeitung im Kühlschrank lagern.
Hauptteig
420g | reifer Dinkelsauerteig | 100% |
555g | Brühstück | 100% |
200g | Kochstück | 100% |
200g | Dinkelvollkornmehl | 20% |
200g | Roggenmehl Type 960 | 20% |
160g | Dinkelmehl Type 630 | 16% |
20g | Salz | 2% |
10g | Flüssigmalz | 1% |
250g | Wasser | 45% |
Herstellung:
- Alle Vorteige und Zutaten 7-8 Minuten langsam mischen. Anschließend eine halbe Minute am schnellen Gang kneten.
- Teig in eine geölte Wanne legen und nach 30 Minuten einmal aufziehen / falten.
- Nach einer weiteren Teigreife von 30 Minuten (gesamt 60 Minuten) den Teig nach Wunsch teilen und zu runden Laiben formen. Danach 10 Minuten entspannen lassen, abermals zu runden Laiben formen.
- Danach länglich Formen und mit Teigschluss nach unten in bemehlte Gärkörbchen legen.
- Endgare ca. 50-60 Minuten
- Im vorgeheizten Backrohr bei 250°C mit kräftigen Schwaden in den Ofen schieben.
- Nach 5 Minuten die Backtemperatur auf 210°C reduzieren und kräftig ausbacken.
Brotbrüderurteil
Dinkelfreunde werden etwas zu schlucken haben mit dem Ergebnis. Das Brot für sich ist gut, stimmig. Der Biss kürzer, die Krume fester, dichter.
Die Komplexität des Aromenspiels des Bruderbrotes wird nicht erreicht. Wer dennoch einen Vorteil finden möchte: man kann die Scheibe Brot leichter mit Butter bestreichen. Die malzige Süße finden wir auch hier vor, die Röstaromen dringen jedoch nicht in die Krume, sie sind deutlich schwächer ausgeprägt.
243 Kommentare
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Ulrike Erbe
danke lieber Dietmar für Deine wissenserweiternden Ausführungen!
Ich habe mich an die erste Variante vom König gewagt, statt Roggenflocken gab es Roggenschrot.
Der Teig ähnelte mal wieder einer feuchten Betonmischung, das Formen war eine Herausforderung.
Doch siehe da, das Wunder geschah – im Ofen verwandelte sich die Masse zu einem wunderschönen und ‘ich kann nicht mehr aufhören zu essen’ -schmeckendem Brot!!!!! Danke für Deine Rezepte und liebe Grüße von Ulrike aus Berlin
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Dietmar Kappl
Hallo Ulrike,
die Teigfestigkeit war schon extrem 😉
Einfach das nächste mal etwas Wasser zurückbehalten – dann ist es gleich um ein Stück leichter zu formen!!
Lg. Dietmar
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Ulrike Erbe
ja danke, ich bin da häufig etwas zu wagemutig 😉 Trotzdem ist es unglaublich lecker im Geschmack. Das nächste Mal probiere ich Dinkelvariante – mit vorsichtiger Wasserzugabe. lg Ulrike aus Berlin
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Wolfgang
Hallo Dietmar,
eine generelle Frage zu der Sauerteigvariante:
Warum hierbei ein Dreistufen-ST ? Worin liegt hier der Unterschied zum Einstufen-ST—
Triebkraft , Geschmack Veränderung, oder….. ?
Unabhängig hiervon hätte ich gerne gewußst wie ich die Säure eines ST kräftig anheben kann–zum Beispiel fürs Scharzbrot . Würde auch hier ein mehrstufiger ST was bringen ?
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Dietmar Kappl
Hallo Wolfgang,
der hier verwendete 3_Stufensauerteig hat einen viel stärkere Triebleistung. Zusätzlich kann das Aroma durch seine mehrstufige Sauerteigführung besser gesteuert werden!
Durch mehrstufige Sauerteige kann ein kräftigeres Aroma durch folgende Punkte angehoben werden:
– Reifezeit des Grundsauers verlängern
– Grundsaueranteil erhöhen
– Temperaturspiel
– Teigausbeute der jeweiligen STUFEN
– Mehltypenaustausch der jeweiligen Stufen
wie du siehst kann hier enorm viel verändert werden – das Spiel Aroma und Trieb kann hier enorm angepasst werden 😉
Alleine schon die 2-Stufenführung kann ich jeden nur empfehlen!!
Lg. Dietmar
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Alexandra
… heute hatte ich endlich Zeit, die Dinkelsauerteig Variante zu backen…
Geschmacklich ein völlig anderes Brot…
Also beide Varianten sind top 👍😋😋🌾
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Dietmar Kappl
Noch krasser ist der Vergleich wenn beide zusammen verkostet werden 🙂
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Verdampft und Zugelegt
…. finde zur Zeit in den Geschäften ‚in meinem Dorf‘ (Grätzel einer größeren Stadt) Flocken aller Art, aber keine vom Roggen (bio) … wird sich finden. Aber wie kann ich das Flüssigmalz ersetzen? In einem kleinen Haushalt braucht man immer nur Miniaturmengen – hab lauter kleine angebrochene Malzpackungen und mag ungern das nächste beschaffen. Bitte um Rat 😶 … und dank auch recht schön im Voraus. LG!
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Dietmar Kappl
Einfach die Roggenflocken durch andere ersetzen – Hauptsache Flocken 😉
Das gleiche gilt auch für das Malz – nimm das was du hast – fertig!
So einfach geht’s 🙂
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Verdampft und Zugelegt
😉ja was mach mir auch immer in Bluserl… Danke 😊
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Rudolf Oribold
Hi, habe 5Kornflocken vom Kaufland/Bio genommen, höchste Anteil sind Roggenflocken. Flüssigmalz hatte ich vor einem Jahr vom Hobbybäcker (https://www.hobbybaecker.de/).de, bekomme ich hier in Velbert/NRW nur bei Denns.
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Verdampft und Zugelegt
Danke dir, Rudolf! Roggenflocken hab‘ ich gelöst – das älteste Reformhaus war dann wohl auch das am besten sortierte hier… aber Flüssigmalz will ich ja eigentlich ersetzten. Nur Honig alleine hat wohl nicht die Wirkung von Malz – vielleicht 50/50 oder 66/33 Honig mit Malzpulver? Notfalls muß ich das flüssige beschaffen, bevor das andere aufgebraucht ist – dann rettet mich der Webshop von bon gu 😊 Danke nochmal für‘s Erfahrung teilen – war sehr beruhigend zu lernen, dass die Mehrkornflocken auch ein sehr schönes Ergebnis bringen! LG!
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Rudolf Oribold
Hallo Dietmar,
so jetzt habe ich mich auch mal dran getraut. Nach mehrmaligen durchlesen und festlegen des Zeitplanes hat es geklappt. Das Rezept mit “Anschreiben” ist schon ein Hammer. Eins habe ich wieder festgestellt, ohne Gärbox läuft fast nix und Rezept genau lesen 😊.
Die Zubereitung war nicht ganz so easy aber hat geklappt. Die nächsten Brote werden etwas dunkler, aber ich bin schon sehr zufrieden. Geschmack, einfach Spitze sehr lecker lohnt sich immer wieder.
Vielen Dank für die umfassende Information.
LG aus dem Bergischen Land
Rudolf
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Dietmar Kappl
Hallo Rudolf,
volle Punktzahl 🙂 🙂
TOP!!
Lg. Dietmar
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Marcel
Hallo Dietmar,
vielleicht werden der Dinkel und ich doch noch Freunde 🙂 Danke auf jeden Fall für die ausführlichen Erläuterungen, die wirklich geholfen haben. Mein erstes Dinkelbrot ohne Krisen und Emotionen, das auch wirklich spitze schmeckt. War bestimmt nicht das letzte Mal.
Liebe Grüße,
Marcel
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Dietmar Kappl
Ging mir auch so 😉
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Rainer
Hallo Dietmar ,habe in Ermangelung von Flocken grobes Roggenschrot genommen hat super funktioniert und schmeckt .Noch eine Frage ,in welchem Bereich sollte die Teigtemperatur auf der Endgare liegen.
Gruß Rainer
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Dietmar Kappl
Hallo Rainer,
einfach Raumtemperatur 😉
Lg. Dietmar
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Uta G
Hallo Dietmar und Schelli,
gestern habe ich mich am ersten Rezept mit Sauerteig ausgetobt.
Neugierigerweise musste ich es gleich anschneiden….
Dinkel ist ab und zu mal nett, aber nicht unbedingt ein MUSS.
Aber wie sagt man auf Nordhessisch…. “s’schmegged”
Liebe Grüße auch an Daniela😘
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Dietmar Kappl
Na da hat ja was prima funktioniert Uta 🙂
Sieht klasse aus!!
Schöne Grüße von Daniela retour 😉
Lg. Dietmar
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Uta G
Hier der Abschnitt…
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Dietmar Kappl
Das sieht ja luftig aus 🙂 🙂
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Peterk
Ich habe mich an dem Roggenrezept gehalten, mein Brot sieht aber relativ anders aus als auf dem Bild. Die Flocken habe ich frisch “geflockt” und diese haben viel Wasser gezogen – gefühlt könnte noch mehr Wasser rein. Auf jeden schmeckt das Brot sehr mild und ausgewogen. Der Aufwand mit 3 Stufen ist mir aber zu hoch (oder eher ein Wocheendebrot). Nächstes Mal probiere ich Dinkel.
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Dietmar Kappl
Hallo Peter,
dein Brot sieht trotzdem klasse aus 😉
Kann ich gut verstehen das der Aufwand der 3-Stufenführung für den einen oder anderen zu aufwendig ist.
Kann auch durch eine 1-Stufenführung ausgetauscht werden – wer gerne möchte kann und darf auch etwas Hefe verwenden 😉
Lg. Dietmar
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Susanne
Hallo Dietmar, würde dann die 1-Stufenführung bei dem Roggenteig bedeuten:
200 g Roggenmehl,
260 g Wasser
20 g ASG (?)
oder analog zum Dinkelbrot 200g Mehl, 200g Wasser und 20g ASG?
Schönen Gruß,
Susanne
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Dietmar Kappl
Hallo Susanne,
ja genau 😉
(Achtung: bei der Roggenvariante wurde aber Schwarzroggen Type 2500 untergemischt – dieser hat eine höhere Wasseraufnahme! Wenn du nur mit einer Mehltype arbeitest, würde ich auf TA 210 reduzieren 😉 )
Lg. Dietmar
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Manfred Steinmann
Hallo Dietmar,
schon lange bin ich ein begeisterter „Leser-Anschauer-Nachmacher“ deiner Rezepte und sonstigen Infos. Aber heute bin ich auf einen Beitrag gestoßen, der mich neugierig macht und zu einer Frage führt, die mich schon lange beschäftigt. Es geht um die Bäckerprozente. In dem Beitrag (01.Februar 2020 um 11:16 Uhr) steht:
… aber das Wichtigste sind die Prozentangaben der Mehle in den Einzelnen Vor-Stufen!
Diese Aussage verstehe ich. Aber was mich interessiert sind die Prozentangaben im Hauptteig:
200g Dinkelvollkornmehl 20%
200g Roggenmehl Type 960 20%
160g Dinkelmehl Type 630 16%
Zum Beispiel:
Warum 20% Dinkelvollkornmehl, warum nicht 30%? Oder 20% Roggenmehl warum nicht Weizenmehl?
Also, meine konkrete Frage lautet.
Gibt es Tabellen oder sonstige Richtwerte / Faustformeln woraus sich Mischungsverhältnisse für Zutaten im Hauptteig ableiten lassen?
Mit lieben Grüßen aus Herford
Manfred Steinmann
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Dietmar Kappl
Hallo Manfred,
die Mehlmengen im anschließenden Hauptteig sind egal 😉
Sollte Dinkel- oder Weizenmehl durch Roggenmehl ersetzt werden, so wäre ein anheben der Sauerteigmenge ratsam. Das wichtigste ist die zu versäuernde GESAMT-Roggenmehlmenge.
Hier ist folgende TABELLE zu beachten:
Mehlmischung : RM / WM
100:0 = 40% Roggenmehl versäuern
90:10 = 45% Roggenmehl versäuern
80:20 = 50% Roggenmehl versäuern
70:30 = 50% Roggenmehl versäuern
60:40 = 50% Roggenmehl versäuern
50:50 = 50% Roggenmehl versäuern
40:60 = 60% Roggenmehl versäuern
30:70 = 60% Roggenmehl versäuern
20:80 = 70% Roggenmehl versäuern
10:90 = 100% Roggenmehl versäuern
Das sind eigentlich die wichtigsten Grundparameter für die Rezeptentwicklung. Achtung: RICHTWERTE!!!!
Anschließend ist es egal, welche Mehlmischung du daraus kreierst – es sind nur mehr Wassermengen und Knet-Mischzeiten anzupassen.
Wenn jetzt noch Quell- Koch- und Brühstücke verwendet werden, dann verbessert dies dein Brot noch.
Einmal das ganze Spiel durchschaut, ist es Watschn-einfach 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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Manfred Steinmann
Hallo Dietmar,
vielen Dank für deine schnelle und so hilfreiche Antwort.
Ich hoffe, ich belästige Dich nicht zu sehr, wenn ich noch eine Frage stelle.
Das mit den verschiedenen Parametern habe ich, so glaube ich verstanden.
Bleibt noch eine Frage allgemein zu den Mischverhältnissen in den Hauptteigen:
Wirkt sich das Backverhalten der einzelnen Mehle, wenn sie beliebig ausgetauscht werden nicht backtechnisch gesehen auf einander aus?
Beispiel Dein „Vierkanter“ (ein super Brot).
Hauptteig:
735 g reifer Sauerteig
1100 g eingeweichtes Quellstück
100 g Roggenmehl Type 960
150 g Weizenmehl Type 700
22 g Salz
5 g Hefe
Ist es möglich z.B. das Weizenmehl einfach zu streichen oder durch ein anderes beliebiges Mehl zu ersetzen? Ich hoffe ich konnte mich verständlich äußern und bedanke mich im Voraus für Deine Mühe, die Du Dir machst!
Mit lieben Grüßen aus Herford
Manfred Steinmann
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Dietmar Kappl
Hallo Manfred,
ja klar 😉
Lg. Dietmar
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Angelika
Das Brot sieht phantastisch aus 😋
Die 50 g Roggenmehl/2500… durch welches Mehl könnte ich es tauschen?🤔
LG Angelika
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Alexandra
… also für den ersten Versuch bin ich ganz Zufrieden 😀…
Roggensauerteig Variante 😋😋🌾
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Dietmar Kappl
Hallo Alexandra,
SPITZE 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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Marc
Hallo Dietmar, toller Beitrag und sehr interessant! Als Schwabe ist das ja noch spannender für mich.
Ich bin schon lange auf der Suche nach einem Rezept für ein echtes eingesetztes oder knauzen das im Backhaus gebacken wird. Heißt also Teigführung über Nacht und keine Stückgare. Und vorallem Dinkel!
vielleicht kommt ja sowas mal… mich würde es riesig freuen… backen wie früher 😜
Viele Grüße Marc
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Dietmar Kappl
Hallo Marc,
die Ideen sind Grenzenlos und werden noch genialer – weil ich schon weiß was als nächstes kommt und kommen wird 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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Marc
Da bist du uns was voraus und wir sehr gespannt! Heute war wieder Backhaustag und die kümmelkruste ein Gedicht aus dem holzofen.
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Dietmar Kappl
Die schauen aber echt klasse aus 🙂
Der King im Backhaus!!!
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HerbertBo
hier noch das Foto
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HerbertBo
Ok, ich bin auch erklärter Anhänger vom Dinkelsegen I-X aber die beste Ehefrau von allen verlangt immer das ich Dinkelbrot backe und droht ansonsten mit käuflichen Erwerb eines solchen!
Rezept 1 mußte es sein und nach dem backen ging zum ersten Mal die Dinkelsonne auf!
Ein Duft, ein Aroma und ein Geschmack der mich nachdenklich macht ob Dinkel nicht doch für den menschlichen Verzehr geeignet ist!
Von der Masterclass können sich alle anderen wilden Blogger, Mehlversender etc mehr als eine Scheibe abschneiden!!!!!
Danke!
Und jetzt backe ich für mich noch Tour de Meule.
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Dietmar Kappl
Danke Herbert,
das motiviert zu neuen Themen 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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Robert Schoen
Moin Dietmar,
schön Informatives Rezept. Tauchen solche ausfühlichen Rezepte in deinem Blog nochmal gesondert auf? Du hast ja noch die Kategorie “gut zu wissen” und da würden ja der Infoteil richtig gut rein passen und wäre auch schneller auffindbar.
Kannst du mir noch erläutern wie die %-Angaben genau zu verstehen sind? Anhand des Kochstückes kann ich mir das in etwa ableiten, nur beim Hauptteig wird es etwa unübersichtlich für mich was als Bezugspunkt genommen wird.
VG,
Robert
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Dietmar Kappl
Hallo Robert,
den Gedanken hatte ich auch schon diese Masterclass-Beiträge gesondert zu platzieren!
Die % Angaben sind wahrscheinlich für den einzelnen etwas verwirrend, aber das Wichtigste sind die Prozentangaben der Mehle in den Einzelnen Vor-Stufen! Mehl ist in jeder Rezeptur auf 100% berechnet. Die %-Angabe der Mehle zeigt dir auf einen Blick wie viel Mehl in Vorstufen verwendet wird. Einmal durchgeblickt versteht man das Spiel bei Aroma- und Triebführung in der Brotherstellung.
Lg. Dietmar
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Basti K.
Vielen Dank ihr Zwei für die geballte Ladung Theorie ;). Da fühlt ich mich gleich paar Gramm schlauer.
Bin nun auch kein Fan von Dinkel, aber mit der Zeit beschäftigt man sich halt doch etwas intensiver mit dem Thema, weils von der Familie auch oft verlangt wird. Für mich ist nach dieser Lernstunde wieder einiges klarer was Dinkel angeht.
Vielen Dank. Rezept wird nachgeholt 😛
VG Basti
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Hubert v. Thailand
Zwar sagt man, dass es keine bloeden Fragen sondern nur bloede Antworten gibt, trotzdem: Ich bekomme kein Dinkelmehl hier, das steht wie ein Bock. Wenn ich es mit T80 oder 700er backe oder einer 50:50 Mischung, was aendert sich? Wahrscheinlich wird es hauptsaechlich am Wasseranteil liegen, oder??
Bitte um Antwoert, ich brauche ein wenig Beschaeftigung und Nervenkitzel am Wochenende😉😁! Natuerlich koentte ich es mir leicht machen und ein anderes Brot backen, aber laestig wie ich nun einmal bin, gehe ich den weiteren Weg😉.
LG Hubert
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Dietmar Kappl
Mein Hubert,
tausche einfach das Mehl und knete eventuell den Teig noch 3-4 Minuten schnell (dieser muss sich vollständig von der Kesselwand lösen!!
Den Rest der Rezeptur würde ich so belassen – auf geht’s zum Nervenkitzel!!
Lg. Dietmar
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Hubert v. Thailand
😁😁😉, vielen Dank, das werde ich machen, aber erst morgen, genau jetzt steht naemlich eine Partie Kleingebaeck auf der Gare!
Hab vielen Dank, mein Freund und ein fruehlingshaftes Wochenende wuensche ich euch. Bei uns war derJaenner 5 Grad zu warm, gelassen ausgedrueckt – es war sauheiss. Ich bin seit 8 Jahren hier, so einen Jaenner habe ich noch nicht erlebt, die befreundeten thailaendischen Nachbarn sagen dasselbe. Es passt nix mehr.?
Liebe Gruesse
Hubert
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Dietmar Kappl
Wie bei uns – 16°C am ersten Februar (das ist doch nicht normal!!!) 🙁
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Rainer
Hallo Dietmar,
ich hätte noch eine Anmerkung zu dem Punkt Kochdinkel, bzw. Kochgetreide, in Bezug auf Zeitersparnis: ich brauche manchmal gekochtes Getreide auch zum Fischen. Da war es mir über, so lange (über eine Stunde) zu warten, bis die Körner gekocht und ausgequollen waren. So habe ich mir eine Thermosflasche aus Edelstahl, mit einem Liter Inhalt, besorgt. Da kommen dann am Tag vorher, 250 gr. Getreide rein und der Rest wird mit kochendem Wasser aufgefüllt, Stopfen und Deckel drauf…. fertig. Wer möchte kann auch noch gleich Salz, Gewürze oder ähnliches mit zugeben. Am nächsten Tag ist, oh Wunder, alles fertig und die Körner sind bis unter den Stopfen gequollen. Dieses Vorgehen ist auch super, wenn man z.B. einen Auflauf, Salat oder Getreideburger mit gekochen Getreidekörnern machen möchte….. Es geht alles wie von selbst!!! 😄 Man spart nicht nur Zeit, sondern auch noch Energie!!!
Lg. Rainer
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Dietmar Kappl
Hallo Rainer,
das funktioniert wirklich???
Du machst mich fertig – is des Geil 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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Rainer
Hallo Dietmar,
kannst Dich wie immer auf mich verlassen!!! Ganz gleich was Du für Körner nimmst…. Gerste, Grünkern …. oder … oder…
Wichtig ist halt, dass kein Glaskolben in der Thermoskanne oder -Flasche ist, sondern Edelstahl. Sollten sich die Körner mal etwas mehr ausdehnen, dann passiert bei Edelstahl halt nichts.
Lg. Rainer
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Dietmar Kappl
Das probier ich sicher in meinen nächsten Kurs – das ansetzten von Koch und Brühstücken durch die “Rainermethode” 🙂
Gefällt mir jetzt schon!!!
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Rainer
Hallo Dietmar,
ich fühle mich geehrt!!! 😄😄
LG. Rainer
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Irmgard
coole Idee, danke!
http://www.wildes-brot.de
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Irmgard
Hi Didi,
krieg ich Dich also so allmählich doch zum Dinkel bekehrt?
Schönes Rezept, wird nachgebaut oder machen wir das im Juni-Kurs? Mein Foto zeigt übrigens ein 100% Dinkel-VK-Brot, Mehl am Vortag gemahlen und ausgesiebt mit Flockenbrühstück, getrieben nur mit Dinkelfermentstarter.
Grüße
Irmgard
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Dietmar Kappl
Ob das meine Große Liebe wird – ich weiß nicht 😉
Bin aber froh wenn so mancher “one night stand” funktioniert!!!
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